• 28.05.2007 01:07

  • von Fink/Nimmervoll

Franchitti gewinnt Regenpoker von Indianapolis

Der Schotte Dario Franchitti gewinnt das wegen Regens frühzeitig abgebrochene Indy 500 vor Dixon und Castroneves - Marco Andretti nach Überschlag out

(Motorsport-Total.com) - Regen war der entscheidende Faktor in der 91. Auflage der 500 Meilen von Indianapolis, denn ein plötzlich einsetzendes Unwetter während einer Gelbphase entschied über Sieger und Besiegte im mit über 400.000 Zuschauern natürlich ausverkauften Nudeltopf in Indiana. Das Rennen, das schon vor dem endgültigen Abbruch einmal für drei Stunden ausgesetzt war, hatte mit Dario Franchitti einen großen Triumphator - und viele tragische Helden...

Titel-Bild zur News: Dario Franchitti

Dario Franchitti lag zum Zeitpunkt des Abbruchs wegen Regen in Führung

Bereits die letzten Tage vor dem größten Spektakel des Motorsports warnten die lokalen Meteorologen vor Schauern, doch am Vormittag kam rechtzeitig vor dem Start die Sonne durch, und so wurden die 33 Autos zum ersten Mal mit den Worten "Ladies and gentlemen, start your engines!" auf die Einführungsrunden geschickt, denn 2007 waren mit Danica Patrick, Sarah Fisher und Milka Duno gleich drei weiblichen Pilotinnen am Start.#w1#

Polesetter Helio Castroneves (Penske) und Tony Kanaan (Andretti/Green) drückten gleich mächtig auf die Tube, die beiden Brasilianer wechselten sich fast kollegial mit der Führungsarbeit ab. Überhaupt verlief die Startphase ohne jegliche Probleme - das Feld verhielt sich sehr diszipliniert, und auch der erste Restart, nachdem sich der linke Außenspiegel von John Andretti selbstständig gemacht hatte und auf der Piste herumlag, ging ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Marco Andretti auf dem Vormarsch

Hinter den beiden Brasilianern lauerten die beiden letzten Indy-500-Sieger, Sam Hornish Jr. (Penske) und Dan Wheldon (Ganassi). Nach 20 von 200 Runden befanden sich Dario Franchitti, Marco Andretti (beide Andretti/Green), Scott Dixon (Ganassi), Tomas Scheckter (Vision) und Ryan Briscoe (Luczo-Dragon) in der Verfolgung, dahinter tat sich eine erste kleine Lücke auf.

Während Briscoe ähnlich wie Danica Patrick zu Beginn noch einige Handlingprobleme hatte, war neben den beiden brasilianischen Spitzenreitern der Vorjahreszweite Marco Andretti klar der schnellste Fahrer der Anfangsphase. Erst überholte er seinen Teamkollegen Franchitti, wenig später ging er mühelos auch an Wheldon vorbei.

Bereits in Runde 34 begannen die ersten Überrundungsmanöver auf dem vier Kilometer langen Superspeedway, die der jüngste Spross des Andretti-Clans kaltschnäuzig ausnutzte, indem er die Führung übernahm. Sein Dallara-Honda war zu Beginn des Rennens offensichtlich eine echte Rakete, bevor Roberto Moreno in Runde 37 den ersten Mauerkontakt hatte und damit seinen Vormarsch unterbrach, denn selbstverständlich war die erste Gelbphase die logische Konsequenz.

Drei Gelbphasen nach Mauerkontakten

Penske-Pilot Castroneves erlebte in der Folge an der Box ein kleines Drama, als in seinen 83-Liter-Tank trotz mehrerer Versuche kein Sprit hineinfließen wollte. Bereits am Vorstart hatte der "Spiderman" eine Schrecksekunde, als sein 3,5-Liter-Honda-Saugmotor nicht anspringen wollte. Der Brasilianer verlor zwar keine ganze Runde, er musste sich jedoch auf Position 29 einsortieren.

Nur sieben Umläufe wurden unter grüner Flagge absolviert, bevor nach 51 Runden Jon Herb seitwärts heftig in die SAFER-Barriere einschlug, jedoch ebenso wie Moreno unverletzt blieb. Tony Kanaan, Jeff Simmons (Rahal/Letterman) und Buddy Rice (Dreyer and Reinbold) kamen nicht an der Box und gingen in Führung.

Interessant vor allem die Andretti/Green-Entscheidung, Kanaan draußen zu lassen, denn der Brasilianer galt als einer der Topfavoriten und ging durch den Strategiewechsel im Vergleich zu den anderen Spitzenpiloten ein gewagtes Pokerspiel ein.

Wenige Runde später der dritte Zwischenfall. Diesmal erwischte es eine der drei Frauen, denn plötzlich verlor Milka Duno die Kontrolle über ihren Samax-Dallara, doch auch die medienwirksame Amazone aus Venezuela blieb bei ihrem Einschlag unverletzt.

Wieder gingen nicht alle Piloten an die Box, das Feld wurde nun erheblich durcheinander gewürfelt: Dario Franchitti lag plötzlich an der Spitze vor Sam Hornish Jr. und Tomas Scheckter, dahinter fuhr Scott Dixon als sicherer Vierter.

Reihenfolge durcheinander gewürfelt

Indianapolis Motor Speedway

Das 91. Indy 500 wurde letztendlich durch das Wetter entschieden Zoom

Viele Favoriten fuhren in dieser Rennphase nur im Mittelfeld, Kanaan war zurückgefallen auf Platz 16, Castroneves rangierte auf einem harzigen Rang 22 - und Penske hatte erneut Pech, denn plötzlich erlitt Hornish Jr. hinten links einen Plattfuß und musste an die Box, nachdem er mit Scheckter aneinander geraten war.

