Lüthi wagt eine Fahrstilanalyse

Der Moto2-Routinier spricht über seine Stärken und gibt einen Einblick, warum es so wichtig ist, auf dem Motorrad den richtigen Rhythmus zu finden

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2002 geht Tom Lüthi in der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Start. Seitdem hat der Schweizer sieben Grand Prix gewonnen und in der Saison 2005 den WM-Titel bei den 125ern geholt. In der Moto2 gewann Lüthi in den beiden vergangenen Jahren je ein Rennen. Durch die Verletzung, die sich der Suter-Pilot bei den Vorsaisontests in Valencia zuzog, erlebte er in diesem Jahr bisher eine schwierige Saison.

Titel-Bild zur News: Thomas Lüthi

Tom Lüthi bestreitet in diesem Jahr seine vierte Moto2-Saison Zoom

Dennoch zählt Lüthi zweifellos zu den Spitzenpiloten der mittleren Klasse. Vier Rennen vor dem Ende der laufenden Saison liegt der Paddock-Pilot mit 94 Zählern auf Position neun. Nun steht das Rennen in Sepang an, das er vor zwei Jahren gewinnen konnte. Ob er in diesem Jahr mit der Suter die meist übermächtig erscheinenden Kalex-Piloten herausfordern kann, wird sich am kommenden Wochenende zeigen.

Auf dem Motorrad ist Lüthi einer der sanftesten Akteure im Feld. So verzichtet der Ex-Champ im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen meist auf das Heraushalten des kurveninneren Beins. Valentino Rossi etablierte diese Eigenart vor einigen Jahren. "Er war der erste Fahrer, der das machte und viele Fahrer dachten sich, wenn er es tut, mache ich es auch", bemerkt Lüthi im Gespräch mit 'Crash.net'. "Ich mache es nicht. Ich schaute mir Lorenzo an. Er ist der Weltmeister. Ich denke, es ist möglich, schnell zu sein, ohne das Bein in der Kurve herauszuhalten."


Fotos: Moto2 in Alcaniz


"Ich versuchte einige Male, als ich zu spät bremste, mein Bein herauszuhalten, um das Motorrad zu stabilisieren. Vielleicht hilft es, um das Motorrad zu balancieren, doch es ist nicht der Schlüssel, um schneller zu fahren", grübelt der Schweizer, der meist sehr ausgeglichen wirkt. Doch vor dem Start ändert sich das: "Sicher bin ich in der Startaufstellung angespannt. Ich denke, dass es wichtig ist, dieses Gefühl zu haben."

Thomas Lüthi

Wenn der Rhythmus stimmt, dann ist Lüthi auf der Bremse schwer zu schlagen Zoom

"Die meiste Zeit bin ich ziemlich ruhig. Ich versuche, ruhig zu bleiben, damit ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann", erklärt der 27-Jährige. "Wenn man in der Startaufstellung steht, ist es anders, als wenn man zum Beispiel auf einer Bühne steht. Der Start eines Moto2-Rennens gehört zu den anspruchsvollsten Dingen im Motorradsport." Besonders wichtig ist Lüthi, auf jeder Strecke den richtigen Rhythmus zu finden, um sich die Arbeit nicht unnötig zu erschweren.

"Das ist sehr wichtig", betont der Suter-Pilot. "Ich spreche oft davon, den richtigen Rhythmus zu finden. Es geht nicht darum, dass man an die nächste Kurve denkt. Es ist etwas anderes. An einem bestimmten Punkt geht alles automatisch und man spürt, dass man in einem Flow ist. Alles geht viel einfacher. Dann muss man auf dem Motorrad nicht so hart arbeiten."

Thomas Lüthi

Der Paddock-Pilot wartet noch auf seinen ersten Saisonsieg Zoom

"An einem Rennwochenende benötige ich beim ersten Stint im ersten Freien Training fünf oder sechs Runden, um den Rhythmus zu finden. Ich versuche, konstante Rundenzeiten zu erzielen und Bremspunkte zu finden. Da schaue ich nicht auf das Tempo sondern nach dem Flow. Wenn man den gefunden hat, ist man entspannter und nach dem Rennen nicht so müde", so Lüthi.

Doch wo liegen Lüthis Stärken? "Schwierig zu sagen", grübelt er. "Vermutlich ist eine meiner Stärken, so viel Erfahrung in der Moto2 zu haben. Eine weitere Stärke ist, dass ich sehr gut auf der Bremse bin, wenn das Setup passt. Ein gutes Setup ist sehr wichtig, um spät bremsen zu können. Ich bin zudem ein ziemlich strategischer Fahrer, auch wenn das von der Situation abhängt."