IndyCar Elkhart Lake: Alex Palou setzt seine Dominanz fort

Colton Herta führt auf der Rennstrecke Road America lange, aber den Sieg holt zum dritten Mal in dieser Saison Alex Palou - Scott Dixon sensationell auf P4

(Motorsport-Total.com) - Achtes Rennen der IndyCar-Saison 2023 und schon der dritte Sieg für Alex Palou. Am Sonntag triumphierte der Ganassi-Pilot aus Spanien auch beim Sonsio Grand Prix auf der Rennstrecke Road America in Elkhart Lake, wobei er die Führung erst in der absoluten Schlussphase übernahm. (Fotos: IndyCar in Elkhart Lake)

Titel-Bild zur News: Alex Palou

Dritter Saisonsieg für Alex Palou (Ganassi-Honda) Zoom

Die meisten der 55 Runden verbrachte Colton Herta (Andretti-Honda) als Spitzenreiter. In der Schlussphase aber musste er nicht nur nur Palou ziehen lassen, sondern noch einige andere. Letzten Endes kam Herta nur auf dem fünften Platz ins Ziel. (Ergebnis: IndyCar in Elkhart Lake)

"Ich kann meinem Team gar nicht genug danken dafür, wie hervorragend dieses Auto war", so Palou, der eben dieses Auto im Freien Training am Samstag heftig in die Reifenstapel von Kurve 14 gestopft hatte. Nach Reparatur schaffte er im Qualifying den dritten Startplatz. Tags darauf im Rennen gab es den dritten Saisonsieg.

Und mit diesem dritten Saisonsieg hat Palou seine ohnehin schon komfortable Führung in der Gesamtwertung nun bei Halbzeit der Saison noch weiter vergrößert.

Start: Colton Herta führt - Kyle Kirkwood dreht sich

Zum ersten Mal in dieser Saison startete Colton Herta als Polesetter in ein Rennen. Er gewann den Sprint zur ersten Kurve und bog vor Tabellenführer Alex Palou in diese ein. Gleichzeitig drehte sich der aus der dritten Reihe gestartete Kyle Kirkwood (Andretti-Honda), weil er dem aus der ersten Reihe losgefahrenen Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) in Kurve 1 leicht ins Heck fuhr.

Aus der ersten Runde kam Colton Herta vor Alex Palou als Spitzenreiter zurück. Dahinter lagen IndyCar-Rookie Marcus Armstrong (Ganassi-Honda), Vorjahressieger Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) und Vorjahres-Polesetter Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet).

Will Power und Scott Dixon vertragen sich wieder

Weil es nach mehreren Ausrutschern in der ersten Runde direkt Gelb gab, nutzten einige der schlecht qualifizierten Stars die frühe Gelegenheit zum ersten Boxenstopp. Dazu gehörten allen voran Penske-Pilot Will Power und Ganassi-Pilot Scott Dixon, die am Samstag heftig aneinander geraten waren.

Außerdem legte der von Power verbal angegriffene Romain Grosjean (Andretti-Honda) ebenfalls einen frühen Boxenstopp ein. Auch im Hinterfeld stritt dieses Trio - Power, Dixon, Grosjean - heftig. In diesem Fall ging es um die Positionen auf der Strecke. Was Power und Dixon betrifft, so hatten sie ihren Zoff des Vortags noch vor dem Rennstart am Sonntag gut gelaunt beigelegt.

Was Grosjean betrifft, so landete er in der zwölften Runde im Kiesbett von Kurve 3 und kam nicht mehr heraus. Es war keine Kollision mit einem Gegner - geschweige denn Power oder Dixon - sondern ein individueller Dreher des Andretti-Piloten direkt vor Power fahrend.

Ganz vorne machte anfangs Colton Herta vor Alex Palou und Marcus Armstrong das Tempo. Und als sich Grosjean ins Kiesbett drehte, nutzte auch die Spitzengruppe die Chance, um den ersten Boxenstopp einzulegen.

