• 18.06.2008 16:44

  • von Pete Fink

IndyCar-Vorschau: Iowa Corn Indy 250

Mitten im idyllischen "Corn-State" trägt die IndyCar-Serie Saisonrennen Nummer neun aus, wenn auf dem neuen Iowa Speedway Gas gegeben wird

(Motorsport-Total.com) - Das kleine Städtchen Newton im US-Bundesstaat Iowa ist ein Nest mit knapp 16.000 Einwohnern und liegt in Jasper County, etwa 50 Kilometer östlich von Des Moines in Richtung Davenport. Mitten im mittleren Westen, also dort, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen, befindet sich der nagelneue Iowa Speedway, der erst im September 2006 seine Pforten öffnete.

Titel-Bild zur News: Dario Franchitti Marco Andretti Iowa

Am kommenden Wochenende gastiert die IndyCar-Serie in Iowa

Wie der offizielle Name des Rennens verrät, dreht sich in Iowa normalerweise alles um den Maisanbau, doch der "Corn-State" ist nunmehr auch Mitglied im exklusiven Club der Speedway-Staaten, wofür vor allem Rusty Wallace, der NASCAR-Champion von 1989, verantwortlich zeichnet.#w1#

Wallace übernahm in Iowa nicht nur die Funktion eines Streckendesigners, sondern ist auch Mitbesitzer des brandneuen 7/8-Meilen Ovales, dass dem Richmond International Raceway in Virginia nachempfunden ist. Am Rennsonntag werden etwa 30.000 Zuschauer erwartet, wenn die IndyCar-Serie zwischen den schier unendlichen Maisfeldern ihr zweites Rennen austragen wird.

Der besondere Clou in Iowa ist das Banking, denn die Kurvenüberhöhungen haben mit 12, 13 und 14 Grad drei unterschiedlich gestaltete mögliche Fahrspuren. "Ich habe immer geglaubt, um ein Side-by-Side Racing zu ermöglichen, müsste man einfach die zweite und die dritte Spur etwas steiler gestalten", erklärte Wallace anlässlich der Eröffnung des Speedways nicht ohne Stolz, denn dieses Layout ist in den USA bislang einzigartig.

Der eiserne Franchitti

Dario Franchitti entpuppte sich 2007 in Iowa als uneinnehmbare Festung Zoom

Einzigartig war in gewisser Weise auch das Iowa-Debütrennen im Juni 2007, das zu einer wahren Crashorgie geriet, was der damals zweitplatzierte Marco Andretti treffend als "Überlebenskampf" bezeichnete. Sechs Gelbphasen über insgesamt 67 der 250 Runden sahen einen Sieger Dario Franchitti, der 96 Runden lang eisern auf der unteren Linie entlang fuhr, und trotz des im Vorfeld so gerühmten progressiven Bankings einfach nicht überholt werden konnte.

Zwei Andretti-Green-Dallara feierten also einen Doppelsieg, während die in 2008 so starken Ganassi-Boliden von Scott Dixon und Dan Wheldon bereits nach zwölf Runden aus dem Rennen genommen waren. Auch die beiden Penske sahen die Zielflagge nach einigen Drehern nicht im Vorderfeld, ähnlich erging es Danica Patrick und Tony Kanaan in den zwei restlichen AGR-Dallaras.

Negativer Höhepunkt war 2007 aber die Vorstellung von Milka Duno, die bei einer Rundenlänge von etwa 17 Sekunden teilweise bis zu drei Sekunden langsamer als die Konkurrenz fuhr. Es war also ein hochturbulentes Rennen, das aufgrund des uneinnehmbaren Franchitti-Bollwerks im Nachhinein für einigen Diskussionsstoff sorgte.

Denn es stellte sich natürlich die grundsätzliche Frage, ob es denn sinnvoll ist, dass der Führende einfach nur seine untere Linie verteidigen muss, um nach knapp 100 Führungsrunden - und einer absolut fehlerlosen Fahrt - auch als Sieger die Ziellinie zu sehen. Die IndyCar-Offiziellen vermuteten die Lösung des Problems in der Verringerung des Abtriebs - und kehrten nach zwei erfolglosen Testfahrten jedoch wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Mehr Autos versprechen turbulentes Rennen

Unfall Iowa

Der Iowa Speedway verspricht auch 2008 wieder ein unterhaltsames Rennen Zoom

Denn keine der empor gebrachten Ideen verbesserte das Fahrverhalten in dem gewünschten Sinne, weswegen 2008 in Iowa auch wieder mit maximalem Abtrieb gefahren wird. "Wir haben nach der Wiedervereinigung nun 27 statt 18 Autos", begründete IndyCar-Sprecher Les Mactaggart. "Nun sind mehr Autos auf der Strecke und das macht es dem Spitzenreiter schwieriger, nur unten herum zu fahren und so ein Überholen zu verhindern, denn es kommen nun viel mehr langsamere Autos ins Spiel."

Doch da gibt es noch einen Aspekt, denn mit einem Blick auf die Crashorgie von 2007 kann man getrost davon ausgehen, dass bei gleichen Vorraussetzungen mit erheblich mehr Autos und einigen Oval-Rookies die Anzahl der Unfälle und Dreher nicht zwingend sinken wird.

Aber auch das Wetter war im Juni 2007 einer der Auslöser für zahlreiche Eskapaden, denn die IndyCar-Piloten hatten bei den herrschenden kalten Temperaturen extreme Probleme ihre Reifen auf Temperatur zu bringen. Die Wettervorhersage 2008 ist nicht unbedingt viel besser, am Renntag erwartet man Temperaturen um die 20 Grad. Übrigens: Das Rennen in Iowa ist trotz der jüngsten Hochwasserkatastrophe nicht gefährdet.

Wieder die großen Drei

Tony Kanaan Marco Andretti

Tony Kanaan und Marco Andretti warten 2008 noch auf den ersten Sieg Zoom

Angesichts des Resultates aus 2007 und der Tatsache, dass Danica Patrick und Hideki Mutoh am Montag noch einen Testtag in Richmond einlegten, darf man die Andretti-Green-Armada also getrost wieder zu den Top-Favoriten zählen. Denn bis auf den historischen Patrick-Sieg im japanischen Motegi warten Tony Kanaan und Marco Andretti nach wie vor auf ihren ersten Erfolg im Jahr 2008.

Allerdings kann man genauso getrost anzweifeln, ob das bislang so dominante Ganassi-Lager um Dixon und Wheldon in Iowa erneut beabsichtigt, solch eine unterdurchschittliche Vorstellung zu zeigen. Gleiches gilt klarerweise auch für Helio Castroneves im Penske und dessen Teamkollegen Ryan Briscoe, der allerdings das erste Mal in Iowa fahren wird.

Briscoe gewann vor drei Wochen in Milwaukee, ebenfalls ein Short-Track, auf dem mit Oriol Servia (KV Racing), Justin Wilson (Newman-Haas) und Ernesto Viso (HVM Racing) gleich drei ehemalige ChampCar-Piloten in die Top 10 fuhren. Der Abstand zwischen dem IndyCar-Establishment und den Oval-Rookies dürfte also auch in Iowa nicht wirklich groß sein. 'Premiere' überträgt das "Iowa Corn Indy 250" am Sonntag, den 22. Juni live ab 19:00 Uhr.