• 25.11.2011 13:54

  • von Stefan Ziegler

Wittmann: "Achterbahn-Fahrt vom Allerfeinsten"

Er dominierte den Formel-3-Event in Macao, doch das Happyend blieb ihm verwehrt: Marco Wittmann spricht über ein Wochenende mit Höhen und Tiefen

(Motorsport-Total.com) - Pole-Position, Sieg im Qualifikations-Rennen, die frühe Führung im Hauptrennen, die schnellste Runde - nur zum Sieg reichte es nicht für Marco Wittmann. Beim berühmten Formel-3-Grand-Prix in Macao schien sich im entscheidenden Moment alles gegen den nun 22-Jährigen verschworen zu haben. Eine für ihn unglückliche Safety-Car-Phase brachte Wittmann nämlich um den Erfolg.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann

Souveräne Vorstellung: Marco Wittmann dominierte in Macao, siegte aber nicht

Der Volkswagen-Signature-Pilot hatte keine Chance, als seine Verfolger nach dem zweiten Neustart über ihn herfielen. Nach der ersten Safety-Car-Phase hatte sich Wittmann noch sicher zur Wehrs setzen und seine Führung behaupten können, doch dieses Mal war der Vorteil der Konkurrenten zu groß: Aus dem Windschatten heraus wurde Wittmann vor Lisboa gleich von vier Autos überholt.

Wittmann verpasst den Sieg im Hauptrennen

Damit waren die Siegchancen auf einmal drastisch gesunken, doch der junge Deutsche gab nicht auf, sondern zeigte vielmehr eine famose Aufholjagd, die nur durch eine weitere Safety-Car-Phase ein jähres Ende fand. Wittmann saß auf dem dritten Platz fest und musste tatenlos zusehen, wie Daniel Juncadella (Prema) und Felipe Nasr (Carlin) vor ihm ins Ziel fuhren - es gab kein Happyend in Macao.

"Es ist schwierig, es zu verarbeiten." Marco Wittmann

"Es war eine Achterbahn-Fahrt vom Allerfeinsten", sagte Wittmann wenige Stunden nach dem Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Der Nachwuchspilot war gefasst, aber verständlicherweise sichtlich enttäuscht. "Es ist schwierig, es zu verarbeiten, doch ich bin mental stark genug, um das zu schaffen", meint der 22-Jährige. Sich selbst macht er keinerlei Vorwürfe: "Ich habe nichts falsch gemacht."

"Wir waren über das gesamte Wochenende mit Abstand die Schnellsten. Wir gewannen die Qualifikation und auch das Qualifikations-Rennen, anschließend dominierten wir das Hauptrennen. Wir fuhren uns einen Vorsprung heraus und kontrollierten die Situation. Es ist natürlich sehr hart, dass mit einer Safety-Car-Phase alles zerbricht. Das als Rennfahrer zu begreifen, ist nicht einfach."

Wieder das Safety-Car: Ein bitterer Moment

"Dennoch weiß ich: Wir waren die Besten", erklärt Wittmann und schildert seine Sicht der Dinge zum Formel-3-Grand-Prix von Macao: "Gemeinsam mit Volkswagen und Signature hatten wir ein wirklich starkes Paket. Es passte einfach perfekt - vor allem am Sonntag. Ich fühlte mich so wohl im Auto. Es war allgemein einfach ein geiles Gefühl. Der Ehrgeiz und der Wille, zu siegen, waren höher denn je."

"Ich denke, man konnte sehen, welchen Ehrgeiz ich hatte." Marco Wittmann

"Dass man nach einer Safety-Car-Phase die Führung abgeben muss, ist für einen Fahrer unheimlich hart. Da gibst du aber trotzdem nicht auf. Ich denke, man konnte sehen, welchen Ehrgeiz ich hatte, um noch einmal nach vorne zu gelangen. Ich arbeitete mich wieder vor auf Rang drei und machte den Rückstand auf die Führenden rasch wett. Danach kam mir erneut das Safety-Car in die Quere."


Fotos: Formel 3 in Macao


"Ansonsten hätten wir vielleicht sogar noch gewonnen, doch so wurden wir nur Dritter. Was soll ich sagen? Es ist ein blödes Gefühl, wenn du als Dritter auf das Treppchen steigst, aber am meisten Applaus bekommst. Da kamen mir dann auch die Tränen", gesteht Wittmann. Er habe jedoch die Hoffnung, dass seine fahrerische Leistung trotz des unglücklichen Ausgangs Beachtung finden wird.

Noch ist offen, wie es jetzt weitergeht

"Ich glaube, jeder konnte sehen, wer der wahre Sieger war", meint Wittmann. "Es war nicht so, aber wir können trotzdem stolz auf uns sein, denn unter normalen Umständen hätten wir das Rennen gewonnen. So zu verlieren, ist einfach enttäuschend. Mir fehlen teilweise einfach die Worte. Wir waren die Sieger der Herzen. Wir hätten es verdient gehabt. Ich hoffe, das wurde auch so wahrgenommen."

"Wir waren einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort." Marco Wittmann

Im Ziel trennten Wittmann nur 0,662 Sekunden vom ersten Platz und dem ersten deutschen Sieg seit Ralf Schumacher (1995) - und dabei war es "zu 95 Prozent" sein letztes Formel-3-Rennen. "Ich weiß noch nicht, wo es danach hingeht", sagt der junge Deutsche. "Man muss nun abwarten und schauen, welche Möglichkeiten sich nun auftun." Macao könnte sich als Sprungbrett für Wittmann erweisen.

Und das auch ohne den begehrten Sieg in der Spielerstadt. "Ich hoffe einfach, dass viele wichtige Leute im Motorsport gesehen haben, was wir am Wochenende in Macao zeigen konnten. Hoffentlich kommt mir das zugute", hält Wittmann fest. "Ich wollte dieses Rennen halt gewinnen und wir waren auch dazu in der Lage, es zu schaffen. Wir waren einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort."