IndyCar Portland: Alex Palou sichert vorzeitigen Titelgewinn mit Rennsieg

Alex Palou erringt mit fünftem Saisonsieg beim vorletzten IndyCar-Rennen 2023 seinen zweiten Titel - Scott Dixon auf dem Podium, aber geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Alex Palou ist der IndyCar-Champion 2023. Seinen zweiten Titel innerhalb von drei Jahren hat der Spanier in Diensten von Chip Ganassi Racing am Sonntag beim vorletzten Saisonrennen, dem Grand Prix von Portland, mit einem souverän eingefahrenen Sieg unter Dach und Fach gebracht. (Fotos: IndyCar in Portland)

Titel-Bild zur News: Alex Palou

Zweiter IndyCar-Titel in drei Jahren für Alex Palou (Ganassi-Honda) Zoom

Während Palous beim Rennstart einziger verbliebener Titelrivale - Ganassi-Teamkollege Scott Dixon - das Rennen auf dem dritten Platz beendete, fuhr Palou seinen fünften Saisonsieg ein. Den hätte es für den Spanier bei P3 von Dixon gar nicht gebraucht, um bei Saisonfinale am kommenden Sonntag (10. September) auf dem Laguna Seca Raceway nicht mehr abgefangen werden zu können. Eines echten Champions würdig aber hat Palou den Titel mit Sieg eingefahren.

"Das ist es, was wir wollten! Es war ein unglaubliches Wochenende, das wir in der Victory Lane und mit dem zweiten Titel abgeschlossen haben", so die ersten Worte von Alex Palou. "Dass ich jetzt ein zweimaliger IndyCar-Champion bin, das fühlt sich großartig an, wie ein Traum", so der 26-jährige Spanier. (Ergebnis: IndyCar in Portland)

Alex Palou ist damit der erste IndyCar-Pilot seit Sebastien Bourdais in der ChampCar-Saison 2007, der den Titel vor dem Saisonfinale sichergestellt hat. Während es für Palou der zweite IndyCar-Titel nach 2021 ist, ist es für Teambesitzer Chip Ganassi bereits der 15. Titelgewinn im IndyCar-Sport. Für den ersten Ganassi-Titel sorgte einst Jimmy Vasser in der CART-Saison 1996.

Start: Graham Rahal führt - Alex Palou direkt an Scott Dixon vorbei

Graham Rahal (Rahal-Honda) startete zum zweiten Mal innerhalb von drei Rennen von der Pole. Portland-Vorjahressieger Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet), war im Qualifying am Samstag 0,033 Sekunden langsamer als Rahal und ging neben ihm aus der ersten Reihe ins Rennen.

Das Bemerkenswerte an Rahals Pole-Runde am Samstag war, dass er sie auf den harten Reifen (Blacks) herausgefahren hat, wohingegen die anderen fünf Q3-Teilnehmer inklusive McLaughlin auf den weichen Reifen (Reds) unterwegs waren. Hatte Rahal im Qualifying mit seiner Blacks-Strategie alle überrascht, so war eben diese harte Reifenmischung im Rennen die klar bevorzugte von allen.

Die Titelanwärter aus dem Ganassi-Team gingen von der vierten und fünften Position ins Rennen, wobei Scott Dixon vor Alex Palou startete. In der tückischen ersten Schikane aber, in der diesmal alles gutging, fuhr Palou direkt auf die dritte Position nach vorn, wohingegen Dixon auf die fünfte zurückfiel. Ganz vorne nutzte Graham Rahal den Vorteil der Pole für eine frühe Führung vor McLaughlin.

In der ersten Schikane ging zwar alles gut - abgesehen davon, dass Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) und Kyle Kirkwood (Andretti-Honda) geradeaus fuhren. Dafür aber kam es ausgangs Kurve 7 der ersten Runde zu einer Kollision zwischen Callum Ilott (Juncos-Chevrolet) und Romain Grosjean (Andretti-Honda), nachdem Ilott in den Dreck geraten war.

