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Penske-Festival in Sonoma!

Will Power hat beim ersten Penske-Dreifachsieg seit 17 Jahren die Nase vorn und schiebt sich in der Meisterschaft an Dario Franchitti heran

(Motorsport-Total.com) - Das Penske-Team feierte auf der kalifornischen Berg- und Talbahn von Sonoma den totalen Triumph. Will Power, Helio Castroneves und Ryan Briscoe kamen nach den Plätzen eins, zwei und drei im Qualifying auch nach 75 Rennrunden in dieser Reihenfolge ins Ziel und sorgten für den ersten Dreifachsieg des Teams seit dem Rennen auf dem Ein-Meilen-Oval von Nazareth im Jahr 1994.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power hielt mit seinem Sieg in Sonoma das Titelrennen offen

"Das war das beste Wochenende, das man sich vorstellen kann", jubelte der überglückliche Sieger Power in der Victory Lane. "Für die Meisterschaft war dieses Ergebnis sehr wichtig", hielt der Australier fest - wohlwissend, dass seine beiden Teamkollegen Castroneves und Briscoe seinem schärfsten Konkurrenten im Kampf um den IndyCar-Titel 2011 - Ganassi-Pilot Dario Franchitti - wertvolle Punkte abnehmen konnten.

Castroneves, der nur beim einzigen Restart des Tages sieben Runden vor Schluss in die Nähe des Power-Hecks kam, musste die Überlegenheit seines australischen Teamkollegen neidlos anerkennen: "Will fuhr heute in einer anderen Liga", stellte der Brasilianer fest und sprach von einem "mordsmäßig guten Tag für Penske".


Fotos: IndyCars in Sonoma


Briscoe, das dritte Glied im erfolgreichen Penske-Trio, freute sich nicht weniger über die makellose Teamleistung: "So wie wir ins Rennen gegangen sind, kamen wir auch ins Ziel. Mehr kann man nicht verlangen. Wir drei waren in den vergangenen zwei Jahren schon ein paar Mal kurz davor, das Podium komplett zu besetzten. Jetzt hat es endlich geklappt."

Für Teamchef Roger Penske war der Dreifachsieg der grandiose Abschluss eines überaus erfolgreichen Wochenendes. Erst am Samstag hatte Brad Keselowski für den "Captain", das NASCAR-Rennen in Bristol gewonnen. "Gestern der Sieg von Brad, heute der Dreifachsieg - ich kann es gar nicht glauben", freute sich der Teamchef und fügte in Bezug auf die Ambitionen seines IndyCar-Teams an: "Jetzt wollen wir den Titel gewinnen."

Helio Castroneves, Ryan Briscoe, Will Power

Teamchef Penske und sein erfolgreiches Trio Power, Castroneves, Briscoe Zoom

Dario Franchitti war beim Indy Grand Prix of Sonoma als Vierter "Best of the Rest" und gestand seine Niederlage im Ziel neidlos ein. "Ich sah das gesamte Rennen über nur den Penske-Truck-Rental-Schriftzug vor mir", sagte der Schotte in Anspielung auf den Sponsor auf dem Heckflügel von Briscoes Penske. "Ich habe ein paar Mal gedacht, dass ich ihn im Verkehr packen kann, hatte aber keine Chance." Bei noch vier ausstehenden Rennen - je zwei davon auf Straßenkursen und zwei im Oval - weist Franchitti nun nur noch 26 Punkte Vorsprung auf Power auf.

Franchittis Ganassi-Teamkollege Scott Dixon lief unmittelbar hinter dem Tabellenführer als Fünfter ein und hält mit nun 75 Zählern Rückstand auf den Schotten Rang drei der IndyCar-Gesamtwertung. "Ich habe die Penske-Autos im Verlauf des Rennens eigentlich nie gesehen", musste auch der Neuseeländer die Überlegenheit der Truppe rund um Teamchef Roger Penske anerkennen. "Was unsere Performance betrifft, so haben wir wohl etwas Arbeit vor uns", analysierte Dixon.

Hitziges Duell zwischen Bourdais und Pantano

In einem ungewöhnlich ereignislosen IndyCar-Rennen, in dem die Reihenfolge auf den vorderen Plätzen praktisch über die gesamte Distanz unverändert blieb, kam Sebastien Bourdais hinter den Top-Teams von Penske und Ganassi auf Platz sechs ins Ziel. Der Franzose lieferte sich in der Schlussrunde im Kampf um Platz sechs ein enges Duell mit Rückkehrer Giorgio Pantano, der im Team von Dreyer & Reinbold Racing den verletzten Justin Wilson ersetzte.