In der Folge musste der Südafrikaner ebenfalls zum Service und seinen Frontflügel tauschen, bevor John Andretti mit zu wenig Grip an der Vorderachse der vierte Pilot des Abends war, der in die SAFER-Barriere von Turn 2 rauschte.

Nach 101 Runden war es zur Rennhalbzeit immer noch trocken, womit sichergestellt war, dass auch sämtliche Gewitter der Region von Indianapolis nicht mehr verhindern können würden, dass es auch im Jahr 2007 einen Sieger geben würde.

Drohende Regenwolken über dem "Brickyard"

In den Top 5 lagen zu diesem Zeitpunkt gleich vier Andretti/Green-Autos: Marco Andretti führte vor Kanaan und Patrick, die ihre anfänglichen Handlingprobleme sukzessive in den Griff bekam. Dario Franchitti folgte als Fünfter und auch Michael Andretti fuhr in den Top 10 - die Andretti/Green-Armada war zu Rennhalbzeit absolut dominant.

Unterdessen lag Castroneves bereits wieder auf Rang sechs in Lauerstellung, der Penske-Pilot profitierte durch eine clevere Strategie am meisten von den zahlreichen Unterbrechungen. Den Restart verpatzte Marco Andretti ein wenig und Kanaan zog noch auf der Start- und Zielgerade am Youngster vorbei.

Dann war Phil Giebler der Nächste, der noch in der gleichen Runde rücklings in die Mauer knallte, und es gab erneut Gelb. Kanaan führte nun vor Marco Andretti und Patrick, als während der Safety-Car-Phase der große Regen kam. In Runde 113 wurde das Rennen für drei Stunden unterbrochen.

Drei Stunden Regenpause

Nach der Regenpause bestimmten die drei Andretti/Green-Autos erneut die Pace beim Restart, allerdings waren Castroneves und Wheldon noch schneller und schlossen zum Andretti/Green-Trio auf. Es hatte den Anschein, als würde keiner mehr das Risiko eines erneuten Regenschauers eingehen wollen, denn die Durchschnittsgeschwindigkeiten lagen nun jenseits der 220 Meilen pro Stunde, was 350 Stundenkilometern entspricht.

Im Mittelfeld marschierten Hornish Jr., Scheckter, Franchitti und Michael Andretti im Gleichschritt nach vorne, die Favoriten sammelten sich in den Top 10, während Wheldon in Runde 134 den Reigen der Stopps unter grüner Flagge eröffnete.

Nach 145 Runden waren alle Piloten beim Tanken, die Reihenfolge lautete Kanaan vor Hornish Jr., Franchitti, Patrick und Castroneves. 50 Runden vor Schluss war Wheldon scheinbar in Schwierigkeiten, während Privatier Marty Roth sein einziges Chassis an die Mauer setzte.

Wieder begannen die Strategiespiele: Franchitti, Dixon und Briscoe pokerten und gingen nicht an die Box - eine goldrichtige Entscheidung. Beim Restart 44 Runden vor der Zielflagge erwischte es Jacques Lazier, der in Turn 4 in die SAFER-Barriere prallte, während Kanaan direkt dahinter seinen Andretti/Green-Dallara mit einem sensationellen Manöver abfangen konnte und sich direkt in die Boxengasse zum Reifenwechsel hineindrehte.

Kurz vor dem Ende erwischte es dann auch noch Marco Andretti, der bei einem Überholmanöver im Verkehr mit Wheldon aneinander geriet, außen in die Streckenbegrenzung einschlug, quer über die Fahrbahn trudelte und sich dann auch noch überschlug, als er innen auf das Gras kam. Für den 20-Jährigen war dies ein unrühmliches Ende nach einer bis dahin recht starken Leistung. Eine Massenkarambolage in den hinteren Gefilden beschwörte eine weitere Gelbphase herauf.

Endgültiges Rennende nach 165 Runden

Start in Indianapolis 2007

Am Start lag noch Helio Castroneves in Führung, allerdings nicht lange Zoom

Ein erneutes Unwetter veranlasste die Offiziellen dann nach 165 Runden zum endgültigen Rennabbruch. Da die Regenschauer noch extremer waren als beim ersten Abbruch und es für einen neuerlichen Restart sowieso schon zu spät war, ging das zu dem Zeitpunkt aktuelle Ranking in die Wertung.

Damit feierte Franchitti, der zu jenem Zeitpunkt hinter dem Safety-Car in Führung lag, seinen ersten Sieg beim 500-Meilen-Klassiker - übrigens mit seiner völlig durchnässten Frau Ashley Judd, der berühmten Hollywood-Schauspielerin. Zweiter wurde Dixon vor Castroneves. Vorjahressieger Hornish Jr. musste sich mit dem vierten Platz zufrieden geben. Patrick wurde nach einer über weite Strecken starken Vorstellung als beste Frau im Feld Achte, die Andretti-Familie brachte weder Marco, noch Michael in die Top 10.

Naturgemäß hatte der Franchitti-Sieg einen etwas fahlen Beigeschmack, denn wer weiß, wie das Rennen über die volle Distanz ausgegangen wäre? Bitter auch für Kanaan, der sich für drei Stunden schon als Sieger fühlen durfte, dann aber doch noch einmal ins Rennen gebeten wurde - und alles verlor. Und die Andrettis konnten ihren Indy-500-Fluch wieder nicht besiegen, genauso wenig wie sich Patrick ihren Traum vom ersten Sieg einer Frau am "Brickyard" verwirklichen konnte...

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