Der Leidtragende war Grosjean. Er musste direkt die Box aufsuchen und gab einige Zeit später auf. So wurde der Franzose, dessen Andretti-Vertrag nach zwei Saisons nicht verlängert wird, in seinem vorletzten Rennen im Team von Michael Andretti auf dem letzten Platz (P27) gewertet.

Der nächste, der von der Piste abkam, war in der dritten Runde Will Power. Der Penske-Pilot rutschte in Kurve 4 im Duell gegen Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet) ins Gras. Das brachte die erste von insgesamt zwei Gelbphasen des Tages heraus. Power fing sich Rundenrückstand ein und schloss das letzte Rennen, in dem er der noch amtierende IndyCar-Champion war, nur auf P25 ab.

Mit dem ersten Restart setzte sich Graham Rahal an der Spitze ein wenig von Verfolger Scott McLaughlin ab. Dahinter fuhr zwischen den beiden Ganassi-Titelanwärtern Alex Palou und Scott Dixon anfangs Colton Herta (Andretti-Honda) an der vierten Position. Herta allerdings fing sich beim ersten Boxenstopp eine Speeding-Penalty ein und fiel dadurch aus der Spitzengruppe heraus.

Reifenstrategien sorgen für abweichende Stintlängen

Weil Palou und Dixon im Gegensatz zu Rahal und McLaughlin auf den harten Reifen gestartet waren, konnten sie ihren ersten Boxenstopp zehn Runden länger hinauszögern als die beiden aus der ersten Startreihe. So lautete die Reihenfolge an der Spitze Alex Palou vor Scott Dixon, gefolgt von Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) und dessen Teamkollege Felix Rosenqvist.

Palou und Dixon kamen erst nach 31 beziehungsweise 32 Runden zum ersten Mal an die Box. Und mit diesem späten ersten Boxenstopp kamen Palou und Dixon genau wie das McLaren-Duo Rosenqvist und O'Ward vorbei an Rahal und McLaughlin.

Die Reifenwahl im Ganassi-Team war im zweiten Stint des Rennens aber unterschiedlich. Während Dixon erneut die harten drauf hatte, fuhr Palou an der Spitze mit den ungeliebten weichen Reifen. Entsprechend früher musste er seinen zweiten Boxenstopp einlegen.

Palou und Dixon übernehmen das Kommando

In der 48. Runde war es soweit. Alex Palou kam als Führender an die Box. Ein energisches Verteidigen gegen Helio Castroneves (Shank-Honda) unmittelbar nach dem Boxenstopp blieb für Palou ungeahndet. Und so machte der Spanier im dritten Stint, nun wieder hart bereift, abermals Attacke.

Indes kam Scott Dixon, der die Führung mit Palous zweitem Boxenstopp geerbt hatte, erst in der 60. Runde zu seinem zweiten Stopp. In diesem Fall war er es, der die weichen Reifen aufziehen ließ. Noch später als der sechsmalige IndyCar-Champion ging einzig Felix Rosenqvist auf die vorgeschriebene zweite Reifenmischung.

Eingangs der zweiten Rennhälfte lautete die Reihenfolge ganz vorn: Alex Palou vor Scott Dixon, Felix Rosenqvist und Patricio O'Ward. Indes kamen Graham Rahal und Scott McLaughlin nach ihrem frühen ersten Boxenstopp nicht mehr so recht nach vorne. Aus der ersten Reihe gestartet hatten sie letztlich ernsthaft zu kämpfen, überhaupt eine Top-10-Platzierung zu realisieren.

Den letzten von drei routinemäßigen Boxenstopps legte Alex Palou als Spitzenreiter im Rennen in der 79. von 110 Runden ein. Scott Dixon folgte ihm eine Runde später. 27 Runden vor Schluss gab es nochmals Gelb. Grund war ein Abflug von IndyCar-Rookie Agustin Canapino (Juncos-Chevrolet) in der schnellen Schikane nach der Gegengerade.

