Feuerunfall von Texas: Fehlerkette als Ursache
Ein Abweichen vom Protokoll, ein Knick im Löschschlauch und eine eingeklemmte Simona de Silvestro: Fehlerkette beim Feuerunfall von Texas
(Motorsport-Total.com) - Die im wahrsten Sinne des Wortes brenzlige Unfallsituation am Texas-Wochenende rund um Simona de Silvestro ist aufgeklärt. Nach einer offiziellen Untersuchung gab die IndyCar-Führung nun eine ganze Reihe von Fehlern bekannt, die dazu führten, dass die 21-jährige Schweizerin über eine halbe Minute lang in ihrem brennenden HVM-Dallara saß. "Ein Faktor nach dem anderen schuf eine schlimme Situation", beschrieb IndyCar-Rennchef Brian Barnhart die Fehlerkette.

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Simona de Silvestros HVM-Wrack nach dem Feuerunfall von Texas
Zunächst tat das Ölfeuer, das nach einem Mauerkontakt im Normalfall von selbst ausgeht, eben genau nicht das Erwartete, sondern arbeitete sich in die Seitenkästen vor. Dabei verstärkte sich das Feuer, was selbst de Silvestro überraschte: "Normalerweise geht so etwas ganz schnell aus. Das hier aber nicht." Danach wich die schnell an die Unfallstelle geeilte Safety-Crew vom Protokoll ab, was das Chaos verursachte.#w1#
Denn der erste Unfallhelfer hätte gemäß IndyCar-Prozedere der im Cockpit eingeklemmten de Silvestro als Erstes mit einem unter Druck gesetzten Löschkanister zu Hilfe kommen müssen. Anstelle dessen versuchte man einen Löschschlauch vom Auto abzuwickeln, der dann zu allem Überfluss nicht funktionierte. Der Grund war ein Knick im Schlauch.
"Vor jedem Rennen testen alle Safety-Teams, ob die Löschschläuche funktionieren", erklärte Mike Yates, der die IndyCar-Untersuchung leitete. Yates steuerte übrigens auch den zweiten Truck, der an die Unfallstelle kam und zog de Silvestro letztlich aus dem Auto. Dabei erlitt er Verbrennungen an seiner Brust. "In Texas gab es beim Zusammenpacken nach dem Test einen Fehler, der für das Nicht-Funktionieren verantwortlich war. Nun werden wir alle Schläuche an allen Trucks modifizieren."
Auch menschliches Versagen im Spiel

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Glück im Unglück: Simona de Silvestro erlitt keine nennenswerten Verletzungen Zoom
Auch das Prozedere bei solch kritischen Situationen werde überprüft. Yates bat um Verständnis: "Es handelt sich um Entscheidungen, die in Bruchteilen von Sekunden und auf Basis der jeweiligen Situation getroffen werden." Rennchef Barnhart verteidigte seine Mannschaft, musste aber zugeben, dass "menschliches Versagen" einer der Faktoren für die Fehlerkette von Texas war.
Als letztes Hindernis benötigte Yates nach eigener Angabe zwischen 21 und 23 Sekunden, um die eingeklemmte de Silvestro aus dem Cockpit zu befreien. Eine lange Zeitdauer, wofür das Sicherheitsteam jedoch keine Verantwortung trägt. Zum einen lag dies am HANS-System und der Nackenstütze am Cockpitrand und zum anderen an der Enge des Dallara-Cockpits, in dem sich die Beine und die Hüfte der Schweizerin verklemmt hatten.
De Silvestro selbst blieb nahezu unverletzt: "Es hätte viel schlimmer ausgehen können", sagte die 21-Jährige. "Aber mir ist fast nichts passiert." Schwerer wird da der Verlust ihres Einsatzchassis wiegen, das nach dem Brand unrettbar verloren war. Am kommenden Wochenende in Iowa wird das HVM-Team daher ein älteres Dallara-Chassis zum Einsatz bringen.

