20 Rennen und mehr: MotoGP-Kalender für Herve Poncharal "wie ein Roman"

IRTA-Präsident Herve Poncharal erklärt, warum es im MotoGP-Kalender nur wenig große Pausen gibt und gibt einen ersten Ausblick auf den 2024er-Kalender

(Motorsport-Total.com) - Der aktuelle Rennkalender der Motorrad-Weltmeisterschaft mit ihrer Königsklasse MotoGP umfasst 20 Grands Prix. Ursprünglich waren für die laufende Saison 2023 sogar 21 Grands Prix vorgesehen, aber einer wurde abgesagt. Die Formel-1-Weltmeisterschaft trägt in der laufenden Saison 2023 sogar 22 Grands Prix aus. Und der bereits veröffentlichte Formel-1-Kalender 2024 umfasst sogar 24 Grands Prix.

Titel-Bild zur News: Start zum GP Frankreich 2023 in Le Mans: Marc Marquez führt

Im MotoGP-Kalender 2023 gibt es 20 Grands Prix und 20 Sprints Zoom

Da stellt sich die Frage, ob immer mehr Rennen wirklich der Schlüssel zu größerem Erfolg und vor allem zu größerem Fan-Interesse sind? Herve Poncharal, der in der MotoGP-Szene als IRTA-Präsident und als Teamchef des Tech3-Rennstalls eine gewichtige Rolle spielt, glaubt, dass der aktuell von MotoGP, Formel 1 und Co. verfolgte Kalender-Weg zu großen Teilen der richtige ist.

"Ob es Formel 1 oder MotoGP ist, das Format ist ganz ähnlich. Ich vergleiche das gerne mit einem Roman mit vielen Kapiteln." sagt Poncharal im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wenn du das erste Kapitel, Portugal, gelesen hast, dann willst du wissen, wie es im zweiten Kapitel, Argentinien, weitergeht, und so weiter", projiziert der IRTA-Präsident seinen Roman-Vergleich auf den aktuellen MotoGP-Kalender.

Aber müssen es wirklich gleich 20 oder mehr Kapitel sein? Poncharal findet, ja: "Was wir festgestellt haben, als es im vergangenen Jahr aufgrund der Finnland-Absage fünf Wochen Pause gab: Wenn es keine Rennen, keine Events gibt, dann verlieren die Fans das Interesse. Du musst die Fans nahezu täglich bedienen mit Rennen, mit Storys, mit irgendetwas."

"Wenn du die Leute überfrachtest ..."

"Sicherlich", räumt Poncharal ein, "wenn du die Leute überfrachtest, indem du sie jeden Tag fütterst, dann kann der Effekt geringer ausfallen. Aber der größte Lerneffekt, den wir verzeichnet haben ist, wenn es zwischen den Rennen eine zu lange Pause gibt, dann schalten die Leute ab."

"Für uns sind mehr Rennen schwierig, weil die Belastung größer ist. Die Fans aber, und das hat eine Umfrage ergeben, wollen mehr Rennen", verweist Poncharal in diesem Zusammenhang auf die weltweite MotoGP-Fan-Umfrage, die im Sommer 2022 von MotoGP und von Motorsport Network durchgeführt wurde.

Eines der zahlreichen Ergebnisse der Umfrage war unter anderem: 74 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich für 19 oder mehr Rennen im MotoGP-Kalender aus, wobei 52 Prozent eine Saisonlänge von 19 bis 21 Rennen favorisierten. "Deshalb können wir es uns nicht erlauben, zu große Pausen zwischen den Rennen zu haben", schlussfolgert Poncharal.

Die aktuell laufende Sommerpause im MotoGP-Kalender 2023 mit fünf rennfreien Wochenenden ist nur deshalb so lang, weil der ursprünglich für den 9. Juli angesetzt gewesene Grand Prix von Kasachstan abgesagt wurde. Mit Blick auf die zweite Saisonhälfte, in der in einem Zeitraum von zwei Monaten sage und schreibe acht Grands Prix stattfinden, gibt aber auch Poncharal zu: "Von Ende September bis Ende November ist es verrückt."

Herve Poncharal

Herve Poncharal: IRTA-Präsident und Tech3-GasGas-Teamchef Zoom

In Vorausschau auf den noch nicht veröffentlichten MotoGP-Kalender 2024 kündigt Poncharal schon jetzt "20 oder 21 Rennen mit mehr Ausgewogenheit" an. Grund für mehr Ausgewogenheit ist unter anderem, dass der Grand Prix von Katar dann nicht mehr im Herbst, sondern wie in der Vergangenheit wieder als Saisonauftakt fungieren wird.

Als Termin für den Grand Prix von Katar 2024 ist das Wochenende 8. bis 10. März bereits bestätigt. Somit beginnt die neue MotoGP-Saison zwei Wochen früher als die aktuelle, die erst am 26. März in Portugal eröffnet wurde.

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