Palou siegt vor Rosenqvist und Dixon

Strategisch änderte sich durch diese letzte Gelbphase nichts mehr. Bezogen auf die Reihenfolge aber gab es noch eine Veränderung. Ab dem letzten Restart waren noch 22 Runden zu fahren.

Alex Palou führte, aber nicht mehr direkt vor Scott Dixon, sondern vor dem weich bereiften Felix Rosenqvist, dem die Canapino-Caution am besten passte. Dixon hatte beim Restart ein paar Überrundete zwischen Rosenqvist und sich. Und er hatte dessen McLaren-Teamkollege Patricio O'Ward direkt hinter sich.

Alex Palou

Be The One: Alex Palou hat den IndyCar-Titel mit Sieg in Portland sichergestellt Zoom

Außerhalb der Top 5 gab es in der zweiten Runde nach dem Restart eine brenzlige Szene auf der Gegengerade. Alexander Rossi im dritten McLaren-Chevrolet fuhr auf Marcus Ericsson (Ganassi-Honda) auf und musste sich einen neuen Frontflügel abholen. Mit etwas mehr Pech wäre die Berührung aber wesentlich übler ausgegangen.

Davon unbeeindruckt fuhr Alex Palou ganz vorne auf und davon. Scott Dixon kam an Felix Rosenqvist nicht mehr vorbei und belegte hinter dem McLaren-Piloten den dritten Platz. Vierter wurde Rosenqvists Teamkollege Patricio O'Ward, womit beim Fallen der schwarz/weiß karierten Flagge zwei Ganassi-Honda und zwei McLaren-Chevrolet in den Top 4 lagen.

Josef Newgarden mit Top-5-Ergebnis nach verpatzter erster Kurve

Penske-Pilot Josef Newgarden, der in der ersten Kurve nach dem Start geradeaus gefahren war, beendete eine starke Aufholjagd im Rennen auf dem fünften Platz noch vor Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet; 6.), Marcus Ericsson im dritten Ganassi-Honda auf P7 und David Malukas (Coyne-Honda; 8.).

Hingegen sprang für Andretti-Pilot Kyle Kirkwood, der in der ersten Kurve mit Newgarden aneinandergeraten war, P10 heraus. Und Graham Rahal und Scott McLaughlin? Die beiden aus der ersten Startreihe losgefahrenen Piloten schlossen das Rennen mit ihrer missratenen Strategie auf P9 (McLaughlin) und auf P12 (Rahal) ab.

Für Jüri Vips war es an diesem Wochenende das IndyCar-Debüt. Im dritten Rahal-Honda (Startnummer 30), aus dessen Cockpit Jack Harvey vor wenigen Wochen entlassen wurde, fuhr Vips im Qualifying auf den 18. Startplatz. Das Rennen beendete der ehemalige Red-Bull-Junior ebenfalls auf der 18. Position.


IndyCar 2023: Portland

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Rookie-Wertung: Marcus Armstrong führt vor Agustin Canapino

Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) lag auf Kurs zum bisher besten Rennergebnis seiner ersten IndyCar-Saison (bislang P7 aus Toronto). Beim letzten Boxenstopp aber wurde das rechte Hinterrad nicht richtig festgezogen.

Ins Ziel kam Armstrong statt auf einem möglichen sechsten Platz nur auf dem 19. Platz. In der Rookie-Wertung geht der Neuseeländer trotzdem als Führender in das Saisonfinale, obwohl er die fünf Ovalrennen im Gegensatz zu Verfolger Agustin Canapino nicht bestritten hat.

Damit sind 16 von 17 Rennen der IndyCar-Saison 2023 absolviert. Mit einem uneinholbaren Vorsprung von 91 Punkten auf Scott Dixon geht Alex Palou als feststehender Champion in das Saisonfinale am kommenden Sonntag auf dem Laguna Seca Raceway.

Auf der kalifornischen Berg-und-Talbahn Laguna Seca hat Palou im vergangenen Jahr (ohne verbliebene Titelchance) einen der dominantesten Rennsiege der modernen IndyCar-Ära eingefahren.