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Alex Hofmann über Liberty: "Solange der Rennsport auf der Strecke gut ist ..."
ServusTV-Experte Alex Hofmann sieht die Liberty-Übernahme als große Chance für die MotoGP an, auch wenn die Puristen "vor den Kopf gestoßen" werden
(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP befindet sich im Umbruch. Nach den beiden kommenden Jahren gibt es ein neues technisches Reglement, das die Kräfteverhältnisse neu ordnen wird. Und auch in Sachen Vermarktung stehen Änderungen bevor, sofern MotoGP-Promoter Dorna von Liberty Media übernommen werden kann (das stellt sich voraussichtlich im Frühjahr 2025 heraus).

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MotoGP-Experte Alex Hofmann schaut optimistisch in die Zukunft Zoom
Wir haben uns mit ServusTV-Experte Alex Hofmann über die Entwicklung der MotoGP unterhalten. Der ehemalige Motorrad-Profi befürwortet sowohl das 2027er-Reglement als auch die Chancen, die sich durch Liberty Media ergeben.
"Ich sehe 80 Prozent der Entwicklung als wirklich positiv an", bemerkt Hofmann mit Blick auf die allgemeine Situation. "Die Rennen sind spannend und abwechslungsreich. Alle drei Klassen sind unterhaltsam. In der Moto3 gibt es immer eine Entscheidung in der letzten Kurve. Die Rennen sind für die Fans super spannend."

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Die MotoGP verzeichnete 2024 neue Zuschauerrekorde Zoom
Gleichzeitig ist Hofmann überzeugt, dass es in Sachen Vermarktung noch viel Luft nach oben gibt. Laut Hofmann kann man "noch einige Dinge besser machen". Wichtig ist vor allem, die nächste Generation Fans zu erreichen. TV-Übertragungen reichen dafür nicht mehr aus.
Warum Alex Hofmann für die Zukunft optimistisch ist
"Heutzutage ist es extrem wichtig, den Zuschauer in seinem Wohnzimmer zu erreichen. Klassisches Fernsehen ist nicht ausreichend. Man muss versuchen, die Jugend über andere Kanäle zu erreichen", bemerkt Hofmann.
Die Formel 1 profitierte vor einigen Jahren stark vom Hype um die Serie "Drive to Survive". Auch Hofmann erkennt in derartigen Formaten eine große Chance. "Liberty Media hat mit der Netflix-Doku, egal ob es ein Glücksgriff war oder nicht, einen Nerv getroffen. Sie haben verstanden, wie man die breite Masse erreicht. Diesen Weg muss man gehen."

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Alex Hofmann begleitet die MotoGP seit vielen Jahren als TV-Experte Zoom
"Liberty wird dank der Erfahrung den Sport für die breite Masse professioneller und interessanter machen", ist Hofmann überzeugt. "Parallel dazu werden die technischen Voraussetzungen ab 2027 wieder besser. Der Sport steht mit dem Wegfall der Ride-Height-Devices und anderer technischer Spielereien, durch die die Motorräder zu perfekt wurden, wieder stärker im Vordergrund."

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Ride-Height-Device: Diese Technologie fällt ab 2027 weg Zoom
"Das Talent des Fahrers steht wieder stärker im Fokus. Wir werden mehr Slides und Wackler sehen. Wir werden mehr Fehler sehen, das begünstigt dann wieder Überholmanöver. Theoretisch hat man die Grundlage geschaffen, den Sport mindestens genau so gut zu halten oder ihn tendenziell noch zu verbessern. Ich sehe das alles sehr positiv", freut sich Hofmann auf die kommenden Jahre.
Werden die MotoGP-Puristen vernachlässigt?
Wenn Liberty Media den Sport für die breite Masse attraktiver macht, dann ist zu befürchten, dass die absoluten Puristen vernachlässigt und verschreckt werden. "Das wird nicht ausbleiben", grübelt Hofmann.
"Wenn man den MotoGP-Freak ansprechen möchte, dann redet man von einem Promillebereich der weltweiten Bevölkerung. Das ist ein spezieller Typ Mensch. Es ist nicht die Masse", erkennt Hofmann. "Sobald man die breite Masse erreichen möchte, wird man die Puristen vor den Kopf stoßen. Es geht nicht anders."
Komplett schwarz sieht Hofmann mit Blick auf die Situation bezüglich der Traditionalisten aber nicht: "Solange der Rennsport auf der Strecke gut ist, kann sich der absolute Racing-Freak vor Ort ja selbst aussuchen, was er sich anschaut. Er hat trotzdem die Möglichkeit, am Pitwalk teilzunehmen und in die Boxen reinzuschauen, anstatt zum Konzert oder zur Party mit DJ zu gehen."
VIPs wichtiger als der Sport: Drohen Zustände wie im Formel-1-Grid?
"Natürlich wird es aber auch Leute geben, die das Event mehr zu schätzen wissen als den Sport und wenig Ahnung haben vom Renngeschehen", prophezeit der ehemalige MotoGP-Pilot und schaut auf die Königsklasse im Automobilsport: "In der Formel 1 gibt es mittlerweile Events, die ich nicht unterstütze, bei denen es nur noch darum geht, welcher VIP in der Startaufstellung ist und der Sport niemanden mehr interessiert. Ich hoffe, dass wir da nicht hinkommen."

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Das Formel-1-Event in Las Vegas polarisiert Zoom
Laut Hofmann ist die Gefahr gering, Zustände wie die in der Formel 1 zu erreichen, da die MotoGP die VIP-Hotspots nicht ansteuern kann. "Wir sind gebunden an traditionelle Rennstrecken", so der ServusTV-Experte.
"Selbst wenn sie es wollen: Liberty kann nicht entscheiden, plötzlich nach Las Vegas oder Miami oder Singapur zu gehen. Damit schließt man das indirekt aus, weil die VIPs nicht in Versuchung kommen, das Event spontan zu besuchen", erklärt Hofmann.

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Kultstrecken wie Mugello lassen sich laut Alex Hofmann nicht ersetzen Zoom
"Die MotoGP muss an Rennstrecken wie den Sachsenring oder Mugello kommen. Das sind Kurse, die für den Motorradsport geschaffen wurden. Man kann nicht einfach sagen, es gibt einen Grand Prix von Rom", ist der Deutsche überzeugt.
Warum Alex Hofmann die Idee gemeinsamer F1/MotoGP-Events gut findet
Ein Szenario, das bei einer erfolgreichen Liberty-Übernahme naheliegend ist, sind kombinierte Rennwochenenden, bei denen beide Königsklassen zusammen fahren. Alex Hofmann begrüßt die Idee, kombinierte F1/MotoGP-Events zu veranstalten.

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Alex Hofmann begrüßt die Idee kombinierter Superevents Zoom
"Das wäre sehr schlau", bemerkt Hofmann. "Wenn die rechtlichen Aspekte geklärt sind, dann wird sicher innerhalb von zwei Jahren so etwas wie ein Super-Motorsports-Weekend geben, bei dem allerdings nur die MotoGP und die Formel 1 fährt. Die Rahmenserien fallen dann weg."
"Das findet dann auf einer Rennstrecke statt, die für beide Serien in Frage kommt, wie Barcelona", prophezeit Hofmann, der bei beiden Rennserien gern live vor Ort ist und eine große Begeisterung spürt. "Ich glaube, das ist dann eine Pflicht-Veranstaltung für eine erfolgreiche Cross-Promotion", bemerkt der 44-Jährige.


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