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Vorschau Indy 500: "Start your engines!"
Das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis blickt auf eine langjährige Tradition zurück - Blick auf die Geschichte des "Greatest Spectacle in Racing"
(Motorsport-Total.com) - Der Indianapolis Motor Speedway ist die älteste noch immer im laufenden Rennbetrieb befindliche Rennstrecke der Welt. Erbaut 1908, sah der 2,5 Meilen lange Superspeedway sein erstes Rennen im Jahr 1909. Der Originalbelag bestand aus einer Mischung aus Teer und Steinen, was schnell zu einer Serie schwerer Unfälle führte.

© IndyCar
Start zum Indy 500 im Jahr 1991 - Rick Mears (re.) gewann das Rennen
Daraufhin beschlossen die Streckenbesitzer, das Oval mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen (Bricks) zu pflastern. Eine neben dem Kurs beheimatete Ziegelei produzierte jene Ziegelsteine, die dann die komplette Fahrbahn des Ovals bildeten.#w1#
Ursprung des Spitznamens "Brickard"
Der Spitzname der Strecke war geboren: "Brickyard". Doch wer auf die Idee kommt, der Name entstamme dem heute einen Yard breiten Ziegelsteinstreifen auf der Start-Ziel-Geraden, der irrt. Brickyard bedeutet nichts weiter als Ziegelei. Erst 1939 wurde das Oval mit einem Asphaltband belegt, nur ein größerer Abschnitt auf der Hauptgeraden blieb noch als Ziegelsteinstrecke übrig.
1961 wurde auch dieses letzte Überbleibsel entfernt, als Hommage an die vergangenen Zeiten entstand der "Yard of Bricks", jener Streifen aus Ziegelsteinen, über den noch heute die Autos der IndyCar- und NASCAR-Serie, der MotoGP - und vielleicht ja irgendwann auch einmal wieder die Formel-1-Boliden fahren.

© IRL
Arie Luyendyk nimmt einen Schluck von der berühmten Milch für den Sieger Zoom
Am 30. Mai 1911 fand das erste Indy 500 statt, der Sieger hieß Ray Harroun und fuhr einen hellgelb lackierten Marmon Wasp. Er benötigte für die 500 Meilen - oder 804,5 Kilometer - sechs Stunden, 42 Minuten und elf Sekunden. Das entsprach einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 72,6 Meilen oder 116,9 Kilometer pro Stunde.
Die Legende erzählt, dass Harroun unter anderem auch deswegen gewinnen konnte, weil er der einzige Pilot war, der keinen Mechaniker als Beifahrer mitgenommen hatte. Und noch etwas machte seinen Sieg einzigartig, denn Harroun war auch der einzige, der damals einen Rückspiegel am Auto montiert hatte. Viele Historiker sind der Meinung, dass dieses der erste Gebrauch eines solchen Utensils überhaupt war.
Das Rennen führte in den USA bald zu einer Motorsporteuphorie und wurde schnell in der gesamten Motorsportwelt zur Legende. Doch Indianapolis ist auch eine Legende schwerer und tödlicher Unfälle, denn nirgendwo sonst mussten mehr Piloten ihr Leben lassen. In den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieg die Sterberate beim Indy 500 gar auf besorgniserregende Höhen: zwei Tote 1931, zwei Tote 1932, fünf Tote 1933, zwei Tote 1934, vier Tote 1935.
Nachdem Louis Meyer 1936 zum ersten Fahrer wurde, der das Indy 500 dreimal gewinnen konnte, erinnerte er sich in einem Interview an die damaligen Gefahren. Nicht nur, dass der Belag sehr rau war, auch die Streckenumrandung war alles andere als sicher: "Es gab oben eine Betonwand, aber diese zeigte in die falsche Richtung. Die Mauer richtete sich nach außen anstatt nach innen - und wenn du sie getroffen hast, dann hat sie dich direkt darüber hinwegkatapultiert."
Triumphe und Tragödien
Auch das neue Asphaltband verhinderte weitere Tragödien nicht. 1955 etwa verlor der damals extrem populäre Bill Vukovich sein Leben beim Indy 500. Vukovich gewann das Rennen 1953 und 1954, doch ein Jahr später wurde er bei einem Unfall, den überrundete Piloten ausgelöst hatten, schlichtweg enthauptet, da sein Wagen in die Luft aufstieg, über die äußere Streckenbegrenzung hinweg flog und kopfüber auf dem Boden landete.
Es war die Zeit, als das Rennen zwischen 1950 und 1960 auf dem Kalender der Formel-1-Weltmeisterschaft stand, damit die FIA ihre Weltmeisterschaft nicht nur in Europa ausfahren musste. In den Jahren 1965 und 1966 gewannen mit Jim Clark und Graham Hill zwei Briten. Ansonsten waren zwischen 1919 und 1988 nur Amerikaner siegreich, denn das Indy 500 wurde von den Europäern - vielleicht mit Ausnahme von Alberto Ascari 1952 - hartnäckig ignoriert.