Dabei behielt Herta die Führung vor Palou, während Armstrong an Boden verlor. Beim Beschleunigen nach dem Boxenstopp kam Josef Newgarden vorbei. Und weil es auch noch eine Strafe für "Unsafe Release" gab, fiel Armstrong noch hinter Alexander Rossi ans Ende der Top 5 zurück.

Newgarden rempelt sich an Palou vorbei - nur kurz

Als es im Renntempo weitergehen sollte, rutschte Jack Harvey (Rahal-Honda) im Hinterfeld in die Reifenstapel der letzten Kurve. So verzögerte sich der Restart um eine Runde. Im zweiten Anlauf klappte es. Colton Herta führte vor Alex Palou und Josef Newgarden. Wenige Runden später gab es in Kurve 6 - auf der Kuppe unter der Brücke - eine Berührung, als sich Newgarden etwas rustikal an Palou vorbeipresste.

So ging Newgarden als erster Verfolger von Spitzenreiter Herta in die zweite Rennhälfte. Genau bei Halbzeit aber gab es bereits zum dritten Mal Gelb. Weil David Malukas (Coyne-Honda) ohne Vortrieb stehenblieb, kam der Großteil der Spitzengruppe zum zweiten Boxenstopp.

Marcus Armstrong allerdings gehörte nicht dazu. Er blieb draußen und übernahm die Führung vor dem ebenfalls draußengebliebenen Will Power, der auf komplett abweichender Strategie unterwegs war.

An der Box wurde derweil Alex Palou am schnellsten abgefertigt. Damit kam er sowohl an Josef Newgarden als auch am Spitzenreiter Colton Herta vorbei. Herta fiel mit einem nicht ganz optimalen Stopp auch noch hinter Newgarden zurück, holte sich die Position aber direkt in der ersten Kurve nach dem Restart wieder.


IndyCar 2023: Elkhart Lake

Die Highlights von Rennen 8 von 17 der IndyCar-Serie 2023, dem Sonsio Grand Prix at Road America in Elkhart Lake! Weitere Formelsport-Videos

Ganz vorne verbuchte IndyCar-Rookie Marcus Armstrong ein paar Führungsrunden, bis auch er seinen zweiten routinemäßigen Boxenstopp einlegte. Weil das unter Grün passierte, fiel der grüne #11 Ganassi-Honda ans Ende der Führungsrunde zurück. So führte "off sequence" tatsächlich Will Power kurzzeitig das Feld an. Der von P22 ins Rennen gestartete Titelverteidiger hatte zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Boxenstopps hinter sich!

Palou überrumpelt Herta, der im Spritsparmodus Fünfter wird

Die eigentliche Spitzengruppe - angeführt von Colton Herta - kam ab 16 Runden vor Schuss ihrerseits unter Grün an die Box. Dabei handelte es sich aber um den dritten und letzten Routinestopp im Rennen. In dieser Phase des Rennens übernahm wieder Will Power die Spitze. Dahinter hatte er diejenigen, die bereits für den letzten Stint bereift und betankt waren: Herta, Palou, Newgarden, Patricio O'Ward und Scott Dixon.

Und sobald Power zehn Runden vor Schluss seinen siebten(!) Boxenstopp eingelegt hatte, ging es zwischen Herta und Palou ums Ganze. Durch gerade mal eine Fahrzeuglänge getrennt gingen der Polesetter und der Tabellenführer in die letzten neun Runden.

Sieben Runden vor Schluss war es soweit: Am Ende der Start/Ziel-Gerade ging Palou aus dem Windschatten an Herta vorbei und entriss dem Langzeitspitzenreiter damit auf der Strecke die Führung. Während Palou auf und davon fuhr, büßte Herta nur eine Runde später auch die zweite Position ein, und zwar im Duell mit Newgarden.

Colton Herta

Colton Herta führte lange, hatte in den letzten Runden aber keine Chance Zoom

Kurz darauf krallten sich auch O'Ward und Dixon den schwarzen/gelben Andretti-Honda von Herta, der in Schlussphase trotz des am meisten aufgesparten Push-To-Pass-Kontingents absolut wehrlos wirkte. Grund: Weil er den letzten Stopp eine Runde früher eingelegt hatte als Palou und Co., musste Herta in der Schlussphase Sprit sparen.

Indes ließ Alex Palou im blau/weißen Ganassi-Honda ganz vorne nichts mehr anbrennen. Mit 4,5 Sekunden Vorsprung auf Josef Newgarden brachte er seinen dritten Saisonsieg und seinen zweiten hintereinander sicher ins Ziel. Vorjahressieger Newgarden wurde Zweiter, Patricio O'Ward belegte den dritten Platz vor demjenigen, der im Vergleich zur Startposition die meisten Plätze gutgemacht hat.

Scott Dixon verpasst vom 23. Startplatz nur knapp das Podium

Scott Dixon nämlich, der nach dem Trainingscrash mit Will Power vom Tag zuvor im Ersatzauto unterwegs war, schloss das Rennen von P23 gestartet sensationell auf dem vierten Platz ab. Mit vier Boxenstopp war Dixon einmal öfter an der Box als alle anderen in den Top 8. Polesetter Colton Herta blieb nur P5 vor Marcus Ericsson (Ganassi-Honda; 6.).

Christian Lundgaard (Rahal-Honda), der eine Runde nach seinem letzten Boxenstopp um ein Haar mit Topspeed in den gerade aus der Boxengasse gekommenen Alexander Rossi gerauscht wäre, schloss nach einem späten Ausrutscher auf Platz sieben ab. Die Top 10 wurden abgerundet von Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet; 8.), dem in der ersten Kurve entgegen der Fahrtrichtung gestandenen Kyle Kirkwood (9.) und Alexander Rossi (10.).

Scott Dixon, Will Power

Scott Dixon fuhr von P23 auf P4 - Will Power mit 7 Boxenstopps von P22 auf P13 Zoom

Will Power kam nach seiner abweichenden Strategie mit sieben Boxenstopps und einem wilden Ausritt kurz vor Schluss auf dem 13. Platz ins Ziel. Das bedeutet gegenüber seiner Startposition eine Verbesserung von neun Positionen, ist aber kein Vergleich zu den 19 gutgemachten Positionen von Scott Dixon.

Ex-Champion Ryan Hunter-Reay - bei Ed Carpenter Racing der Nachfolger für den entlassenen Conor Daly - kam in seinem ersten Rundkurs-Rennen seit September 2021 auf dem 17. Platz ins Ziel.

Für Marcus Armstrong ging die Strategie mit dem später eingelegten zweiten Boxenstopp nicht auf. Der IndyCar-Rookie aus Neuseeland beendete das Rennen nach einem späten Ausflug ins Gras und einem Dreher in der letzten Runde (mit dem er Teamkollege Alex Palou einen Schreck einjagte) mit einer Runde Rückstand auf P24.

Direkt hinter Armstrong schloss Romain Grosjean nach seinem Dreher in der Anfangsphase, einem später passierten wilden Satz über die Randsteine sowie einem weiteren Ausrutscher in der Schlussphase auf P25 ab.

Alex Palou baut Tabellenführung auf 74 Punkte aus

In der IndyCar-Gesamtwertung 2023 hat nach acht von 17 Saisonrennen der überlegene Tabellenführer Alex Palou nun satte 74 Punkte Vorsprung auf Ganassi-Teamkollege Marcus Ericsson. Dritter ist Penske-Pilot Josef Newgarden mit 81 Punkten Rückstand. Es folgen die punktgleichen Patricio O'Ward und Scott Dixon mit jeweils 98 Zählern Abstand.

Weiter geht es im IndyCar-Kalender 2023 in zwei Wochen direkt auf der nächsten malerischen Naturrennstrecke. Am 2. Juli nämlich geht es auf dem Mid-Ohio Sports Car Course rund, um die zweite Saisonhälfte einzuläuten.