• 20.05.2010 19:48

  • von Pete Fink

Tony Kanaan und das ewige Andretti-Pech

Unter allen aktiven IndyCar-Piloten gibt es niemanden, dessen erster Indy-Sieg so überfällig ist, wie der von Tony Kanaan - aber er fährt für Michael Andretti

(Motorsport-Total.com) - Michael Andretti gilt in Indianapolis als der ewige Zweite. Kein anderer Pilot kann mehr Führungsrunden für sich verbuchen, ohne jemals das Indy 500 gewonnen zu haben. Viele Male schrammte der heutige Boss von Andretti Autosport aus den unterschiedlichsten Gründen dicht an einem vermeintlichen Erfolg vorbei. Sogar 2006, damals schon im stolzen Alter von 44 Jahren, holte er sich als Teilzeitpilot noch einen dritten Platz.

Titel-Bild zur News: Tony Kanaan

Tony Kanaan und das lange Warten auf den ersten Indy-500-Sieg

Die unrühmliche Geschichte vom ewigen Indy-Pech des gesamten Andretti-Clans ist weltbekannt. Nur Mario Andretti konnte 1969 ein einziges Mal das Indy 500 gewinnen, als Andretti/Green-Mitbesitzer behielt Sohn Michael 2005 (Dan Wheldon) und 2007 (Dario Franchitti) zweimal die Oberhand. Und ein Pilot, der diesen Indy-Makel von seinem langjährigen Boss übernommen hat, scheint Tony Kanaan zu sein.#w1#


Fotos: Indy 500, Freies Training


Seit der Saison 2003 fährt Kanaan für Michael Andretti. 2004 holte der sympathische und immer gut gelaunte Brasilianer den IndyCar-Titel. Das Indy-500 gewann er nicht. Das berühmte Tornado-Rennen über 180 statt der kompletten 200 Runden entschied damals Buddy Rice für sich. Passend: Das Andretti/Green-Trio Kanaan, Wheldon und Bryan Herta klassierte sich auf den Positionen zwei bis vier.

In den beiden vergangenen Jahren machte Kanaan zweimal in aussichtsreicher Position mit den Indy-Mauern Bekanntschaft. Die Liste derer, die in Indianapolis die meisten Führungsrunden drehten, aber nie gewinnen konnten, sieht den 35-Jährigen auf Platz drei. Im Jahr 2010 folgt nun sein neunter Anlauf im "Greatest spectacle in Racing".

Irgendwann wird es soweit sein

Tony Kanaan

Tony Kanaan führte auch für Danica Patrick den Shakedown durch Zoom

"Es stimmt, ich habe immer wieder gehört, dass ich derjenige sei, der im aktuellen Feld den Sieg am meisten verdient hätte", berichtet Kanaan. "Das ist ein schönes Gefühl. Und in meinem Kopf ist es auch fest verankert, dass ich dieses Ding eines Tages einmal gewinnen werde. Ich habe mich schon oft in eine geeignete Position dazu gebracht, aber es hat nie sollen sein."

Gibt es zwischen Michael Andretti und ihm irgendeine magische Pechvogel-Verbindung? "Ich identifiziere mich sehr mit ihm", weicht Kanaan etwas aus. "Wenn man die Fans nach Michael Andretti fragt, dann sehen sie ihn nicht als jemanden an, der dieses Rennen nie gewinnen konnte. Natürlich steht sein Name nicht auf einer Siegerliste, aber das heißt noch lange nicht, dass er in seiner Zeit nicht einer der ganz Großen gewesen ist."

Im Laufe der Jahre hat Daueroptimist Kanaan sowieso einen ganz eigenen Zugang zum Indianapolis Motor Speedway gefunden: "Ich habe es schon oft gesagt und ich glaube nach wie vor fest daran: Die Strecke sucht sich den Sieger selber aus. Also musst du die Strecke gut behandeln und nicht zu oft in die Mauer fahren." Was ihm 2008 und 2009 nicht glückte.

Trotzdem weiß bei Andretti Autosport jeder, dass der IndyCar-Haudegen derjenige ist, der mit Abstand über die meiste Erfahrung verfügt. Deswegen war es auch Kanaan, der am ersten Wochenende den Indy-Shakedown aller fünf Andretti-Dallara durchführte. "Plötzlich sah ich meinen Namen gleich fünfmal in den Top 10. Davon habe ich ein Foto gemacht, das ich meinem Sohn zeigen werde." Ein Siegerfoto mit Pokal und Milch wäre wahrscheinlich ein noch schöneres Souvenir.