McLaren vs. Alex Palou: Worum es im Millionenprozess geht

McLaren fordert 23 Millionen Dollar Schadenersatz von Alex Palou: Wie die Anwälte des zweimaligen IndyCar-Champions dagegen argumentieren.

(Motorsport-Total.com) - Die chaotische Trennung von Alex Palou und McLaren ist eine der wildesten Vertragssagas der jüngeren Motorsportgeschichte. Nächstes Jahr kommt es zum Showdown vor einem britischen Gericht.

Titel-Bild zur News: McLaren-Reservefahrer Alex Palou beim Formel-1-Rennen in Miami 2023

McLaren-Reservefahrer Alex Palou beim Formel-1-Rennen in Miami 2023 Zoom

Ein Handelsrichter des Business and Property Courts of England and Wales wird entscheiden, wie viel Schadenersatz McLaren nach der Kehrtwende von Alex Palou im vergangenen Sommer erhält, mit der er sowohl den Fahrer- als auch den Werbevertrag brach, den er für Rennen in der IndyCar-Serie und als Ersatzfahrer in der Formel 1 unterzeichnet hatte.

Autosport, eine Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, hat die von beiden Seiten beim Gericht eingereichten Dokumente eingesehen und stellt fest, dass Palou den Vertragsbruch nicht bestreitet, aber die Höhe der von McLaren geforderten Entschädigung anficht.

Als Grund für die Trennung gibt Palou an, er habe "das Vertrauen in das Versprechen eines zukünftigen Formel-1-Renncockpits verloren", was McLaren als "unbegründet" zurückweist.

Palou hatte als Mitglied des McLaren-Fahrerprogramms bereits Testfahrten in älteren Formel-1-Boliden absolviert, war beim Großen Preis der USA 2022 im ersten Freien Training zum Einsatz gekommen und war als offizieller Ersatzfahrer für den Miami-Grand-Prix 2023 vorgesehen. Dies geschah im Rahmen einer Schlichtungsvereinbarung nach einem früheren Vertragsstreit zwischen McLaren und seinem derzeitigen IndyCar-Team Chip Ganassi Racing (CGR).

In diesem Fall, der vor einem amerikanischen Gericht verhandelt wurde, behielt Ganassi Palou als IndyCar-Fahrer bis 2023, und er gewann seinen zweiten Titel für das Team. Abgesehen von den Verweisen auf seinen letzten Ganassi-Vertrag, einen Dreijahresvertrag, den er im August letzten Jahres unterzeichnete, um die Trennung von McLaren zu vollziehen, ist CGR in keiner Weise an diesem Rechtsstreit beteiligt.

Kläger sind McLaren Indy LLC und McLaren Racing Ltd, Beklagte sind Palou selbst und seine amerikanische Firma ALPA Racing USA LLC, die seine Dienste als Rennfahrer vermarktet.

Palous Anwaltsteam legt Grund für Trennung offen

In der schriftlichen Klageschrift erklären Palous Anwälte: "Im Jahr 2022 unterzeichnete [Palou] eine Reihe von Vereinbarungen in dem Glauben, dass [McLaren] seine Ambitionen teilte, mittel- und langfristig in der Formel 1 zu fahren."

Später wird ein Grund für die Kehrtwende genannt: "In der Folge verlor [Palou] das Vertrauen und die Zuversicht, dass [McLaren] seine Ambitionen, in der Formel 1 zu fahren, wirklich unterstützen würde, und entschied sich stattdessen, mit CGR in der IndyCar-Serie weiterzumachen."


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Die Verteidigung fährt fort: "Der eigentliche Streitpunkt zwischen den Parteien ist die Frage des Schadenersatzes, den [Palou und seine Firma] [McLaren] als Folge davon zahlen müssen". In diesem Zusammenhang heißt es: "[McLarens] Schadensersatzforderungen sind unzureichend spezifiziert, in vielerlei Hinsicht missverständlich und weit überzogen."

Ein weiteres Detail in Palous Verteidigung ist, dass sein CGR-Vertrag ihn nicht daran hindert, anderswo ein Formel-1-Cockpit anzunehmen, sollte sich eine Gelegenheit ergeben.

Wie viel Schadensersatz fordert McLaren von Palou?

Insgesamt fordert McLaren von Palou 23 Millionen US-Dollar (derzeit rund 21,3 Millionen Euro) Schadenersatz. McLaren macht entgangene Einnahmen und Ausgaben im Zusammenhang mit seiner Ablösung geltend und behauptet, Palous Kehrtwende habe zu einer Neuverhandlung des kommerziellen Vertrags mit Sponsor NTT Data geführt.

Der Schaden wird auf 6,9 Millionen Dollar geschätzt, die sich auf eine jährliche Sponsorengebühr von etwas mehr als 3 Millionen Dollar und 3,9 Millionen Dollar für Auftritte bei drei Formel-1-Rennen und das "Sponsoring des Entwicklungszentrums der Indy Series" verteilen.

McLaren behauptet auch, dass es über drei Jahre 1,5 Millionen Dollar an "Teamunterstützung" durch das Sponsoring des Motorenlieferanten General Motors verlieren wird, der nach eigenen Angaben auf "drei Vollzeit-A-Level-Fahrer" angewiesen ist. Zusätzlich zu den kommerziellen Geschäften werden weitere 7 Millionen Dollar an erwarteten Preisgeldern, Fanartikeln und Sponsorenverträgen "als Folge seines Status als zweifacher IndyCar-Champion" gefordert.

In Bezug auf die Formel 1 beziffert McLaren Palous Möglichkeiten im Rahmen des Testprogramms mit alten Autos auf 3,5 Millionen Dollar - da diese Zeit "andernfalls für eine Anstellung zur Verfügung gestanden hätte" - sowie weitere 2,8 Millionen Dollar an vergeudeten Ausgaben für "Fahrerunterstützung" bei Testfahrten, im Formel-1-Simulator und anderen Aktivitäten. Schließlich verlangt das Unternehmen die Rückzahlung von 400.000 Dollar, die als Antrittsprämie gezahlt worden waren, sowie die Erstattung der Gerichtskosten.

Der größte Teil der Klageerwiderung von Palous Anwälten - ein Dutzend Seiten Schriftsatz - besteht darin, diese Forderungen und Zahlen zu bestreiten. Und das ist der Knackpunkt in diesem Fall, bei dem jeder einzelne Punkt geprüft werden muss, um zu einem Urteil über die endgültige Summe zu kommen. Ein Richter wird entscheiden müssen, wie das Ergebnis genau aussieht.