Die beiden Ex-Formel-1-Piloten gingen im 75. und finalen Umlauf Seite an Seite - Pantano auf der Innen- und Bourdais auf der Außenbahn - durch die letzte Kurve. Nach Ansicht der Rennleitung ließ sich Pantano dabei zu weit nach außen tragen, was Bourdais zwang, die Rennstrecke zu verlassen. Den herausgefahrenen sechsten Platz war Pantano bereits wenige Minuten später wieder los, als er aufgrund des Manövers gegen Bourdais im Endergebnis ans Ende der Führungsrunde (Platz 17) zurückgestuft wurde.

Giorgio Pantano

Giorgio Pantano hatte nur kurzzeitig Freude an Platz sechs... Zoom

"Ich kann die Entscheidung nicht nachvollziehen", schimpfte Pantano und verwies darauf, dass er "nichts falsch gemacht, stattdessen nur den Platz gehalten hätte". Bourdais sah das Urteil der Rennleitung freilich anders: "Das war eine faire Entscheidung. In den Regeln steht ganz klar geschrieben, dass du deine Rennlinie nicht wechseln darfst."

Newman/Haas-Pilot James Hinchcliffe war als Siebter einmal mehr bester Vertreter der Rookies, nachdem Lokalmatador J.R. Hildebrand nach einer Kollision mit Marco Andretti (24.) und anschließendem Reifenschaden nur auf Platz 23 ins Ziel kam. Graham Rahal (Ganassi; 8.), Ernesto Viso (KV/Lotus; 9.) und Ryan Hunter-Reay (Andretti; 10.) komplettierten die Top 10.

Ho-Pin Tung sorgt für die einzige Gelbphase

Dramatisch wurde es abgesehen vom Pantano/Bourdais-Duell in der letzten Kurve nur noch ein weiteres Mal, als sich Mike Conway (Andretti; 16.) und Sebastian Saavedra (Conquest; 14.) eingangs der letzten Runde nicht über die Vorfahrt einigen konnten. Ausgangs Turn 2 verhakten sich die beiden Boliden mit den Rädern, woraufhin der Wagen von Saavedra quer über die Nase des Conway-Autos in Richtung Erdwall flog. Nachdem sich der Staub gelegt hatte, konnten sich allerdings beide noch bis ins Ziel retten.

IndyCar-Debütant Ho-Pin Tung sorgte zehn Runden vor Schluss für die einzige Gelbphase im Rennen, als er seinen Dragon-Dallara in Turn 9 in den Reifenstapeln versenkte. Die vom Chinesen ausgelöse Unterbrechung sowie der folgende Restart änderten an der Reihenfolge an der Spitze jedoch genauso wenig wie die zwei Durchgänge Boxenstopps unter Grüner Flagge zuvor.

Der einzige weitere Ausfall im Rennen neben Tung betraf Tony Kanaan, dem am Rande des Sonoma-Wochenendes nachgesagt wurde, dass er auch im kommenden Jahr für KV/Lotus an den Start gehen wird. Diese Gerüchte wollte der Brasilianer zwar nicht bestätigten, wohl aber, dass er nach einem steckengebliebenen Gaspedal in Runde 40 das Rennen aufgeben musste. "Der Gaszug ist gerissen, weshalb ich keine Chance mehr hatte, den Wagen zu kontrollieren", so Kanaan, der in Turn 9 einen Umweg durch die Auslaufzone nehmen und den Boliden unmittelbar im Anschluss in der Boxengasse abstellen musste. "Wir waren heute aber ohnehin nicht konkurrenzfähig", trug der Brasilianer seinen Ausfall mit Fassung.

Für Kanaans KV/Lotus-Teamkollegen Takuma Sato lief es angesichts Platz 18 nicht viel besser. Danica Patrick beendete ihr letztes IndyCar-Rennen in Sonoma auf Position 21. HVM-Ersatzpilot Simon Pagenaud kam als 15. ins Ziel. Der Franzose kam an diesem Wochenende völlig unerwartet zu seinem dritten IndyCar-Start der Saison 2011, nachdem Stammpilotin Simona de Silvestro unter dubiosen Umständen von der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde die Einreise ins Land verweigert wurde. Was sich genau am Flughafen Dulles in Washington zugetragen hat, ist nach wie vor unklar. Der Eidgenossin jedenfalls blieb nichts anderes übrig, als den Indy Grand Prix of Sonoma vor dem heimischen Fernseher in der Schweiz zu verfolgen.

Simon Pagenaud

Simon Pagenaud fuhr den HVM-Dallara von Simona de Silvestro auf Platz 15 Zoom

Am kommenden Wochenende gastiert die IndyCar-Serie erstmals auf dem neuen Stadtkurs in Baltimore, wo der erwiesene Straßenkurs-Spezialist Will Power versuchen wird, seinen Punkterückstand auf Tabellenführer Dario Franchitti weiter zu reduzieren.