• 30.05.2007 12:50

  • von Harry Miltner

Stewart: "Franchitti war immer ein Toptalent"

Jackie Stewart ist begeistert von Indy-500-Sieger Dario Franchitti, dessen Karriere im Motorsport er schon seit vielen Jahren verfolgt

(Motorsport-Total.com) - Er sammelt Ferraris, fliegt Hubschrauber, ist mit einem Hollywoodstar verheiratet und konnte dennoch bis vor kurzem in den Straßen seiner Heimatstadt Edinburgh unerkannt spazieren gehen. Seit vergangenem Sonntag könnte sich das aber geändert haben.

Titel-Bild zur News: Dario Franchitti

Laut Jackie Stewart war Dario Franchitti schon immer ein Toptalent

Mit dem Gewinn der Indy 500 vor den Augen mehrerer Millionen TV-Zuseher hat der Schotte Dario Franchitti nun den Sieg bei einem der bedeutendsten Autorennen der Welt auf seiner Visitkarte stehen. Der 34-Jährige zog damit gleich mit britischen Rennsportlegenden wie Graham Hill oder Jim Clark, die ebenfalls beide den Atlantik überquerten, um am berüchtigten "Brickyard" zu triumphieren. Landsmann Clark faszinierte und inspirierte Franchitti seit jeher so sehr, dass er in seinem Haus sogar einen eigenen Raum mit Memorabilia des zweifachen Formel-1-Weltmeisters hat. Er selbst entschied sich vor zehn Jahren für die US-Serien und ließ die Formel 1 links liegen.#w1#

Lob von Stewart

"Ich habe Dario immer als Toptalent gesehen. Anfang der 1990er war er eine der treibenden Kräfte im Team meines Sohnes, Paul Stewart Racing. Als er in die USA ging, war ich sicher, er würde dort eine große Nummer werden", zollte der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart Franchitti im Gespräch mit der 'BBC' Respekt. Als Franchitti sich 2003 bei einem Motorradunfall in Schottland den Rücken verletzte, schien sein Traum, wieder fahren zu können, vorbei. "Er war nach dem Unfall lange aus dem Geschäft und einige dachten, er wäre am Ende. Daher ist es großartig für ihn, mit so einem Sieg zurück zu kommen", so Stewart.

Erfolg erarbeitet

Auch wenn Franchitti nicht zuletzt durch seine Heirat mit Schauspielerin Ashley Judd in der amerikanischen High-Society zuhause ist, hat er sich laut Stewart "sein Schottentum, seinen Akzent und seine Werte immer bewahrt. Dario ist geradeaus und trotz des Ruhmes am Boden geblieben. Er genießt das Leben, geht mit den Sponsoren gut um und präsentiert sich gut. Er ist sicher einer der nettesten Menschen, die ich kenne", schwärmt Stewart.

Als Baby sah Dario seinem Vater, einem Eisdielenkettenbesitzer, beim Kartfahren zu. Kartclub-Vizepräsident Bill McDonald erinnert sich: "Die Franchittis sind seit Jahren im Motorsport und diese Erfahrung wurde immer weitergereicht. Dario schaut immer wieder beim Club vorbei und kommt herein wie jedes andere Mitglied. Er ist ein Gentleman, der immer Zeit für ein nettes Gespräch hat." Franchitti hat sich hinaufgearbeitet und nützte die Chance, die er beim Formula-Vauxhall-Lotus-Team von Paul Stewart bekam. Im Folgejahr holte er den Titel, stieg in die Formel 3 auf und fuhr dann ITC, ehe er 1997 in die CART-Serie wechselte.

Enttäuschung Formel 1

Eine der wenigen Enttäuschungen in seiner Karriere war ein missglückter Formel-1-Test mit Jaguar im Jahr 2000. "Ich denke, Dario hatte genug Talent, aber vielleicht war er vorher zu lange in Amerika. Er fuhr gut, aber aufgrund seiner Gewissenhaftigkeit verbrachte er mehr Zeit damit, den Wagen kennen zu lernen als Runden zu fahren. Ein technischer Defekt hinderte ihn dann am Nachmittag weiterzufahren und so konnte er wohl die Erwartungen nicht erfüllen", so Stewart. "Man kann immer nur mit den Karten spielen, die man in der Hand hat. Ich bin sicher, er hätte gerne auch in der Formel 1 Erfolg gehabt, aber es hat eben nicht sollen sein. Dennoch kann er mit dem Erreichten sehr zufrieden sein."