Harte Zeiten für Andretti und Rahal
Weder Marco Andretti noch Graham Rahal waren in der IndyCar-Saison 2008 in der Lage Scott Dixon herauszufordern - doch die Fortschritte sind unverkennbar
(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2006 war Marco Andretti der neue Stern am US-Motorsporthimmel. Er schrammte als damals 19-Jähriger um ein Haar am Indy-500-Sieg vorbei, weil er auf der Zielgeraden noch von Penske-Pilot Sam Hornish Jr. überholt wurde. Ein paar Monate später holte er den verpassten Triumph in Sears Point nach.

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Marco Andretti muss sich 2008 noch ein wenig in Geduld üben
Zu diesem Zeitpunkt war Andretti der jüngste IndyCar-Rennsieger aller Zeiten, und wurde erst im April 2008 von Graham Rahal abgelöst, als dieser das Straßenrennen von St. Petersburg gewann. Marco Andretti ist Jahrgang 1987, Rahal ist noch einmal knapp zwei Jahre jünger.#w1#
Beide sind die aktuellen Hoffnungsträger in der US-Formelszene, auch wenn die Saison 2008 von Scott Dixon (Ganassi) dominiert wird. Für die zwei Youngster bleibt da nur ein gewisses Staunen: "Das ist ganz einfach sein Jahr und er hat solch eine Menge an Talent", äußerte etwa Graham Rahal über Dixon. "Wie sagt man so schön - wenn deine Zeit kommt, dann kommt deine Zeit."
Diese scheint weder für Graham Rahal noch für Marco Andretti reif zu sein, was aber selbstverständlich eher temporären Charakter hat. Denn Andrettis Vater und Teamchef Michael sieht seinen Sprössling "auf der Schwelle zu einem der entscheidenden Figuren" der IndyCar-Serie.
Seine Begründung: "Wahrscheinlich in 80 Prozent der Fälle sind die Setups aller vier AGR-Piloten von ihm entwickelt worden", gab Michael Andretti gegenüber der 'AP' preis. "Das ist meiner Meinung nach das wirklich beeindruckende."
Entweder AGR oder Formel 1

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Graham Rahal (li.) und Vater Bobby treten nicht im gleichen Team an Zoom
Trotzdem ist der zählbare Erfolg noch nicht eingetreten und in den USA beginnt man vorsichtig Fragen zu stellen, ob es wirklich opportun ist, wenn Marco dauerhaft in der Obhut seines Vaters heranreift. Der Rahal-Clan praktiziert dieses nicht, denn Graham fährt für Newman-Haas - und nicht bei Papa Bobby und dessen Rahal-Letterman-Team.
"Vielleicht wäre das ganz gut für ihn, denn jeder sieht vor allem nur diese Vater-Sohn-Geschichte", sinniert Andretti. "Aber eines kann ich versichern: In diesem Team muss ich mich immer selbst daran erinnern, dass ich ihn nicht zu hart ran nehme. Verwöhnt wird er mit Sicherheit nicht."
Doch natürlich wäre es eine Überlegung wert, Sohn Marco an ein anderes Team zu verleihen, "alleine schon deswegen, damit er merkt, dass die Kirschen in Nachbars Garten nicht unbedingt immer süßer schmecken", scherzte Andretti nicht ohne Grund, denn der neue Vertrag mit dem Junior ist noch nicht unterschrieben.
Sohn Marco sieht die Sache jedoch anders: "Wo sollte ich denn hingehen? In Formelsport-Amerika bin ich doch bereits an der Spitze angekommen." Die einzige denkbare Alternative ist nach wie vor die Formel 1, was Großvater Marios größter Wunsch wäre. Aber dazu müssten einige Dinge geschehen: "Da müsste schon ein Angebot von einem der großen drei Teams kommen", versicherte Marco Andretti.
"Aber die Realität ist doch, dass Ferrari sicher nicht anrufen wird, selbst wenn ich in Kentucky gewonnen hätte. Trotzdem wäre dies das Einzige, was ich tun würde und ich bin sicher, dass mein Vater mich dabei unterstützen würde. Aber mein Herz liegt in Amerika."

