• 25.05.2007 13:27

  • von Pete Fink

Wheldon: "Indy ist größer als Monaco"

Dan Wheldon hat in den USA sein Glück gefunden und weint der Formel 1 keine halbe Träne mehr hinterher - Indianapolis das richtige für Speed-Freaks

(Motorsport-Total.com) - Ganassi-Pilot Dan Wheldon ist einer der großen Favoriten auf den Sieg beim 91. Indy 500 am kommenden Sonntag. Der Engländer gewann das legendärste aller US-Rennen bereits einmal in Jahr 2005, doch bis er zuvor den Olymp des US-amerikanischen Motorsports besteigen konnte, lag ein harter Weg vor ihm.

Titel-Bild zur News: Dan Wheldon

Dan Wheldon hat sich in den USA durchsetzen können

Denn Wheldon hatte in Amerika keinen leichten Start, was aber vor allem mit seinem Traum von der Formel 1 zusammenhing: "Wenn man in Europa aufwächst, dann ist die Formel 1 einfach alles", so der Brite. "Alles, was ich über die IndyCars wusste, war Nigel Mansell, der hierher kam, als er Williams verlassen musste."#w1#

Aus Geldmangel nach Amerika

Dan Wheldon

Der USA-Durchbruch für Dan Wheldon war sein Indy-Sieg 2005 Zoom

Der Grund für seinen Wechsel lag ganz einfach daran, dass er nicht in der Lage war, ein finanzielles Fundament für eine Karriere in den unteren europäischen Formelklassen aufzustellen. Zwar war sein Elternhaus vermögend genug, um ihm den Einstieg in den Kartsport zu ermöglichen, aber im Gegensatz zu seinen damaligen Konkurrenten Jenson Button und Anthony Davidson war bald das Ende der Möglichkeiten erreicht.

Und als Wheldon 1999 als damals 20-Jähriger in die Staaten kam, hing sein "Herz eben immer noch an der Formel 1", gibt er rückblickend zu. "Das hat meine Leistungen sehr beeinflusst, und dann kam ein Punkt, an dem sich mein damaliger Teamchef zu mir setzte, und sagte: 'Du musst dich zusammenreißen, denn sonst verlierst du das, was du hier hast.' Das habe ich getan und habe am Ende meines letzten Vertrages sogar eine Möglichkeit zurückzukehren (BMW-Sauber; Anm. d. Red.) abgelehnt. Heute genieße ich die Rennszene hier."

Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn spätestens seit seinem Indy-500-Sieg im Jahr 2005 ist der eloquente Brite in Amerika ein Superstar. "Es war total verrückt", erinnert sich Wheldon. "Ich war bei Letterman, in der Good-Morning-America-Show, und ich habe wahrscheinlich in jedem einzelnen Bundesstaat ein Radio-Interview gegeben."

Viel Temperament und Leidenschaft

Dan Wheldon

"Difficult Dan" kann auch ein ganz fröhlicher Zeitgenosse sein Zoom

Sein selbstbewusstes und teilweise lautstarkes Auftreten hat ihm den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Difficult Dan" eingebracht, doch der 28-Jährige weiß damit umzugehen. "Ich lege alle Kraft, die ich besitze in den Rennsport", sagt er, "und ich erwarte dasselbe zurückzubekommen. Und wenn ich Leute sehe, die nicht alles geben, dann bin ich so frei, und spreche das an, und das kann ab und zu in einen Streit ausarten."

Wheldon vergleicht seine Situation - typisch englisch - mit einer Analogie aus dem Fußballgeschäft: "Es ist, wie wenn du ein Spieler bei Manchester United oder Chelsea bist. Die Betreuer sind jahrelang da, und sehen die Spieler kommen und gehen. Für mich als Spieler gilt es, aus der relativ kurzen Zeit, die ich habe, einfach alles herauszuholen - und wenn ich dafür zu einem Mechaniker oder jemand anderem etwas hart sein muss."

Wheldon ist ein Speed-Freak

Dan Wheldon

Geschwindigkeit ist für Dan Wheldon sein persönliches Lebenselixier Zoom

Auch wenn er offen zugibt, dass ihn die NASCAR durchaus reizen würde, jetzt ist sein erstes Ziel, die Indy 500 ein zweites Mal zu gewinnen. "Natürlich wäre es schön, in Monaco oder das Daytona 500 in der NASCAR zu gewinnen, aber auch in Bezug zu Monaco gibt es keinen Vergleich zum Indy 500." Wheldon kann sich noch gut an sein Gefühl beim Qualifying 2004 erinnern, "als ich mit 234 Meilen (376,5 Kilometer pro Stunde; Anm. d. Red.) in Turn 3 eingebogen bin. Bei dieser Geschwindigkeit wird das Auto durch alles beeinflusst."

"Wahrscheinlich wären viele an dieser Stelle vom Gas gegangen", grinst der bekennende Ayrton-Senna-Fan. "Aber ich liebe solche Sachen. Du kannst mich in die höchste Achterbahn der Welt setzen, und ich würde es immer noch mögen. Ich liebe Geschwindigkeit."

Doch ganz ist die Formel 1 noch nicht aus seinem Blickfeld verschwunden, denn auch er macht sich - möglicherweise aus eigener leidvoller Erfahrung - Gedanken über sein späteres Leben: "Wenn du Talent hast, dann brauchst du ein gutes Auto und finanzielle Unterstützung. Ich würde gerne mein Geld in jemanden investieren, der ansonsten nicht die Möglichkeit bekäme, und ihm dabei helfen - so, wie es Ron Dennis mit Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) gemacht hat."