• 30.06.2016 13:59

  • von Sebastian Fränzschky & Daniel Halder

Moto2-Zukunft: Grand-Prix-Gedanke vs. Einheitsmotoren

Sandro Cortese und Jonas Folger plädieren für offenen Wettbewerb in der Moto2, doch die Dorna möchte die Stabilität der Serie nicht aufs Spiel setzen

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2010 bietet die Moto2 tollen Motorsport bei vergleichsweise geringen Kosten. Im Vergleich zur Zweiklassengesellschaft bei den hochgezüchteten und teuren 250er-Zweitaktern begeistert die Moto2 mit einer für eine Weltmeisterschaft ungewöhnlich hohen Chancengleichheit. Doch die Serie hat auch Kritiker. Seit der Einführung vor sechs Jahren wird in Frage gestellt, ob die Moto2 eine echte Grand-Prix-Klasse ist. Die Einheitsmotoren stoßen Traditionalisten bitter auf.

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Die Moto2 bietet tollen Rennsport, ist aus technischer Sicht aber ziemlich monoton Zoom

Motorenlieferant Honda hat bereits bekanntgegeben, nur noch bis Ende 2018 die robusten und bewährten CBR600-Motoren zu liefern. Nach neun Jahren könnte es also zu einer Revolution kommen. Ex-Moto3-Champion Sandro Cortese hofft, dass die Moto2 ein offeneres Reglement bekommt: "Ich wünsche mir schon lange, dass es bei uns wie in der Moto3 oder bei der MotoGP wäre. Für mich bedeutet Rennsport, dass Konkurrenz unter den Marken, unter den Reifenherstellern und bei der Elektronik herrscht", bemerkt der Deutsche.

"Einheitsmotoren haben für mich nichts mit Rennsport zu tun. Damit verbinde ich eigentlich eher Motorräder, mit denen man Nachwuchsarbeit betreibt", unterstreicht der Kalex-Pilot, der seit 2013 in der mittleren Kategorie an den Start geht. In der Saison 2012 trug Cortese bei KTM entscheidend zur Entwicklung der neuen Moto3-Maschine bei. Nach dem Aufstieg in die Moto2 konnte er kaum Entwicklungsarbeit leisten.

Cortese & Folger wünschen sich Wettbewerb

"Die Herausforderung bei uns muss heißen, dass das Team Entwicklungsmöglichkeiten hat. Bei uns ist man da leider sehr eingeschränkt. Es wäre viel schöner, wenn man sich auch neben der Strecke einen Vorteil dadurch erarbeiten könnte, dass man als Fahrer treffende Einschätzungen gibt und das Team die gut umsetzen kann", erklärt Cortese. "Gäbe es in der Moto2 Marken wie Kawasaki, Honda, Yamaha, Ducati, BMW oder MV Augusta, dann hätten wir ein ganz anderes Fahrerlager. Das würde auch mehr Sponsoren anziehen und viel mehr Gelder für die Teams."

Sandro Cortese

Sandro Cortese: "Einheitsmotoren haben für mich nichts mit Rennsport zu tun" Zoom

Intact-Teamkollege Jonas Folger wünscht sich ebenfalls mehr Wettbewerb in der mittleren Kategorie: "Ja, das wäre sicher cool und würde mehr Spannung reinbringen. Ich fände es prinzipiell besser, wenn mehr Fabrikante wie Kawasaki, Yamaha oder Honda mitmischen würden. Natürlich könnte man dann wieder sagen, der eine Fahrer hat das bessere Material oder den stärkeren Motor, aber das ist einfach Motorsport. Andererseits ich kann mich auch nicht beschweren, wie es jetzt ist: Die Moto2 ist eine absolut geile Klasse", fasst der zukünftige MotoGP-Pilot zusammen.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta mag den Gedanken nicht, dass es in der Moto2 einen offenen Wettbewerb geben sollte. Aber verwässert die Moto2 im direkten Vergleich zur MotoGP und Moto3 nicht den Grand-Prix-Gedanken? "Ich teile diese Meinung nicht. Die Moto2 ist eine fantastische Klasse, in der die Fahrer sehr gut für die MotoGP vorbereitet werden", kommentiert der Spanier.

Was passiert 2019?

Bis Ende 2018 wird es ohnehin keine Änderungen geben. "Wir haben einen Vertrag, den wir erfüllen müssen. Wir haben nie behauptet, dass sich nichts ändern könnte. Sollte es Änderungen geben, dann streben wir an, die Klasse noch besser zu machen. Das ist nicht einfach, denn die Moto2-Klasse eine sehr gute Vorbereitung für die MotoGP ist. Natürlich schauen wir nach möglichen Verbesserungen", bemerkt Ezpeleta.

Carmelo Ezpeleta

Carmelo Ezpeleta: "Natürlich schauen wir nach möglichen Verbesserungen" Zoom

"Es ist offen, ob wir Einheitsmotoren von Honda oder einem anderen Hersteller einsetzen oder ob es unterschiedliche Motoren gibt. Wichtig ist für uns, dass die Stabilität erhalten bleibt", betont der Dorna-Chef, der sich alle Optionen genau anschauen möchte: "Wenn Verbesserungen möglich sind, ohne die Kosten zu erhöhen, dann werden wir uns diese Ideen anschauen."

IRTA-Präsident Herve Poncharal, der gleichzeitig Teamchef in der Moto2 ist, vertritt eine ähnliche Meinung wie Ezpeleta: "Jedes Mal, wenn wir uns mit den Moto2-Teams treffen, dann äußern diese immer den Wunsch, alles so zu lassen, wie es ist. Wir haben weitere zweieinhalb Jahre vor uns, weil es bis Ende 2018 so bleibt. Die wirtschaftliche Situation und die Chancengleichheit sind sehr wichtig", unterstreicht der Tech-3-Teamchef, der seit der Gründung der Moto2 ein eigenes Team an den Start schickt.