Indy 500: Amerika im "Danica-Fieber"

"Supergirl" Danica Patrick geht beim Indy 500 auf ihren ersten Sieg am "Brickyard" los - Unterstützung vom "Team Danica"

(Motorsport-Total.com) - Vom fünften Startplatz wird Danica Patrick heute ins Indy 500 starten - und ganz Amerika hofft, dass das "Supergirl" das klassische Autorennen gewinnt. Seit ihrem geschichtsträchtigen Premierentriumph in der IndyCar-Serie im japanischen Motegi ist Patrick in aller Munde: Ihre Beliebtheit geht weit über das traditionelle Motorsportpublikum hinaus, dank Letterman und Co. ist sie auch dem Mainstream ein Begriff. Ein Segen für die IRL.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

"Supergirl" Danica Patrick könnte heute in Indianapolis Geschichte schreiben

Wenn man Patrick und Indianapolis in einem Satz erwähnt, dann werden natürlich unweigerlich Erinnerungen an 2005 wach. Damals führte sie als erste Frau in der Geschichte das 500-Meilen-Rennen bis kurz vor Schluss an, ehe sie mit ihrem Treibstoff haushalten musste und noch auf Platz vier zurückfiel. Doch selbst wenn sie am ganz großen Coup damals noch vorbeigeschrammt ist, war das der Beginn des Danica-Hypes in den USA, der langsam auch den Rest der Welt erfasst.#w1#

Als alles begann...

"2005", erinnert sich die 26-Jährige, "war eine große Sache, aber dieses Jahr ist das Interesse noch viel größer. Ich werde von den Fans viel öfter erkannt. Es ist schwierig, für alle stehen zu bleiben und zu jedem etwas zu sagen, jedem ein Autogramm zu geben. Ich tue mein Bestes für die Kids, ehrlich, aber es warten immer so viele Menschen vor den Toren - es geht halt nicht immer. Ich kann mich nicht erinnern, dass es so etwas schon mal gegeben hat."

Vor drei Jahren sei alles "ganz plötzlich" gekommen, denn mit jenem einen Indy 500 wurde Patrick auf einen Schlag zum Superstar. Seither fragte sich die gesamte IndyCar-Szene, wann es denn endlich mit dem ersten Sieg klappen würde. Psychologisch wichtig, dass sie in Motegi ihre Kritiker endlich zum Verstummen gebracht hat - und kein Wunder, dass sie nach der Zieldurchfahrt gerührt in Tränen ausbrach. Ein Märchen auf den Spuren von Lyn St. James, der ersten großen Frau im US-Racing.

"Ich war ein bisschen überrascht, dass ich weinen musste", so Patrick über ihre Emotionen in Motegi. "Es war nicht wegen des Sieges oder wegen der Strecke, aber wie oft musste ich euch schon die Frage beantworten, wann ich endlich gewinnen werde? Spürst du, dass es passieren wird? Und so weiter. Daher kamen die Emotionen." Und sie sagt selbstbewusst: "Der Sieg selbst hat mich nicht überrascht. Damit habe ich gerechnet."

Patrick zählt zu den Favoriten

Danica Patrick

Zuckersüß, aber auf der Rennstrecke knallhart: Danica Patrick kann auch anders Zoom

Heute werden alle Augen auf sie gerichtet sein, schließlich ist sie inzwischen nicht mehr nur der sentimentale Favorit auf den Indy-500-Sieg, sondern sie zählt auch objektiv gesehen zu den acht bis zehn engsten Anwärtern. Patrick fährt für das Andretti/Green-Team (AGR), das von Tony Kanaan angeführt wird - und AGR gilt neben Ganassi und Penske als absoluter Spitzenrennstall. Vorjahressieger Dario Franchitti hat seinen Triumph ebenfalls für AGR errungen.

Unter besonderem Druck sieht sich Patrick trotzdem nicht: "Das Indy 500 bedeutet immer Druck, für jeden. Ich spüre nicht mehr Druck, weil ich jetzt ein Rennen gewonnen habe, sondern es ist einfach das 500. Ich bin aber sehr zuversichtlich. Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht gewinnen sollte", so die dunkelhaarige Racing-Schönheit. Und im Vergleich zu 2005 sieht sie bei ihrem vierten Antreten noch einen Vorteil: "Erfahrung ist in Indy alles."

Patrick hat einen anstrengenden, aber recht erfolgreichen Mai hinter sich - Startplatz fünf ist eine hervorragende Ausgangsposition. Bekanntlich geht es beim Indy 500 in erster Linie darum, am Anfang den Anschluss zur Spitze nicht zu verlieren, aber die Entscheidung fällt meistens erst in den letzten Runden. Die Vorbereitung auf diese Mission ist höchst erfolgreich verlaufen - und war natürlich einigermaßen ermüdend.

Unterstützung vom "Team Danica"

Kraft tankt sie bei ihrem Ehemann Paul Hospenthal, aber die AGR-Fahrerin schert sich auch nicht viel um gängige Konventionen und taucht auch schon mal verschlafen zu einer Pressekonferenz auf: "Ich war halt müde und habe ein Nickerchen eingelegt", grinste sie am Medien-Donnerstag. Auch vor dem Rennen wird sie sich möglicherweise noch einmal kurz aufs Ohr legen, um für die 500 Meilen hundertprozentig in Form zu sein.

Sollte sie heute Abend tatsächlich einen Schluck Siegermilch trinken und Hand an die begehrte Borg-Warner-Trophy anlegen dürfen, dann würde wahrscheinlich endgültig alles auf sie hereinbrechen - gar nicht auszudenken, was die Medien dann aufführen würden, wenn man bedenkt, was nach Motegi schon abgegangen ist. Aber Patrick ist auf alles vorbereitet und hat die Medienarbeit ihrem "Team Danica" in die Hand gelegt.

Mutter Bev drückt wie immer die Daumen

Das "Team Danica" besteht aus ihrem Ehemann sowie ihren Eltern - vor allem Mutter Bev kennt man ja als eifrige Daumendrückerin am Streckenrand. Bev kümmert sich um Interviewanfragen, Sponsorenkontakte, beantwortet E-Mails und ist ganz einfach eine moralische Stütze. Und jeden Abend sitzt das "Team Danica" gemeinsam am Laptop, um zu besprechen, was alles passiert ist und was man deswegen tun sollte.

Danica Patrick

Danica-Mania: Jeder will ein Autogramm von der schönen Rennfahrerin Zoom

Patrick genießt diese Unterstützung, weil sie sich dadurch mehr auf ihre Hauptaufgabe, das Rennfahren, konzentrieren kann, aber sie ist trotzdem kein naives kleines Mädchen, dass das "Big Picture", wie die Amerikaner sagen, aus den Augen verliert: "Letztendlich trifft Danica selbst alle Entscheidungen", sagt die Mutter. "Aber wir alle wollen nur, was am besten für sie ist." Heute Abend wäre das der Sieg - das muss das bildhübsche Fliegengewicht aber selbst erledigen...

IndyCar-Fans können das Indy 500 übrigens auch am Tag des Monaco-Grand-Prix ausführlich verfolgen. Unsere Kollegen von 'Premiere' übertragen ab 18:45 Uhr live, kommentieren werden Sascha Roos und unser Experte Sven Heidfeld. Außerdem berichten wir natürlich im gewohnten Umfang vom berühmtesten Autorennen in Nordamerika. Die Wettervorhersage ist gut, mit Verschiebungen wie im Vorjahr also nicht zu rechnen.