IndyCar-Champion sieht Rot: "Stück Scheiße" Grosjean verdient Schläge

Erst von Romain Grosjean aufs Übelste geblockt, dann von Scott Dixon abgeschossen - Will Power sieht nach einem ereignisreichen Samstag in Elkhart Lake komplett Rot

(Motorsport-Total.com) - Eklat nach dem IndyCar-Qualifying auf der Road America: Titelverteidiger Will Power rastete nach einem Tag, der alles andere als nach Plan verlief, völlig aus. Unter anderem beschimpfte er Ex-Formel-1-Pilot Romain Grosjean, der ihn böse blockiert hatte, als "Stück Scheiße, das eins aufs Maul kriegen muss".

Titel-Bild zur News: Will Power erlebte einen Samstag völlig zum Vergessen

Will Power erlebte einen Samstag völlig zum Vergessen Zoom

Auf der legendären Road America findet an diesem Wochenende das achte IndyCar-Rennen des Jahres statt. (Alle Infos zum Sonsio-Grand-Prix 2023!) Der Samstag, bestehend aus dem zweiten freien Training und dem dreigeteilten Qualifying, ist mit dem Wort "ereignisreich" noch untertrieben beschrieben. Vor allem Titelverteidiger Will Power zog wieder einmal kuriose Situationen magisch an.

Den Anfang machte im zweiten Training Romain Grosjean, der Power im Hochgeschwindigkeitsabschnitt "Kettle Bottoms" (zwischen der Vollgaskurve 11 "The Kink" und Kurve 12 "Canada Corner") bei rund 300 km/h ins Gras drückte.

"Grosjean ist ein Stück Scheiße. Wenn man sieht, was der im Training gemacht hat, braucht der mal eins auf die Fresse." Dann drehte er sich um und verließ völlig angefressen das Interview.

Skurriler Unfall mit Scott Dixon

Zu diesem Zeitpunkt war der Tag für den Australier schon viel schlimmer. Kurz nach Grosjeans Block kam es zu einem bizarren Unfall ausgerechnet mit seinem Dauerrivalen Scott Dixon. Dieser hatte einen kompletten Blackout, als er nach einem Dreher quer über die Strecke mitten auf die Linie von Power zog. Es krachte gewaltig.

Power ging daraufhin auf Dixon los und musste von einem Marshal vom Neuseeländer getrennt werden. Auf dem Weg ins Medical Center besprachen beide die Situation und Dixon entschuldigte sich.

Power schien sich zwischenzeitlich wieder beruhigt zu haben und sagte vor dem Qualifying: "Scott ist plötzlich rübergezogen, als ich ankam. Das war ein sehr unglücklicher Vorfall. Ich konnte nichts machen, weil ich mit so einem Manöver nicht gerechnet habe. Schade, denn ich hatte das Gefühl, ein sehr gutes Auto zu haben".


Fotostrecke: Will Power: 55 IndyCar-Zwischenfälle, die ihn um Ergebnisse, Siege, Titel brachten

Dixon zum Zwischenfall: "Wir waren auf 20 Runden alten Reifen unterwegs und haben eigentlich nur ein paar Balance-Checks gemacht. Ich habe mich in Kurve 12 gedreht und Grosjean im Rückspiegel gesehen. Ich wusste einfach nicht, dass Power da war. Es tut mir sehr leid für ihn und sein Team. Es war ein Fehler von mir und es ärgert mich, dass ich mein und sein Auto zerstört habe."

Schraubendreher im Cockpit

Dixons Ganassi- und Powers Penske-Team mussten ihre Autos danach schnellstmöglich wieder für das Qualifying herrichten. Doch in der hart umkämpften IndyCar-Serie, in der die Teams mit Einheits-Chassis und nur zwei gleichwertigen Motorentypen (Chevrolet und Honda) antreten, ist der Neuaufbau eines Fahrzeugs äußerst nachteilig.

Powers Auto wurde in letzter Sekunde fertig, doch ein Teammitglied hatte einen Schraubendreher in der Pedalerie des Autos des Australiers vergessen. Power musste noch einmal an die Box und verlor wichtige Zeit. In der Penske-Box spielten sich hektische Szenen ab, als die Mechaniker fieberhaft nach dem Fehler suchten.

