Öttl: "Im ersten Jahr kann man am meisten lernen"

Nachwuchstalent Philipp Öttl steht vor seiner ersten vollen WM-Saison - Im Interview blickt der Deutsche auf seine Vorbereitungen und seine anstehenden Aufgaben

(Motorsport-Total.com) - Philipp Öttl steht vor seiner ersten vollen Saison in der Moto3. Der Deutsche kam über den Rookies-Cup und die Spanische Meisterschaft in die WM. Sein Vater Petter Öttl, selbst mehrfacher Grand-Prix-Sieger, hat ein Team um das Nachwuchstalent aufgebaut. Zum Einsatz kommt eine Kalex-KTM. Bereits beim Saisonfinale in Valencia 2012 beeindruckte Öttl bei seinem Debüt mit dem elften Platz. Über den Winter hat sich der 16-Jährige Schritt für Schritt gesteigert und peilt in den kommenden Monaten konstante Ergebnisse in den Punkterängen an. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Öttl über seine Saisonvorbereitungen und blickt auf die bevorstehenden Aufgaben voraus.

Titel-Bild zur News: Philipp Öttl

Nachwuchstalent Philipp Öttl startet 2013 seine erste volle WM-Saison Zoom

Frage: "Der Saisonauftakt steht vor der Türe. Kribbelt es schon?"
Philipp Öttl: "Ja schon. Nach den vielen Tests freue ich mich schon, dass es endlich losgeht. Ich bin voll motiviert und trainiert. Es passt alles."

Frage: "Wie sind die Wintertests verlaufen?"
Öttl: "Sie sind plus minus eigentlich recht gut gelaufen. Der letzte Test hätte vielleicht ein wenig besser sein können. Es gab einige Probleme mit dem Getriebe, wir konnten sie aber beheben. Die letzten eineinhalb bis zwei Tage haben wir dann noch gut nutzen können."

Frage: "Erzähl uns etwas über dein Motorrad. Auf welchem technischen Stand ist deine Kalex-KTM?"
Öttl: "Sie auf dem gleichen Stand wie alle anderen Kalex-KTM im Feld auch. Sie ist auch identisch mit jener von Jonas Folger. Der einzige Unterschied ist, dass ich White Power Federelemente verwenden. Bis auf Kiefer haben eigentlich alle Öhlins. Das Motorrad ist im Vergleich zum letzten Jahr besser geworden. Ich denke auch, dass wir konkurrenzfähig sind."

Frage: "Warum fahrt ihr mit White Power?"
Öttl: "Wir haben im Vorjahr damit gute Erfahrungen gemacht. Wir haben auch einen guten Kontakt zu der Firma."


Fotos: IRTA-Tests in Jerez


Frage: "Ihr seid ein kleines Team. Wie viele Leute seid ihr und wie läuft die Arbeit ab?"
Öttl: "Ich glaube nicht, dass wir unbedingt ein kleines Team sind. Wir sind vier Leute. Mein Vater macht das Data-Recording. Dazu haben wir noch einen Chefmechaniker und zwei weitere Mechaniker. Wir sind eigentlich wie die anderen Teams auch aufgestellt. Es spielt alles gut zusammen. Ich kenne meine Mannschaft schon seit vier Jahren. Ich habe sie von der deutschen Meisterschaft in die Spanische Meisterschaft und jetzt in die WM mitnehmen können. Wir spielen ganz gut zusammen."

Frage: "Wie hast du dich im Winter abseits der Strecke vorbereitet? Hast du viel trainiert, welche Sportarten machst du?"
Öttl: "Ich fahre gerne mit dem Fahrrad, Mountainbike oder Rennrad. Das kann man bei uns gut machen. In unserer Familie wird generell viel mit dem Rad gefahren. Das habe ich für die Ausdauer gemacht. Ab und zu war ich auch Laufen, und im Fitness-Studio war ich auch."

Philipp Öttl

Das Team rund um Philipp Öttl setzt auf eine Kalex-KTM mit White Power Dämpfern Zoom

Frage: "Du hast bei den Testfahrten sicherlich auch an deinem Fahrstil gearbeitet. Wo siehst du Stärken und hast du, wenn du hinter anderen Fahrern hergefahren bist, Bereiche gesehen wo du dich noch verbessern willst?"
Öttl: "Natürlich kann man sich überall noch verbessern. Speziell im ersten WM-Jahr kann man sicher noch am meisten lernen. Ich bin von den Rundenzeiten her sehr konstant. Die anderen Fahrer können aber noch eine schnelle Runde hinknallen, das kann ich noch nicht so gut. Das möchte ich noch gerne lernen."

Frage: "Du meinst, dass du im Qualifying noch ein paar Zehntel herausquetschen kannst?"
Öttl: "Ja genau."

