• 17.08.2008 15:59

  • von Sven Heidfeld

Heidfeld-Kolumne: Über Dixon und Danica

Sven Heidfeld schreibt in seiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' über Scott Dixon, Danica Patrick und eine echte Fahrermeisterschaft

Liebe Leser von Motorsport-Total.com,

Titel-Bild zur News: Sven Heidfeld

Sven Heidfeld gefällt die IndyCar-Saison 2008 bislang sehr gut

Sowohl an den Strecken, als auch vor den Fernsehgeräten steigen die Zuschauerzahlen. Die Fanartikel gehen weg wie die warmen Semmeln, Danica Patrick hat als erste Frau überhaupt ein IndyCar-Rennen gewonnen, und mit Graham Rahal ist auch ein ChampCar-Pilot schon erfolgreich geblieben - bei den IndyCars geht alles in die richtige Richtung, um Stück für Stück ein wenig näher an den Giganten NASCAR heran zu kommen.

Für mich war die IndyCar-Saison 2008 bisher eine tolle Steigerung, auch wenn mit Scott Dixon ein Pilot als der klar dominierende Mann hervorgegangen ist. Er und sein Ganassi-Team konnten immer in den entscheidenden Momenten die Oberhand behalten, sei es durch reines Fahrkönnen, Strategie oder auch durch die eine oder andere Portion Glück.#w1#

Was mir besonders imponiert: Dixon fährt mit Köpfchen und riskiert trotzdem immer eine Menge. Und man kann auch nicht behaupten, dass Dixon auf irgendeinem der vielen Streckentypen eine Schwäche hat. Pech für die Konkurrenz: Denn dazu kommt, dass der Neuseeländer mit seinen 28 Jahren auch noch sehr jung ist.

Allerdings muss man auch sagen, dass Dixon und das Ganassi-Team sicher etwas profitiert haben, weil sowohl bei Andretti-Green als auch bei Penske ein Erfolgsduo gesprengt wurde. Mit Dario Franchitti und Sam Hornish Jr. sind zwei ganz entscheidende Figuren in die NASCAR gewechselt und haben jeweils ein kleines Vakuum hinterlassen, denn ich glaube nicht, dass zum Beispiel ein Hideki Mutoh Franchitti bei Andretti-Green ersetzen kann.

Eine echte Fahrermeisterschaft

Scott Dixon

Scott Dixon ist 2008 der absolut dominierende IndyCar-Pilot Zoom

Für einen Piloten ist die IndyCar-Serie sicherlich eine gewaltige Herausforderung. Man hat kleine Ovale, große Superspeedways, man fährt auf Stadtkursen und auf permanenten Rundstrecken. Das ist eine tolle Mischung und in ihrer Art weltweit auch absolut einzigartig.

Man braucht komplett unterschiedliche Abstimmungen und beinahe schon völlig voneinander unterschiedliche Autos. Die IndyCar-Serie ist eine richtige Fahrermeisterschaft und wer dort Champion wird, der braucht sich nirgendwo auf dieser Welt zu verstecken. Wo sonst hat man eine solche Abwechslung? Klar fährt die Formel 1 ab und zu einmal auf einem Stadtkurs, aber ansonsten ist man auf Strecken unterwegs, die fast alle vom gleichen Designer gebaut worden sind.

Im Gegensatz dazu gefällt mir die IndyCar-Strategie mit diesem interessanten Mix sehr gut. Natürlich kann man mit dem aktuellen Auto, das ja für die Ovale gebaut wurde, noch nicht sofort die Zahl der Ovalrennen massiv herunterfahren, das kann sich mit einem neuen Auto jedoch bald ändern.

Aber Ovale gehören in den USA dazu, das hat man bei den ChampCars bitter zu spüren bekommen. Ich würde an dem Strecken-Mix, an dem nun gebastelt wird, auch die Zuschauer mit entscheiden lassen, denn man sieht anhand der Einschaltquoten ja genau, welche Events bei den Fans ankommen und welche eher weniger.

Zugpferd Danica Patrick

Danica Patrick

Danica Patrick tut nicht nur den IndyCars gut, sondern auch der Formel 1 Zoom

Das eindeutige IndyCar-Zugpferd in Sachen Popularität ist aber nicht Scott Dixon, sondern Danica Patrick. Was ich gut finde ist, dass sie sich nicht verbiegen lässt. Sie sagt was sie will und sie macht was sie will. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, das ist die simple Wahrheit.

Wenn ich Tony George wäre, dann würde ich sie ganz einfach nicht aus der IndyCar-Serie weggehen lassen und ich glaube, das weiß sie auch. Hier ist sie erfolgreich, hier fährt sie vorne mit, während sie zum Beispiel in der NASCAR nur eine unter vielen Superstars wäre. Und seit Montoya und Villeneuve weiß man auch, wie schwierig es da ist, an die Spitze zu kommen.

Ein Formel-1-Engagement von Danica Patrick würde ich grundsätzlich nicht ausschließen wollen, aber dazu bräuchte sie eine richtig lange Vorbereitungszeit. Und ob sie selbst dann in der Lage wäre, ganz vorne mitzumischen, das wage ich stark zu bezweifeln.

Aber es ist überhaupt keine Frage: Eine Danica Patrick würde der Formel 1 richtig gut tun, denn dann würde über den Motorsport nicht nur in den einschlägigen Fachmagazinen berichtet werden, sondern auch in den großen Boulevard-Blättern. Das bringt Geld und würde dem ganzen Motorsport weiter helfen.

Eine Top-Pilotin wäre für alle gut

Danica Patrick

Sven Heidfeld wünscht sich noch mehr Top-Pilotinnen á la Danica Patrick Zoom

Und einmal ganz ehrlich: Speziell bei Honda ist deren Formel-1-Auto momentan nun wirklich nicht besonders gut aufgestellt, und dann wäre es eigentlich egal, ob die beiden Piloten nun 15. und 16. werden, oder Danica Patrick vielleicht auf Platz 19 ins Ziel kommt.

Ich frage mich aber auch, ob Danica selbst soviel Spaß daran haben würde, in der Formel 1 hinten herum zu fahren. Man müsste da vielleicht einmal Sébastien Bourdais fragen, der bei den ChampCars durch seine unglaublichen Erfolge ja dermaßen verwöhnt war, und jetzt in der Formel 1 hinten herum gurkt. Das ist natürlich ein ganz anderes Motorsportleben.

Aber ganz generell gesehen werden die Frauen im Motorsport immer zahlreicher, weil immer mehr Mädchen mit dem Kartfahren anfangen. Es ist ja klar, wenn 100 Jungs und ein Mädchen mit dem Motorsport beginnen, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es ein Junge ganz nach oben schafft. Aber für eine Top-Pilotin wäre es einmal an der Zeit.

Herzliche Grüße

Sven Heidfeld

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