Dadurch verlor der Indy-500-Sieger von 2018 wichtige Minuten, um sich auf das runderneuerte Auto einzustellen. Am Ende verpasste er den Einzug in die zweite Qualifying-Runde deutlich und startet am Sonntag um 19 Uhr MESZ (Überschneidung mit dem Formel-1-Rennen in Kanada um 20 Uhr garantiert) von Position 22.

Harsche Kritik an der Road America

"Es ist einfach so hart in diesem Feld, wenn man einmal hinten liegt. Man weiß nie, wie die aerodynamische Balance mit neuen Flügeln und neuem Unterboden ist. Das ist so ärgerlich, weil ich heute Morgen ein wirklich gutes Gefühl hatte. Ich bin einfach maßlos enttäuscht über alles, was passiert ist."

Doch damit nicht genug: Auch die Road America bekam ihr Fett weg. Der legendäre US-Kurs in Elkhart Lake, der zu den spektakulärsten Rennstrecken der Welt zählt, wurde im November 2022 zum ersten Mal seit 1995 komplett neu asphaltiert. Allerdings scheint man vergessen zu haben, die Auslaufzonen zu erneuern.

"Diese Strecke ist schrecklich, wenn man von der Fahrbahn abkommt. Die haben einen miserablen Job gemacht. Die müssen das wirklich besser machen. Jedes Mal, wenn man rausrutscht, bricht man sich fast den Rücken. Ich bin ein paar Mal rausgerutscht, die müssen echt ihren Arsch hochkriegen", so der 42-Jährige.

Auch gegen Dixon trat er nach dem Qualifying noch einmal nach: "Ich bin richtig sauer über das, was Dixon heute Morgen gemacht hat. Das hat unser ganzes Wochenende ruiniert. Einfach ein schreckliches Manöver."

Dem Neuseeländer erging es nicht besser als Power: Der sechsmalige IndyCar-Champion geht nach einem weiteren Dreher im Qualifying von Startplatz 23 ins Rennen - direkt hinter seinem Dauerrivalen.

Und auch Romain Grosjean, der seinerseits im Qualifying in der Zieleingangskurve abflog, erging es mit Startplatz 19 nur unwesentlich besser. Für eine Stellungnahme bezüglich Powers Äußerungen war der Doppelstaatsbürger nicht zu erreichen, da er völlig frustriert sofort die Strecke verließ.

Poleposition für Colton Herta

Die Poleposition sicherte sich Colton Herta (Andretti-Honda), der im zweiten Training einen spektakulären 360 im Streckenabschnitt "Hurry Downs" hinlegte, gefolgt von Patricio "Pato" O'Ward (McLaren-Chevrolet; 2.) und Tabellenführer Alex Palou (Ganassi-Honda; 3.). Die Leistung des Spaniers ist umso bemerkenswerter, da auch er im zweiten Training einen heftigen Abflug hatte.

Will Power hat in der IndyCar-Serie schon in der Vergangenheit für Kontroversen gesorgt. Im Jahr 2011 wurde er in New Hampshire zu einer Geldstrafe von 30.000 US-Dollar verurteilt, nachdem er dem Renndirektor den doppelten Mittelfinger gezeigt hatte. Dieser hatte das Ovalrennen trotz Regens neu starten lassen. Power war dadurch in einen vorhersehbaren Unfall verwickelt.

Eine schier unglaubliche Serie von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt den Australier bereits durch seine gesamte Karriere, in der er sich entweder selbst im Weg steht oder durch teils kurioseste Situationen um Siege und sogar Titel gebracht wird. Trotzdem gehört er zu den erfolgreichsten IndyCar-Piloten der Geschichte.

Das Jahr 2023 begann mit einem Schock: Seine Frau Liz Power musste wegen einer Staphylokokken-Infektion monatelang ins Krankenhaus. Power verzichtete deshalb auf sein geplantes Debüt bei den 24 Stunden von Daytona. Beim Indy 500 war sie wieder dabei.