• 30.08.2012 10:46

Krummenacher muss um seine Zukunft bangen

Das Grand Prix Team Switzerland zieht die Konsequenzen aus den letzten Rennen und trennt sich nach der laufenden Saison von Randy Krummenacher

(Motorsport-Total.com) - Lediglich 24 WM-Zähler, zwei Nuller bei den letzten Rennen und Platz 17 in der Fahrerwertung - das Grand Prix Team Switzerland hat sich von der laufenden Saison sicher mehr erhofft. "Nach erfolgreichen und vielversprechenden Tests im Frühjahr ist das Grand Prix Team Switzerland hochmotiviert und engagiert in die Saison 2012 gestartet, um an den guten Resultaten der ersten Saisonhälfte 2011 anzuknüpfen und zusammen mit Randy den nächsten Schritt in Richtung Weltspitze zu machen", stellt Teamchef Marco A. Rodrigo klar, der gar nicht zufrieden ist mit den Leistungen seines Piloten.

Titel-Bild zur News: Randy Krummenacher

Randy Krummenacher sucht bereits nach einem neuen Team für 2013

"Obschon Randy sein unbestrittenes Talent immer wieder hat aufblitzen lassen, ist es uns als Team - Fahrer und Crew - nicht gelungen, eine konstante Verbesserung und eine Annäherung an die Besten zu erreichen. Im Gegenteil, in den letzten Rennen zeichnete sich ein deutlicher Abwärtstrend ab, der durch die öffentliche Diskussion über Randys sportliche Zukunft noch akzentuiert wurde", bedauert Rodrigo. "Es erübrigt sich zu betonen, dass wir als Rennteam an jedem Grand-Prix-Wochenende unser allerbestes geben, um Randy die maximale Unterstützung zu garantieren und es steht außer Frage, dass Randy immer wenn er auf seine Kalex steigt so schnell fährt, wie es ihm nur irgend möglich ist."

Leistungen sind nicht zufriedenstellend

"Was sind dann die Gründe, für den fehlenden Erfolg? Material, Team, Teamchef, fehlendes Talent, Kopfsache, Konzentration, Pech, Druck, Abstimmung des Motorrades? Selbstverständlich ist es jedem erlaubt, sich seine eigene Meinung darüber zu bilden und diese auch kund zu tun. Und wenn Sie das machen, beweisen Sie, dass Ihnen Randy, das Team und/oder der Motorradrennsport generell am Herzen liegt und das ist das aller Wichtigste. Fakt bleibt jedoch, dass bei uns derzeit 100% (Fahrer) plus 100% (Team) lediglich 185% ergeben, zu wenig um in dieser anspruchsvollen Klasse zu den Besten zu gehören", so Rodrigo.

Randy Krummenacher

Randy Krummenacher war 2012 recht selten an der Spitze zu finden Zoom

"Wie Sie wissen, unterstützte ich Randy seit vielen Jahren. Dabei lag mein Fokus bei jedem Entscheid einzig und alleine auf der bestmöglichen Förderung von Randys Karriere. Dies ist auch heute der Fall"; betont der Teamchef, der nun die Konsequenzen ziehen wird: "Randy und ich analysieren und diskutieren die aktuelle Situation schon seit längerem und nach dem Rennen in Brünn sind wir gemeinsam zum Schluss gekommen, dass eine weitere gemeinsame Saison nicht der beste Weg aus diesem Karrieretal ist. Vielmehr glauben wir, dass ein anderes Umfeld, unterschiedliche Arbeits- und Vorgehensweisen, sowie eine neue Struktur die richtigeren Veränderungen sind, um seiner Karriere den notwendigen Ruck zu geben."

"Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass Randy mehr drauf hat als er derzeit zu zeigen im Stande ist und ich werde auch in Zukunft mein Bestes tun, um ihm beim Erreichen seiner Ziele zu helfen", erklärt Rodrigo. "Natürlich hat Randy bereits Kontakt zu anderen Teams aufgenommen. Seine Qualitäten sind im Fahrerlager bestens bekannt und so erstaunt es nicht, dass er schon jetzt mehrere Optionen prüfen kann. Das gesamte Grand Prix Team Switzerland ist sicher, dass Randy wieder zu seiner gewohnten Form zurück finden und alle Motorradfans wieder mit tollen Rennen begeistern wird. Für den Rest der Saison 2012 bleiben wir im Full-Attack-Modus und werden weiterhin alles unternehmen, um schneller und konstanter zu sein."

Frustrierter Krummenacher

"Es läuft einfach nicht und ich weiß, dass ich mehr kann", bemerkt Krummenacher. "Natürlich waren die letzten Wochen besonders schwierig für mich, aber es harzt schon seit langem und irgendwie drehen wir uns einfach im Kreis. Es ist frustrierend, wenn alle jedes Wochenende und auch zwischen den Rennen ihr Bestes geben und man einfach auf keinen grünen Zweig kommt. In unzähligen Team- und Setup-Meetings, hunderten von Stunden der Datenanalyse, etlichen Diskussionen, Einzel- und Teamgesprächen haben wir versucht, Lösungen und Wege zu finden, die uns erlauben, auf der Rennstrecke unser maximales Potential abzurufen."

