Kolumne: Die Nachwuchstalente geben wieder Gas

Was von der Moto3-Saison zu erwarten ist: Redakteur Gerald Dirnbeck schildert seine Gedanken über die Nachwuchsklasse und den Kampf Jonas Folger gegen die Spanier

(Motorsport-Total.com) - Liebe Motorrad-Freunde, am kommenden Sonntag stehen um 18:00 Uhr die Nachwuchsstars der Moto3 in Katar in der Startaufstellung. Die neue Klasse hat uns im vergangenen Jahr viel Action, Dramen und spannende Rennen gebracht. Am Ende durften Sandro Cortese und KTM über den ersten WM-Titel jubeln. Nun sind die Karten neu gemischt und der Nachfolger für Cortese wird gesucht. Die Wintertestfahrten in Spanien lassen andeuten, dass auch diesmal KTM beziehungsweise Kalex-KTM die Favoritenrolle inne hat.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Auf Jonas Folger liegen die großen Hoffnungen der deutschen Fans Zoom

Wer hat die Nase vorne? Das ist in der kleinsten Klasse unmöglich vorauszusehen und macht die Moto3 so spannend. Auf dem Papier hat natürlich Luis Salom gute Karten. Der Spanier hat im Vorjahr zwar "nur" zwei Siege gefeiert, doch mit seiner unglaublichen Konstanz wurde er Vizeweltmeister. Und genau diese Konstanz ist in der Moto3 entscheidend. Salom war fast immer unscheinbar in der Spitzengruppe dabei und schlug am Ende zu. Nun tritt er im KTM-Werksteam von Aki Ajo die Nachfolge von Cortese an.

KTM hat ein neues Motorrad entwickelt und die Anzeichen sind gut, dass das Motorrad auch diesmal die Referenz sein könnte. Es ist ein österreichischer Farbtupfer in einer von Spaniern dominierten Klasse. In der MotoGP (Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo), in der Moto2 (Pol Espargaro) und auch in der Moto3 zählen Spanier zum heißen Favoritenkreis. Auch in den kommenden Jahren werden Fahrer der iberischen Halbinsel die Motorrad-WM im Griff haben.


Fotos: IRTA-Tests in Jerez


Neben Salom zählen in der kleinsten Klasse auch Maverick Vinales und Alex Rins zu den Favoriten. Vinales ist unbestritten eines der größten Nachwuchstalente, aber er zählt im Fahrerlager nicht zu den beliebtesten Fahrern, nicht nur aufgrund seiner Eskapaden im Vorjahr, als er nicht auf seine FTR-Honda steigen wollte, weil er der Meinung war, dass das Motorrad nicht konkurrenzfähig sei. Tatsächlich datiert der letzte FTR-Honda Sieg aus dem vergangenen Juli. In diesem Jahr sitzt auch Vinales auf einer KTM.

Gerald Dirnbeck

Redakteur Gerald Dirnbeck freut sich auf spannende Rennen in der Moto3-Klasse Zoom

Beim letzten Test in Jerez verletzte sich Vinales zwar an einer Hand, doch bis Katar sollte alles in Ordnung sein und der 18-Jährige sollte wieder ganz vorne mitmischen. Rins geht in seine zweite Saison und konnte bislang noch nicht den durchschlagenden Erfolg vorweisen. Bei den Wintertests war er stark, doch Tests und Rennen sind bekanntlich eine andere Geschichte. Neben den Spaniern muss man auch die italienischen Nachwuchshoffnungen Romano Fenati und Niccolo Antonelli auf der Rechnung haben. Dazu kommt auch der Portugiese Miguel Oliveira sowie Zulfahmi Khairuddin.

Aber auch mit den Deutschen ist zu rechnen. In erster Linie ruhen die Hoffnungen auf Jonas Folger. Sein Talent hat der 19-Jährige schon mehrmals unter Beweis gestellt. Im Aspar-Team hat Folger mit der Kalex-KTM vorzügliches Material zur Verfügung. Die Mannschaft von Jorge Martinez zählt zu den Besten im Fahrerlager. Die Wintertests sind optimal verlaufen und auch Folger ist optimal auf seinen Job fokussiert. Er hat mittlerweile erkannt, dass Talent alleine nicht reicht und er hat sein Privatleben umgestellt, damit er neben und auf der Strecke die Leistung abrufen kann.

Nachwuchshoffnungen aus Deutschland

Aus deutscher Sicht kann es für Folger eine sehr erfolgreiche Saison werden, auch wenn er den Titel im Vorfeld nicht in den Mund nehmen will. Er wird uns sicher tolle Rennen liefern. Während Folger schon zu den gestandenen Fahrern zählt, dürfen wir uns in diesem Jahr auch auf drei vielversprechende Nachwuchstalente freuen. Philipp Öttl hat den Rennsport in den Genen, denn sein Vater Peter feierte insgesamt fünf Grand-Prix-Siege.

Philipp Öttl

Rookie Philipp Öttl zählt zu den größten Nachwuchstalenten aus Deutschland Zoom

Öttl hat in der Spanischen Meisterschaft und im Rookies-Cup sein Talent gezeigt. Auch bei seinem WM-Debüt in Valencia 2012 legte er sich mit Vinales und Salom an und wurde auf Anhieb Elfter. Der 16-Jährige gilt als Racer und ist auch im Regen stark. Neben seinem Fahrtalent beeindruckt der Youngster auch mit seiner herzerfrischenden und offenen Art. Er ist sicher eines der größten Talente aus Deutschland, der seinen Weg machen wird. Seinen Aufstieg zu verfolgen wird sehr spannend sein, und er wird uns in den kommenden Monaten sicher viel Freude bereiten.

Dazu gibt es noch die zwei Nachwuchsfahrer Toni Finsterbusch und Florian Alt. Finsterbusch geht zwar in seine zweite Saison, doch im Vorjahr war es alles andere als ideal. Zunächst musste er sich bei MZ plagen. Nach der Pleite des Rennstalls konnte er beim Racing-Team-Germany weiterfahren. Außerdem war die Honda technisch klar unterlegen. Finsterbusch kennt die Strecken, doch erst jetzt hat er im Team der Kiefer-Brüder und mit der Kalex-KTM ein gesichertes Umfeld um sich.

In diesem Jahr muss Finsterbusch sein Talent zeigen. Anders sind die Vorzeichen bei Alt. Auch er fährt für die Kiefer-Brüder, aber er verfügt über keinerlei Erfahrung mit Viertaktern. Zudem war er bei den ersten Wintertests krank und konnte kaum fahren. Talent hat Alt, wie sein Gesamtsieg im Rookies-Cup untermauert. Nun muss er sich Schritt für Schritt an die WM herantasten. Von Finsterbusch und Alt sind wahrscheinlich keine Wunderdinge zu erwarten. Ab der zweiten Saisonhälfte sollten Ergebnisse zwischen Platz zehn und 15 das Ziel sein.

Es ist alles angerichtet für eine zweite Moto3-Saison. Die Nachwuchstalente werden sich auch in den kommenden Monaten nichts schenken und uns Fans spektakuläre Rennen bieten.

Beste Grüße & viel Freude mit der Moto3 2013!

Euer,
Gerald Dirnbeck

PS: Folgt mir auf Twitter unter @MST_GeraldD