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Auf der Borg-Warner-Trophy sind alle Indy-500-Champions verewigt Zoom
1961 tauchte mit dem Cooper von Jack Brabham zum ersten Mal ein leicht modifizierter Formel-1-Bolide auf. Die Amerikaner belächelten das "komische kleine Auto aus England", denn Brabhams zierlicher Cooper hatte einen Heckmotor. Aber Brabham war nur ein Vorbote, denn ein Jahr später lud Dan Gurney Lotus-Chef Colin Chapman nach Indianapolis ein, der sich schockiert zeigte.
"Es hat mich erschreckt als ich sah, wie sehr das Design der dortigen Autos stagniert hat", erinnerte sich Chapman Jahre später. Gurney und Chapman überzeugten Ford, einen Motor zu liefern, der in einen heckgetriebenen Lotus eingebaut werden konnte. Jim Clark steuerte das Auto und gewann schon 1963 beinahe auf Anhieb.
Trotz der langen Historie gibt es bis heute nur drei Piloten, die dieses Rennen viermal gewinnen konnten, und alle sind in den USA wahre Rennlegenden: A.J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987) und Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991) schafften das, was zum Beispiel dem berühmten Andretti-Clan bislang verwehrt geblieben ist, denn dessen einziger Sieg stammt aus dem Jahr 1969, als Mario Andretti siegen konnte.
Das ewige Pech der Andrettis
Vor allem sein Sohn Michael Andretti gilt als tragische Figur: In seinen 15 Rennstarts bei den Indy 500 kam er achtmal in die Top 10, ohne ein einziges Mal zu gewinnen. 1991 wurde er hinter Rick Mears knapp Zweiter, 1992 ging ihm - in Führung liegend - der Motor neun Runden vor Schluss hoch und 2006 beendete er das Rennen hinter Sam Hornish Jr. und seinem Sohn Marco auf Rang drei, nachdem er wenige Runden vor Schluss noch in Führung gelegen hatte.
Weitere bekannte Indy-500-Sieger sind unter anderem Emerson Fittipaldi (1989 und 1993), Al Unser Jr. (1992 und 1994), Jacques Villeneuve (1995) sowie Juan Pablo Montoya (2000). 1990 gewann der Niederländer Arie Luyendyk im bisher schnellsten Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 300 km/h (185,981 mph).

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Kurve drei: Schwerer Unfall von Jerry Unser beim Indy 500 im Jahr 1958 Zoom
Europa hatte nie größeres Augenmerk auf Indianapolis. Das änderte sich nur einmal, als der amtierende Formel-1-Weltmeister Nigel Mansell 1993 das Indy 500 beinahe auf Anhieb gewann. Nur seine Unerfahrenheit bei den Restarts verhinderte den Erfolg, den sich übrigens mit Emerson Fittipaldi ebenfalls ein Formel-1-Champion unter den Nagel riss.
Das Indy 500 ist mit weit über 400.000 Zuschauern vor Ort die weltweit größte jährlich stattfindende Eintages-Sportveranstaltung. Doch auch das Prunkstück der US-Rennen litt in den vergangenen Jahren an der Spaltung der US-Formelszene zwischen IRL und ChampCars - es gab durchaus Probleme das Fahrerfeld mit den traditionell notwendigen 33 Piloten aufzufüllen.
So mussten die IndyCar-Offiziellen um IRL-Boss Tony George in den letzten Jahren mitunter tief in die Trickkiste greifen, um auch im Vergleich zur in den USA dominierenden NASCAR-Serie für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen. Indy ist seit dem Jahr 1945 im Familienbesitz der Hulman/George-Dynastie. Anton Hulman Jr. führte die Geschicke bis zu seinem Tod im Jahr 1977. Dann übernahm seine Tochter Mari George die Federführung und seit 1990 ist Hulman-Enkel Tony George in der Verantwortung.
2007 gewann Dario Franchitti im strömenden Regen. Der Schotte, damals in Diensten von Andretti/Green war nach Jim Clark, Graham Hill und Dan Wheldon erst der vierte Brite, der die seit 1936 traditionelle Siegermilch trinken durfte. Im Vorjahr gewann Scott Dixon, der 2009 zusammen mit Franchitti ein Duo bei Chip Ganassi bildet. Natürlich zählen die beiden genauso zu den Favoriten wie Team Penske und - Andretti/Green.

