IndyCar-Chef: Das Problem sind die TV-Quoten
Randy Bernard weiß, wo das ganz große aktuelle Problem der IndyCars liegt: Viel zu wenig US-Amerikaner schalten den Fernseher ein
(Motorsport-Total.com) - Der neue IndyCar-Chef Randy Bernard hat ein Riesenproblem: Die Einschaltquoten in den USA sind nach wie vor hundsmiserabel. Beim Indy 500 sahen Ende Mai lediglich vier Millionen US-Haushalte zu, die schlechteste Quote seit dem Jahr 1986. Die Formel ist einfach: Die US-Sendestationen brauchen gute Quoten, um Werbung teuer verkaufen zu können. Und magere vier Millionen US-Haushalte beim Top-Event des Jahres sind ganz einfach indiskutabel.

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An spektakulären Rennen liegt es nicht: Die TV-Quoten in den USA sind mies
Das weiß auch Marketingspezialist Bernard: "Wir müssen unsere TV-Zahlen unbedingt nach oben bringen", erklärte der 43-Jährige gegenüber der 'AP'. "Sponsoren kaufen nach Fernsehquoten. Wer unsere Rennen im Fernsehen sieht, der wird zu einem Fan. Aber die Einschaltquoten bestimmen die Zukunft unseres Sports."#w1#
Dabei sieht die aktuelle Situation der IndyCars nicht schlecht aus: Mit IZOD hat die Serie einen sehr umtriebigen Titelsponsor, der in den USA kräftig die IndyCar-Werbetrommel rührt. Die IndyCar-Rennen in der laufenden Saison waren ebenfalls keine Langweiler und auch die Live-Übertragungen im Internet zahlen sich auch aus: 500.000 Zuseher mehr als 2009 sehen sich die IndyCars auf der serieneigenen Webseite www.indycar.com an.
Was fehlt also? "Wir brauchen mehr Stars", weiß Bernard. "Das ist einfach zu sagen, aber wir brauchen knallige Überschriften, die die Menschen anziehen. Es kann nicht sein, dass sie beim Herumzappen zufällig ein Rennen einschalten. Wir müssen ein Produkt bauen, für das die Menschen den Sonntag herbeisehnen." Wie es in den USA mit der NASCAR der Fall ist.
Angriff auf die Ostküste

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Der neue IndyCar-Chef Randy Bernard ist ein echter Marketingspezialist Zoom
Aber: Nach wie vor fahren bei den IndyCars nur zwei US-Amerikaner (Danica Patrick und Marco Andretti) als Vollzeitpiloten mit. Im Vergleich zu den glorreichen Zeiten eines Mario Andretti, eines Michael Andretti, A.J. Foyt, Bobby Rahal, der gesamten Unser-Dynastie oder auch Rick Mears ist dies ein geradezu lächerlicher Lokalkolorit.
Jetzt greifen die IndyCars 2011 in Richtung Ostküste, wo der übermächtige Konkurrent NASCAR traditionell einen eher schwierigen Stand hat. Mit Baltimore und New Hampshire stehen zwei Rennen an, auch über das glitzernde Las Vegas wird nachgedacht. Und dann gibt es noch die publicityträchtige Frage nach dem neuen Chassis, über das wohl erst im Juli entschieden wird.
Natürlich ist der 'Versus'-Deal einer der Hauptkritikpunkte, denn der Sender bringt zwar eine hochqualitative IndyCar-Übertragung, die aber im verschlungenen US-Kabelnetz nur allzu oft untergeht. Vielleicht ist dies auch ein Grund für das schwache Interesse am Indy 500, das von 'ABC' übertragen wurde. Getreu dem sprichwörtlichen Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
'ABC' und IZOD bleiben am Ball

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Auch IZOD-Schützling Ryan Hunter-Reay hat kein Vollzeitcockpit sicher Zoom
Ein großes Trostpflaster ist da das Treuebekenntnis seitens 'ABC', die in der aktuellen Situation gar nicht daran denken, aus den von ihnen übertragenen Rennen auszusteigen. "Wir wollen, dass die Serie Erfolg hat", sagt Dan Ochs, der leitende Programmdirektor. "Die neue Führung arbeitet in diese Richtung und wir werden das unterstützen."
Ins gleiche Horn bläst Mike Kelly, der Marketingchef von IndyCar-Titelsponsor IZOD. "Wir mögen es, wenn eine Marke recht unterentwickelt ist. Kommendes Jahr gibt es weder Olympische Spiele noch eine Fußball-Weltmeisterschaft. Ich glaube fest daran, dass es dann im Markt noch mehr Gelder für die IndyCars geben wird."
Doch es liegt noch viel Arbeit von Bernard und Co. Vor allem gilt es, die durch den so leidigen und jahrelangen Zwist verprellten Stammfans wieder zurück zu gewinnen. "Wir müssen realistisch bleiben. Wir müssen den Kontakt zur Basis intensivieren, denn in unserer schnelllebigen Zeit zählt schon das Gestern nicht mehr. Im Mittelpunkt steht immer das Produkt und das müssen wir so gut wie möglich promoten."
