• 23.09.2008 14:42

  • von Sven Heidfeld

Heidfeld-Kolumne: Daumen hoch für die IndyCars!

Sven Heidfeld zieht in seiner neuen IndyCar-Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' eine persönliche Saisonbilanz, die ein einziges Resultat hat: Daumen hoch!

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Sven Heidfeld

Sven Heidfeld kommentiert seit einigen Jahren auch die IndyCar-Serie

Nachdem die IndyCar-Saison 2008 nun Geschichte ist, ist es auch an der Zeit, einmal eine kleine Bilanz zu ziehen. Die turbulenten Tage der Wiedervereinigung, der erste Sieg von Danica Patrick, ein souveräner Champion Scott Dixon und vor allem die Aufbruchstimmung hat das Jahr 2008 aus meiner Sicht zu einem rundum gelungenen Jahr gemacht.

Es hat in allen Bereichen einfach viel mehr Spaß gemacht und ich denke, das ging nicht nur mir so. Für mich als TV-Kommentator bei 'Premiere' war es die erste Saison nach der Wiedervereinigung. Plötzlich waren erheblich mehr Autos auf der Strecke und die ehemaligen ChampCar-Piloten haben sich auch - wie ich finde - sehr gut verkauft.#w1#

Teilweise haben sie gleich von Beginn an ganz vorne mitgemischt, ich erinnere da nur an Graham Rahal und seinen tollen Sieg in St. Petersburg bereits im zweiten Saisonrennen Anfang April. Neue Fahrer, neue Teams und neue Sieger - dies alles zu begleiten, hat mir sehr viel Freude bereitet.

Natürlich habe auch ich bemerkt, wie sehr die Serie in den USA zulegt, und wie das Ganze plötzlich auch wieder nach Europa herüberschwappt. Ich habe auch das Gefühl, dass man hierzulande die IndyCars als Serie jetzt wieder ernst nimmt. Leider noch nicht bei unseren jungen deutschen Piloten, dafür aber bei vielen europäischen Fahrern, die sich im weiteren Formel-1-Umfeld bewegen.

Dario Franchitti mit Vorbildfunktion

Dort sind die IndyCars nämlich sehr wohl wieder zu einem Thema geworden. Die Rückkehr von Dario Franchitti hat dazu genauso beigetragen, wie die sagenhafte Popularität einer Danica Patrick. NASCAR hin, NASCAR her - Dario hat die IndyCar-Saison sicherlich aufmerksam verfolgt und die Wege innerhalb der Ganassi-Familie sind ja kurz.

Dario Franchitti

Die IndyCar-Rückkehr von Dario Franchitti wird für viel Schwung sorgen Zoom

Ich kann mir auch gut vorstellen, wie es Dario gegangen sein mag, als er in Detroit zu Besuch war. Vielleicht hat er sich dort einfach gesagt, wie stark das aussieht, was seine ehemaligen Kollegen da in den Straßen der Bell Isle in den Asphalt brennen. Vielleicht ist genau dort der Funke übergesprungen und er wollte da einfach wieder dabei sein.

Und bei all diesen Ereignissen man darf eines nie vergessen, denn die Saison 2008 war ja erst der Anfang. Ich finde es erstaunlich und absolut positiv, was in diesem Jahr bereits alles umgesetzt werden konnte. Denn angesichts der Tatsache, dass man nur wenige Wochen der Vorbereitungszeit hatte, war diese Aufgabe keine leichte. Für mich ist das ein deutliches Zeichen, dass man sich vor allem auch auf der Führungsebene nun einig ist.

Höhere Leistungsdichte zu erwarten

Nun kommen neue Strecken in den Kalender, es wird 2011 ein komplett neues Auto geben. Und noch eins kommt dazu, was mich persönlich ganz besonders freut: Denn das Comeback-Beispiel von Franchitti verdeutlicht auch, dass man in Zukunft wieder mit einer erheblich höheren Fahrerqualität rechnen kann.

Robert Doornbos

Top-Fahrer wie Robert Doornbos drängen in die neue IndyCar-Serie Zoom

Nichts gegen einen Vitor Meira, ich würde es ihm gönnen, wenn er wieder ein Cockpit bekommen würde, denn er ist sicher kein Schlechter. Aber es wird so sein, dass richtig gute Leute, die jetzt noch in anderen Serien aktiv sind, zu den IndyCars stoßen werden und das Mittelmaß langsam aber sicher verdrängt werden wird.

Das fahrerische Niveau wird steigen und damit auch die Leistungsdichte. Denn 2009 werden die ehemaligen ChampCar-Teams die Ovale um Längen besser verstehen wie noch 2008. Auch die Piloten haben mit Sicherheit einiges in Sachen Strategie gelernt, wie auf dem Oval Erfolge erzielt werden.

Die Ampeln stehen auf Grün

Ergo: So einen Durchmarsch von Scott Dixon werden wir wohl nicht mehr erleben. Ryan Briscoe hat zum Beispiel im Saisonverlauf schon gute Leistungen gezeigt, und ich persönlich traue auch einem Justin Wilson und dem Newman-Haas-Team zu, dass sie sich in diesem Jahr viel Wissen über die Ovale angeeignet haben.

Justin Wilson

Auch Justin Wilson konnte 2008 ein IndyCar-Rennen für sich entscheiden Zoom

Was vielleicht noch fehlen würde, wären neben Danica Patrick, Marco Andretti und Graham Rahal ein paar weitere Local Heroes aus den USA, die ganz vorne mitfahren können. So etwas wäre für die Amerikaner sicherlich das Salz in der Suppe und würde den IndyCar-Aufschwung weiter beschleunigen.

Doch alles in allem gilt aus meiner Sicht ganz klar: Daumen hoch, das war ein tolles Jahr und die weiteren Aussichten stehen ganz klar auf Grün. Ich persönlich freue mich jedenfalls sehr darauf, die IndyCar-Saison 2009 wieder begleiten zu können.

Herzliche Grüße

Sven Heidfeld