Agostini: "Reifen tragen eine Schuld"

Motorrad-Legende Giacomo Agostini glaubt, dass die MotoGP grundlegend sicher ist, sieht im Verhalten der Bridgestones aber eine potenzielle Gefahr

(Motorsport-Total.com) - Nach wie vor herrscht in der MotoGP Trauer über den Tod von Marco Simoncelli. Auch Landsmann Giacomo Agostini ist mitgenommen. Gegenüber 'RAI Radio' versucht der 15-malige Weltmeister, den Unfall zu erklären und die Sicherheit in der MotoGP genau zu untersuchen. Dabei kommt er zu dem Urteil, dass der Standard in der Motorrad-WM hoch genug ist: "Es ist sinnlos, über die Sicherheit und den Schutz zu diskutieren. Ich denke, dass es in diesem Fall genug gab."

Titel-Bild zur News: Giacomo Agostini

Giacomo Agostini kritisiert das Verhalten der Bridgestone-Reifen in der MotoGP

"Es wurde sehr viel für die Sicherheit getan. Unglücklicherweise gibt es keinen Schutz für den Fall, dass zwei Motorräder, die jeweils 150 Kilogramm wiegen mit 150 Kilometern pro Stunde in einen rein fahren", erläutert er. "Heutzutage wurden viele Verbesserungen gemacht. Die Strecken sind sehr sicher, es gibt Auslaufzonen, die Lederkombis sind sicherer und die Helme schützen besser. Es gibt sogar einen Airbag von Dainese, der den Rücken, die Schulter und den Kopf schützt."

"Zu meinen Zeiten sind wir mit kleinen Helmen und sehr leichten Kombis gefahren, die weniger als ein Kilogramm gewogen haben. Die Strecken wurden durch Wände, Bäume und Stahlgeländer begrenzt. Unglücklicherweise war es so. Es war hoffnungslos", erinnert sich Agostini. "Es gab sehr viele Stürze und viele meiner Kollegen verloren ihr Leben."

"Wir können niemandem die Schuld geben. Es war ein Unfall, wie er oft in Rennen und Trainingssitzungen passiert. Unglücklicherweise war er am Sonntag verhängnisvoll", schildert er. Für einen Großteil der Experten tragen die Elektronik in der MotoGP und das oft kritisierte Verhalten der Bridgestone-Reifen zumindest eine Teilschuld am fatalen Unfall in Sepang.

Marco Simoncelli

Macro Simoncelli verlor in Sepang in der zweiten Runde die Kontrolle Zoom

Agostini relativiert das: "Ich denke nicht, dass die Elektronik keine Schuld hat. Ich mag die Elektriksachen, genau wie viele andere Fahrer, auch nicht besonders. Ich bevorzuge es, wenn das Motorrad vom Fahrer kontrolliert wird und nicht die Elektronik das Handgelenk führt."

"Die Reifen tragen eine Schuld", stellt er fest. "Heutzutage wollen alle Fahrer Reifen, die von der ersten bis zu letzten Runde ohne Leistungseinbußen funktionieren. Die Hersteller bauen die Reifen so, dass sie sich daran anpassen. Sie sind ein bisschen härter und etwas schwieriger zu handhaben. Unglücklicherweise bedeutet das, dass der Reifen ohne Vorwarnung wegrutscht, sobald es an Grip mangelt."

"Vielleicht würde es Sinn machen, andere Reifen zu haben, die ab Rennmitte schlechter werden. Der Fahrer müsste dann vorsichtiger fahren", analysiert er. "Dann wäre es etwas ähnlicher zu meinen Zeiten, als der Reifen Mitte des Rennens abgenutzt war, man mehr driften und vorsichtiger fahren musste."