Aleix Espargaro: "Habe Jorge nie gesagt, er solle zu Honda gehen"

Aleix Espargaro nimmt Stellung zu den Wechselgerüchten um Jorge Martin - Dabei betont er: "Ich habe ihn zu Aprilia gedrängt, aber nicht zu Honda"

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Statement, das Aprilia am Donnerstag vor dem MotoGP-Wochenende in Silverstone veröffentlicht hat, ist die Zukunft von Jorge Martin bei der italienischen Marke wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Auch Aleix Espargaro, Ex-Aprilia-Fahrer und enger Freund von Martin, hat sich dazu geäußert.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Aleix Espargaro rät Jorge Martin, Aprilia nicht vorschnell aufzugeben Zoom

Der Spanier, der in Silverstone mit einer Wildcard für Honda antritt, spielte beim Wechsel von Martin von Pramac-Ducati zu Aprilia im vergangenen Jahr eine entscheidende Rolle. Nach Espargaros eigenem Rückzug als aktiver Stammpilot trat Martin schließlich dessen direkte Nachfolge im Aprilia-Werksteam an.

"Ich will nicht sagen, dass es meine Schuld oder mein Verdienst ist, dass Jorge bei Aprilia ist, aber ich habe sehr stark Druck auf Aprilia gemacht, und ich habe Jorge versucht zu überzeugen, so viel ich konnte", erklärt Espargaro rückblickend.

"Er musste sich zwischen zwei oder drei Herstellern entscheiden, und ich habe alles getan, damit er sich für Aprilia entscheidet." Doch dass er jetzt er erneut seine Finger im Spiel habe, Martin zu Honda zu locken, verneint Espargaro entschieden.

"Ich schwöre, dass ich ihm nie gesagt habe, er solle zu Honda gehen. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Jorge ist ein unglaublicher Fahrer, und natürlich will jedes Team den Weltmeister haben. Aber ich möchte ihn siegen sehen, und zwar mit Aprilia. Aber ich respektiere seine Entscheidung", stellt der Spanier klar.

Espargaro zollt Martin und Aprilia Respekt

Die Gerüchte über einen möglichen Abgang überraschen ihn nicht. Er verweist auf die schwierige Situation, in der sich Martin seit Beginn der Saison befindet - körperlich angeschlagen, mental erschöpft. "Niemand hier, nicht mal ich, kann nachvollziehen, wie sehr er in den ersten drei, vier Monaten gelitten hat."

"In so einer Lage weiß man nie, was man tun wird. Deshalb muss man seine Entscheidung respektieren", bekräftigt Espargaro, ergreift zugleich aber auch Partei für Aprilia.

"Ich hatte immer das Gefühl, dass ich vom Aprilia-Management hervorragend behandelt wurde. Ich habe riesigen Respekt vor diesem Team. Ich finde, sie haben das perfekte Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und familiärer Atmosphäre", schwärmt er.

Er sei dort "sehr, sehr glücklich" gewesen und habe immer das Gefühl gehabt, "für sie wie Valentino Rossi zu sein", betont Espargaro. Doch auch wenn er selbst immer eine große Wertschätzung bei Aprilia genossen hat, gehe es bei der aktuellen Debatte nicht um Loyalität gegenüber einem bestimmten Hersteller.

Aleix Espargaro, Jorge Martin

November 2024: Martin auf der Aprilia RS-GP, Espargaro auf der Honda RC213V Zoom

"Es geht nicht um mich, nicht um Aprilia. Es geht um einen Fahrer, der ganz oben war und plötzlich ganz unten ist. Es ist wirklich schwer zu verstehen, was man in so einer Lage tun würde. Aber ich werde alles respektieren und versuchen, ihm beizustehen."

Dass mit den jüngsten Gerüchten auch die Freundschaft der beiden in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt ist, hat seine Schattenseiten, wie Espargaro gesteht: "Das ist nicht einfach. Neulich habe ich etwas unter seinem Instagram-Post geschrieben, und plötzlich war dieser Kommentar überall zu sehen."

"Es hatte noch nicht einmal etwas mit Motorrädern zu tun. Gestern war er bei mir zu Hause zum Abendessen, und wir haben darüber gelacht. Aber man muss extrem aufpassen."

Martins Genesung schreitet langsam voran

In dem Zusammenhang verrät Espargaro auch, dass Martins Manager Albert Valera ihn vorab eigentlich gebeten hatte, nicht über Jorge zu reden. "Das ist das Beste, denn wenn du einmal anfängst, kannst du nicht mehr aufhören", so Espargaro.

"Aber ich weiß, dass die Situation im Moment nicht einfach ist, also versuche ich, seinen Moment zu respektieren. Er hat zu kämpfen, und es ist für Außenstehende wirklich schwer zu verstehen, was in ihm vorgeht. Er kommt aus einem sehr harten Moment."

Deshalb ist Espargaro bemüht, Martin den Rücken zu stärken - sowohl als Freund als auch als ehemaliger Fahrerkollege: "Er ist in einer schweren Phase, vor allem mental. Was ich ihm mitgeben kann: Bleib nah bei den Menschen, die dich lieben. Das ist das Einzige, was hilft. Wenn du allein bist, wird alles negativ."


Fotostrecke: Die größten Verletzungscomebacks in der MotoGP

Und er rät Martin, jeden kleinen Fortschritt zu feiern, und wenn es nur ein Spaziergang in den Bergen ist. "Dann feiere das mit einer Pizza am Abend. Solche kleinen Dinge sind extrem wichtig, denn am Ende machen sie den Unterschied."

Was die körperliche Genesung von Martin betrifft, habe der Weltmeister vor allem in der vergangenen Woche "eine große Veränderung gespürt", sagt Espargaro. "Er fing an zu laufen, ging in die Berge, begann ein normales Leben zu führen. Er kann zwar noch nicht trainieren, aber zumindest ein normales Leben führen."

"Das war schon eine große Verbesserung. Aber natürlich, mental kämpft er. Er kämpft, weil es eine schwere Verletzung ist, er hat auch sein Selbstvertrauen verloren, er hat angefangen zu zweifeln, ob er wieder schnell sein wird oder nicht. Es ist nicht einfach."

Über ein Comeback seines Freundes macht sich Espargaro daher keine Illusionen: "Es ist noch viel Zeit, bis er wieder auf die Rennstrecke zurückkehrt. Bis dahin könnte sich die Atmosphäre [mit Aprilia] dreimal aufheizen oder abkühlen."

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