Wieder kein Glück für die Andrettis beim Indy 500

Marco Andretti beendete das Indy 500 mit einem Überschlag, Vater Michael verabschiedete sich mit Platz 13 als Fahrer vom "Brickyard"

(Motorsport-Total.com) - Der Andretti-Fluch in Indianapolis hält an: Beim gestrigen 500-Meilen-Rennen war Marco wie schon im Vorjahr die tragische Figur, während sein Vater Michael als 13. seine aktive Karriere am "Brickyard" endgültig beendete. Damit bleibt es für den berühmten Rennfahrerclan vorerst beim einzigen Sieg durch Großvater Mario im Jahr 1969.

Titel-Bild zur News: Marco Andretti

Der Regen war für Marco Andretti beim Indy 500 der Anfang vom Ende

Speziell Marco hätte vom Speed her durchaus gewinnen können, allerdings machte ihm der Regen einen Strich durch die Rechnung. Beim ersten Abbruch nach 113 Runden sah der Zweite von 2006 schon wieder wie der große Pechvogel aus, weil er kurz zuvor die Führung an seinen Andretti/Green-Teamkollegen Tony Kanaan verloren hatte, doch nach drei Stunden Pause konnte das Rennen doch noch einmal aufgenommen werden.#w1#

Marco nach Crash zum Glück unverletzt

"Ich bin mit Dan kollidiert, er war außen. Sorry, mein Fehler!" Marco Andretti

In der turbulenten Schlussphase kam es dann aber zu einem spektakulären Crash, der für den 20-Jährigen auf dem Überrollbügel endete: "Ich bin mit Dan (Wheldon; Anm. d. Red.) kollidiert, er war außen. Sorry, mein Fehler!" Allerdings spielte er zu jenem Zeitpunkt ohnehin schon keine Rolle mehr, "denn mein NYSE-Auto war nur zu Beginn richtig stark. Aus irgendeinem Grund war nach der Regenpause die Balance total weg."

Seinen Überschlag steckte er relativ locker weg: "Morgen werde ich wohl ein paar blaue Flecken haben, aber wenn ich mir nach so einem Crash nicht mehr zugezogen habe, hatte ich eh Glück. Das macht mir nichts aus. Aber das, was mir wirklich weh tut, ist das da drüben, auch wenn ich mich für Dario (Franchitti; Anm. d. Red.) ehrlich über seinen Sieg freue", seufzte Andretti bei einem wehmütigen Blick in die Victory Lane.

Für seinen Vater Michael war der Überschlag des Sprösslings natürlich eine Schrecksekunde, auch wenn er zunächst gar nichts davon mitbekommen hatte: "Ich wusste nicht, dass er sich überschlagen hatte. Ich wusste nur, dass er irgendwie in einen Unfall involviert war. Dann sagten sie mir am Funk: 'Marco geht es gut, er redet am Funk mit uns, alles cool!' Erst da begann ich mich zu fragen, was eigentlich passiert war..."

Lob vom Großvater

"Marco ist heute wieder wie ein Meister gefahren." Mario Andretti

Großvater Mario sprach Marco indes Mut zu: "Er ist heute wieder wie ein Meister gefahren. Wenn das Auto geht, dann kann er fahren, keine Frage. Er spürte, dass er es in sich hat, aber er war wegen des Regens besorgt. Schade. Aber immerhin hat er nun bestätigt, was für ein toller Fahrer er ist. Platz zwei im Vorjahr kam ja auch nicht von ungefähr. Sein Talent hat er wieder unter Beweis gestellt", erklärte der Indy-500-Sieger von 1969.

Übrigens schrieb Marco gestern ein Stück Familiengeschichte, denn als er in der 41. Runde die Führung übernahm, machte er sich selbst zum ersten Andretti, der seine beiden ersten Indy-500-Rennen zumindest kurz anführte. Außerdem bedeutete seine Führung im 104. Umlauf die 1.000 Fürhungsrunde des Andretti-Clans am "Brickyard" - eine schier unglaubliche Marke, wenn man bedenkt, dass dabei bisher nur ein einziger Sieg herausschaute.

Michael steigt endgültig aus dem Auto

Marco und Michael Andretti

Marco und Michael Andretti trauerten einer weiteren verpassten Chance nach Zoom

Für Michael, Marcos Vater, war der gestrige Auftritt sein allerletzter als Fahrer - künftig wird er sich voll auf seine Rolle als Teamchef konzentrieren. Zwar konnte er sich mit seinem Schützling Dario Franchitti über einen weiteren Andretti/Green-Triumph freuen, doch am liebsten wäre es dem Amerikaner natürlich gewesen, selbst zu gewinnen oder zumindest seinen Sohn in der Victory Lane Milch trinken zu sehen...

"Ich bin schon enttäuscht", gab der 44-Jährige unumwunden zu. "Ich dachte, dass heute viel mehr drin sein könnte. Das war einfach so ein Tag, an dem gar nichts ging. Unser Auto war okay, glaube ich. Ich geriet nur leider hinten irgendwie ins Feld und schaffte es nie richtig nach vorne. Jedes Mal, wenn ich es mit einer anderen Strategie probieren wollte, ging etwas anderes schief. An manchen Tagen soll es einfach nicht sein."

Zwar wirkte der ehemalige Formel-1-Pilot relativ gefasst, als er zum letzten Mal aus dem Cockpit stieg, doch ganz verheimlichen konnte er seine Emotionen beim Abschied vom "Brickyard" dann doch nicht: "Es hat halt einfach nicht sollen sein, dass ich hier mal als Fahrer gewinne", seufzte er. Aber: "Ich habe als Teameigentümer schon hier gewonnen. Zwei Siege in drei Jahren sind ja keine schlechte Statistik, oder?"