Randy Krummenacher

Der Schweizer sucht nach den Gründen für die schwachen Leistungen Zoom

"Jedes einzelne Teammitglied hat sich 100-prozentig für mich eingesetzt und ich habe und werde dies an jedem Rennwochenende mit vollem Einsatz verdanken. Trotzdem sind die Resultate zu wenig konstant und auf zu tiefem Leistungsniveau. Zusammen mit Rodi bin ich zum Schluss gekommen, dass ein Teamwechsel die beste Chance ist, diesen Negativtrend zu durchbrechen. Dank meinem langjährigen und guten Verhältnis zum Teamchef habe ich mich in den letzten Wochen ungestört und stressfrei nach Optionen umsehen können und freue mich, dass ich derzeit verschiedene Angebote prüfen kann", schildert der Schweizer.

"Für mich war es ein Privileg und großes Glück, Teil des Grand Prix Team Switzerland gewesen zu sein und ich möchte mich schon jetzt, selbst wenn die Saison noch lang ist, bei allen Mitgliedern für den tollen Einsatz und die professionelle Arbeit bedanken. Ganz speziell jedoch möchte ich mich beim Teamchef bedanken. Ohne die großzügige Unterstützung von Rodi hätte ich es niemals bis hier hin geschafft"; hebt Krummenacher hervor. "Wir haben zusammen Unglaubliches erlebt und es bedeutet mir sehr viel, dass ich auch in Zukunft auf seine Unterstützung zählen kann. Ich bin froh, dass die Situation nun geklärt ist und ich mich wieder voll und ganz auf meinen Job konzentrieren, am Kabel ziehen und gute Rennen abliefern kann."

Rodrigo hatte große Pläne

Mit der Bekanntgabe, dass Krummenacher und das Grand Prix Team Switzland 2013 getrennte Wege gehen werden, verkündete das Team die Pläne für die kommende Saison: "Mit Saisonstart in Katar ist es meine Aufgabe als Teamchef, die Vorbereitungen für die nächste Saison in Angriff zu nehmen. Eine Aufgabe, die ich auch dieses Jahr mit viel Freude und persönlichem Engagement angegangen bin. Dabei lag dieses Jahr das Augenmerk vor allem auf dem Budget für die kommende Saison, die Karriereplanung unseres Nachwuchsfahrers Jesko Raffin, die Erweiterung des Grand Prix Teams auf zwei Fahrer, die dementsprechende personelle Aufstockung der Crew und ab Juni auch um die fahrerische Besetzung", erklärt Rodrigo.

Luis Salom

Indy-Sieger Luis Salom war die große Zukunftshoffnung von Marco A. Rodrigo Zoom

"Nach dem Mugello-Grand-Prix konnte ich für weitere zwei Jahre das komplette Budget garantieren und habe deshalb in Indianapolis einen Vertrag mit Luis Salom, den ich seit drei Jahren fördere und unterstütze, unterzeichnet. Luis ist in dieser Saison bereits sechsmal auf das Podium gefahren, belegt aktuell den dritten Gesamtrang und hat das Rennen in Indianapolis gewonnen. Zusammen mit unserem Team wollten wir mit Luis im kommenden Jahr um den Weltmeistertitel in der Moto3-Klasse kämpfen. Gleichzeitig hatte ich Kontakt mit diversen Top-Fahrern der Moto2-Klasse. Hier ging es darum, den richtigen, allfälligen Nachfolger für Randy zu finden", berichtet der Teamchef. "Auch dies ist mir gelungen, sodass ich nebst Randy zwischen zwei weiteren Topfahrern hätte wählen können."

"So habe ich, wie von der IRTA gefordert, meinen Antrag für die Startplätze der Saison 2013 rechtzeitig eingereicht. Während des Rennwochenendes in Brünn bin ich von der IRTA informiert worden, dass unserem Team zwar der Moto2-Startplatz zugesprochen wurde, die Zuteilung des Moto3-Starts jedoch nicht möglich sei", bermerkt er. "Dies wurde mir in einer persönlichen Vorsprache nochmals bestätigt."

Der Teamchef zieht die Konsequenzen

"Somit ist es nicht möglich, einem bestehenden Team, mit garantiertem Budget bis einschließlich der Saison 2014, das sich bisher nichts hat zu Schulden kommen lassen, für ein einziges Jahr einen Startplatz für einen Topfahrer zuzuteilen, dessen Karriere im Wesentlichen aus Geldern dieses Umfeldes finanziert wurde und der mit der Unterzeichnung eines Racing-Vertrages seinen Wunsch, in genau diesem Team zu fahren, unmissverständlich zum Ausdruck bringt. Ein Entscheid, den ich selbstverständlich zu akzeptieren habe, mir persönlich jedoch verunmöglicht weiterhin Teil dieser Meisterschaft zu bleiben", so Rodrigo.


Fotos: Moto2 in Brünn


"Dementsprechend werde ich das Grand Prix Team Switzerland per Ende dieser Saison auflösen und als eigenständiges Team aus der MotoGP-Serie zurückziehen. Für den Rest der Saison werden wir selbstverständlich alles daran setzten, unsere Farben mit vollem Einsatz und auf die bestmöglichste Weise zu vertreten", garantiert Rodrigo. "Ich möchte mich bereits jetzt bei allen von ganzem Herzen bedanken, die dieses tolle Projekt in irgendeiner Weise unterstützt haben - ganz besonders bei meinem Team."