Frage: "Du sagst von dir selbst, dass du ein Racer bist. Also siehst du deine Stärken im Rennen?"
Öttl: "Ja."

Frage: "Inwieweit hilft dir die Arbeit mit dem Data-Recording?"
Öttl: "Das Data-Recording ist recht wichtig. Da ich keinen Teamkollegen habe, ist für mich speziell wichtig, dass ich die letzten Runden übereinander legen kann. Dadurch kann man vergleichen, wo man schneller und wo man langsamer war. Das ist für mich als Fahrer sehr interessant."

Öttl ist ein starker Racer und Allrounder

Frage: "Beim Saisonfinale 2012 in Valencia hat man gesehen, dass du bei Mischverhältnissen sehr stark warst. Liegt dir das?"
Öttl: "Die Strecke war eigentlich komplett nass. Mischverhältnisse waren es jetzt nicht. Ich bin eigentlich ein guter Allrounder und mir liegt beides."

Frage: "Katar ist für dich eine komplett neue Strecke. Außerdem wird unter Flutlicht gefahren. Wie bereitest du dich darauf vor?"
Öttl: "Ich bereite mich mit dem Streckenplan und mit YouTube-Videos, Onboard-Videos vor. Das geht eigentlich am besten. Ich habe mich auch schon erkundigt, damit ich bei der Wahl des Visieres keine Zeit verschenke und mich gleich auf das Fahren konzentrieren kann. Ich habe diesbezüglich einige Fahrer gefragt, die schon öfters dort waren."

Philipp Öttl

Beim Debüt in Valencia 2012 fuhr Philipp Öttl auf Anhieb in die Punkteränge Zoom

Frage: "Nach Katar geht es nach Austin. Es ist für alle eine neue Strecke, weshalb die Ausgangsposition im Prinzip für alle gleich ist. Kann es für dich von Vorteil sein, dass die anderen Fahrer keinen Erfahrungsvorteil haben?"
Öttl: "Die Strecke ist sehr lang. Es ist relativ leicht, dass man viel Zeit verlieren, aber auch gutmachen kann. Es wird darum gehen, wer sich am schnellsten an die Strecke gewöhnt. Der wird einen Vorsprung haben. Für mich ist es jetzt kein Vorteil, aber wir werden auf jeden Fall das Beste daraus machen."

Frage: "Welche Ziele setzt du dir für bekannte Strecken?"
Öttl: "Ich möchte so oft wie möglich in die Punkte fahren. Ich denke, das ist ein schaffbares Ziel. Es wird sicher nicht bei allen Rennen klappen, aber ich will so oft wie möglich in die Punkte kommen. Auf Strecken, die ich vom Rookies-Cup kenne, ist das ein realistisches Ziel."

Rookies-Cup eine optimale Vorbereitung

Frage: "Im Rookies-Cup ist es immer extrem eng zugegangen. Helfen dir die Zweikämpfe, die dort ausgetragen werden, nun auch in der WM?"
Öttl: "Speziell im Vorjahr war der Rookies-Cup auf einem brutal hohen Niveau. In der WM fährt man natürlich auch auf einem sehr hohen Niveau. Ich denke, dass ich im Rookies-Cup viel Erfahrung gesammelt habe und das jetzt auch in der WM umsetzen kann."

Frage: "Findest du, dass der Rookies-Cup generell eine gute Vorbereitung für die WM ist?"
Öttl: "Ja definitiv. Die meisten Fahrer kommen aus der Spanischen Meisterschaft und dem Rookies-Cup. Man hat in den letzten Jahren gesehen, dass kaum Fahrer aus der Deutschen Meisterschaft in die WM gekommen sind. Das spricht schon für den Rookies-Cup, weil es schon eine Talentschmiede ist. Es kommen schon jedes Jahr bis zu fünf Fahrer heraus, die dann den Sprung in die WM schaffen."

Frage: "Wie bist du im Fahrerlager auf und abseits der Strecke aufgenommen worden?"
Öttl: "Man merkt schon, dass es härter zugeht. Ich kenne schon recht viele Fahrer aus dem Rookies-Cup. Natürlich werde ich mich mit ihnen unterhalten, aber es wird sicher auch Gespräche mit anderen Fahrern geben. Ich denke, dass ich gut aufgenommen wurde."

Frage: "Wer zählt für dich in der Moto3 zu den WM-Favoriten?"
Öttl: "Vinales, Salom, Rins. Das werden so die Topfavoriten für die Weltmeisterschaft sein. Und Folger natürlich."

Frage: "Und wer sind in der MotoGP deine WM-Favoriten?"
Öttl: "Das sind denke ich vier Fahrer, Rossi, Lorenzo, Pedrosa und Marquez. Ich denke, dass am Anfang Pedrosa und Lorenzo vorne sein werden, aber dann kommen auch Rossi und Marquez."