• 25.11.2013 23:21

  • von Pete Fink

Montoya-Comeback: "Ich habe einfach nur gegrinst"

Für Juan Pablo Montoya begann am Montag das Abenteuer IndyCars - der 38-Jährige saß das erste Mal in seinem Penske-Chevrolet und viel Prominenz schaute zu

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya ist wieder da, wo er einst angefangen hatte. Der 38-jährige Kolumbianer unternahm am Montag auf dem Sebring International Raceway seine erste Ausfahrt bei den IndyCars. Was eigentlich ein ganz gewöhnlicher Test werden sollte, geriet angesichts des prominenten Neuzugangs zu einem kleinen Schaulaufen der Penske-Mannschaft: Will Power, Helio Castroneves, Penske-Rennchef Tim Cindric und sogar Rick Mears, der vierfache Indy-500-Gewinner, ließen es sich allesamt nicht nehmen, die ersten Fahrversuche des Rückkehrers vor Ort zu begutachten.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya drehte am Montag in Sebring seine ersten IndyCar-Runden Zoom

Und der hatte sichtlich Spaß: "Ich habe von einem Ohr zum anderen gegrinst", ließ Montoya bereits in der Mittagspause verlauten. Sein erstes Statement zum neuen IndyCar-Arbeitsgerät: "Der Motor ist wirklich gut, wenn du ins Gas steigst, hast du jede Menge Drehmoment. Nur mit dem Bremsen tue ich mir noch etwas schwer." Kunststück, denn an die giftigen Karbon-Bremsen muss sich auch ein Montoya nach so vielen NASCAR-Jahren erst wieder gewöhnen. Doch genau darum ging es ja in Florida.

Will Power unternahm den Shakedown im Penske-Chevrolet mit der Startnummer 12, während sich Montoya noch auf Beobachtungsposten befand. Gegen 11:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr MEZ) erfolgte dann der Cockpit-Tausch: Der 38-jährige Kolumbianer drehte nach 13 Jahren IndyCar-Abstinenz seine ersten Warmup-Runden. Nach seiner über siebenjährigen NASCAR-Zeit war es das erste Mal seit dem Formel-1-Rennen von Indianapolis im Juli 2006, dass Montoya wieder in einem Formelauto Platz nahm.

Das erste Ziel ist klar: Sich im neuen Auto zurechtfinden, wohlfühlen und herausfinden, was sich seit 2000 (oder mit ein wenig Formel-1-Bezug eben seit 2006) alles geändert hat. Offizielle Zeiten gab es keine, doch Cindric verriet schon in der Mittagspause, dass Montoya bis auf wenige Zehntelsekunden an die Power-Zeiten heran gekommen war. Der Australier hatte zehn Shakedown-Umläufe unternommen, der prominente IndyCar-Rückkehrer lies deren 20 folgen.

Viel Prominenz auf Beobachtungsposten

"Das war schon beeindruckend", sagte der Penske-Präsident. "Wir haben ihn auf alten Reifen rausgeschickt, damit er die Schaltpunkte lernen kann. Dann haben wir ihm Wills alte Reifen gegeben und er war sofort ein paar Zehntel an ihm dran. Jetzt wird es darum gehen, dass wir die letzte halbe Sekunde finden, ohne dass sein Selbstvertrauen flöten geht." Was beim temperamentvollen Kolumbianer wohl eher nicht die Gefahr sein wird.

Juan Pablo Montoya

Penske-Präsident Tim Cindric und Neuzugang Juan Pablo Montoya Zoom

So sieht es auch Teamkollege Power: "Du gewinnst keine Formel-1-Rennen oder CART-Rennen, wenn du langsam bist", gab der Australier zu Protokoll. "Eigentlich erwarte ich mir, dass ich etwas von ihm lernen kann." Sein erster Eindruck des Kolumbianers: "Er scheint einen ganz ähnlichen Fahrstil wie ich zu haben, was ich aus den Datenblättern entnehmen kann. Wenn das so ist, dann kann es in Sachen Setups nur gut sein."

Business as usual also - oder wie Power es formulierte: "Ich habe nichts anderes erwartet. Für mich ist die ganze Sache überhaupt sehr cool, denn ich wollte schon immer der Teamkollege eines Fahrers sein, der in der Formel 1 Erfolg hatte. Das zeigt mir, wo ich stehe und das ist großartig. Als ich jung war, war er für mich einer der Besten." Die Tatsache, dass auch Castroneves vorbeischaute und sich einbrachte, ist für Cindric wiederum ein deutliches Zeichen dafür, "dass alle drei gut zusammenarbeiten werden. Es ist großartig, dass auch Helio gekommen ist. Alle drei sind hier und sagt eine Menge."


Fotostrecke: Montoya in der NASCAR

Vorschriften wollte er Montoya keine machen. "Es ist solange her, dass er in einem Formelauto saß. Wir lassen ihn das machen, was er machen will und finden heraus, was ihm taugt und was ihm nicht taugt. Er soll sich wohlfühlen und Vertrauen gewinnen. Dann sehen wir uns über Nacht die Daten an und greifen morgen etwas härter an." Ein "entspanntes Herangehen" also, wie Castroneves beobachtete: "Er wird dieses Team unglaublich bereichern", so der "Spiderman", der Montoya schon zwei Jahrzehnte gut kennt.

Auf der Suche nach dem Zuhause

Und der Neuzugang selbst? Der gab sich etwas zurückhaltender. "Ich muss an den Punkt kommen, wo ich mich wohlfühle und das Limit des Autos kennenlerne. Ich mache mir keine Gedanken über schnelle Zeiten. Ich werde ganz einfach Vollgas geben und das war's. Aber ich will mich klug herantasten. Darum geht es - das Auto und die Leute im Team verstehen." Was nach über sieben NASCAR-Jahren sicherlich ein paar Runden dauern wird.

Juan Pablo Montoya, Helio Castroneves

Fachsimpeln in der Penske-Box mit Helio Castroneves und Rick Mears Zoom

"Klar will ich gewinnen und mein Bestes geben", ergänzte Montoya im Hinblick auf seine Ziele. "Wie gut das dann sein wird, weiß ich nicht. Ich muss Will schlagen, der einer der schnellsten Jungs dieser Serie ist. Ich muss Helio schlagen, der eine Menge Erfahrung besitzt. Er war schon da, als ich meinen Titel geholt habe (1999; Anm. d. Red.). Für sie ist es keine große Sache, jeden Tag ins Auto zu steigen. Das ist ihr Zuhause und ich muss sehen, dass es auch mein Zuhause wird."

"Jetzt sind wir aber noch meilenweit davon entfernt. Aber im zweiten und dritten Run bin ich bereits sauber durch die Gänge und durch die Kurven gekommen. Alles ist so anders, das braucht einfach seine Zeit." Am Wichtigsten war jedoch: "Ich kann es selber noch gar nicht glauben, dass ich jetzt hier bin. Ich sehe das Auto, meinen Namen darauf, es ist aufregend. Und es freut mich, dass sich viele über meine Rückkehr in den Formelsport freuen. Doch jetzt ist Schluss mit dem Reden. Ich will wieder ins Auto. Das macht einfach Spaß."


Fotos: IndyCar: Erster Penske-Test für Montoya