• 20.03.2014 08:05

  • von Pete Fink

Die IndyCars und ihr Nachwuchsproblem

Bei den IndyCars herrscht seit Jahren ein Mangel an jungen US-Piloten - was sagt zum Beispiel Conor Daly dazu und wo gibt es einen Hoffnungsschimmer?

(Motorsport-Total.com) - Dies ist die rein zahlenmäßige Bilanz kurz vor dem Start der IndyCar-Saison 2014: Die gerade abgeschlossenen Barber-Tests verraten, dass 21 Vollzeitteams zu erwarten sind. Möglicherweise gesellt sich noch der zweite Dale-Coyne-Honda (mit dem Briten James Jakes am Steuer?) hinzu, dann wären es deren 22. Oriol Servia (Rahal-Honda), Jacques Villeneuve (Schmidt-Honda), Kurt Busch (Andretti-Honda), Alex Tagliani (Fisher-Honda) sowie der junge Brite Martin Plowman (Foyt-Honda) sind für das Indy 500 bestätigt. Macht nach Adam Riese derzeit 27 Meldungen.

Titel-Bild zur News: Conor Daly

US-Talent Conor Daly hat 2014 keine Chance auf ein IndyCar-Cockpit Zoom

Von Panther Racing, Dreyer/Reinbold Racing und den Lazier-Brüdern ist für den Monat Mai jeweils ein Auto für das Indy 500 zu erwarten, was die Zahl der Meldungen auf 30 nach oben drücken kann. KV Racing, Carpenter, Foyt und Dale Coyne sind weitere Kandidaten für Extra-Einsätze, weshalb die IndyCar-Chefetage ein knapp volles Starterfeld für das "Greatest Spectacle in Racing" anno 2014 erwartet.

Doch was den IndyCars nach wie vor fehlt, sind hoffnungsvolle US-Talente, die eine langfristige Perspektive bieten und die heimischen Fans wieder an die Serie binden. Stand heute würde das diesjährige Indy 500 lediglich acht US-Boys vorweisen: Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti (beide Andretti-Honda), Charlie Kimball aus dem B-Team von Chip Ganassi, Graham Rahal (Rahal-Honda), Josef Newgarden (Fisher-Honda), Ed Carpenter (Carpenter-Chevy) Buddy Lazier (Lazier-Chevy) und NASCAR-Zugpferd Kurt Busch.

Mit der Ausnahme des 23-jährigen Fisher-Youngsters Newgarden ist vom Thema Nachwuchsförderung heimischer Talente nichts zu entdecken. Im Gegenteil: J.R. Hildebrand verlor nach dem Indy 500 im Mai 2013 sein Panther-Cockpit und Conor Daly kam bei A.J. Foyt über einen Einmaleinsatz nicht hinaus. Der 22-jährige Daly wiederum steht für die Saison 2014 noch völlig ohne Renn-Cockpit da. Weder bei den IndyCars noch bei den StockCars und auch nicht in Europa.


IndyCar-Tests im Barber Motorsports Park

Das Beispiel Villeneuve

"Ich habe nichts vorzuweisen", berichtete Daly nun gegenüber der 'Autoweek'. "Nirgendwo auf der Welt." Der Hintergrund ist schnell erklärt: Er verfügt nicht über die nötigen Sponsormillionen. "Bei den Summen, die derzeit aufgerufen werden, gibt es einfach kein Interesse", sagt Daly und verrät: "Für ein IndyCar-Cockpit brauchst du 2,5 bis drei Millionen US-Dollar und ich habe vielleicht 600.000. Dieses Geld kommt von meinen privaten Unterstützern, die Industrie zeigt aber kein Interesse."

Jacques Villeneuve

Das Indy-500-Comeback von Jacques Villeneuve brachte weltweite Schlagzeilen Zoom

Seinen europäischen Werdegang in der GP3 und teilweise auch in der GP2 finanzierte übrigens das Formel-1-Team von Force India. Aber auch diese Quelle hat sich geschlossen: "Ich hätte die GP3-Meisterschaft gewinnen müssen, aber das habe ich nicht geschafft", sagt Daly. So bleibt ihm die Hoffnung, wenigstens für das Indy 500 einen Einmaleinsatz bezahlen zu können. "Darauf hoffe und setze ich", kündigt er an und übt zum Beispiel Kritik am Villeneuve-Engagement.

"Es ist schon schade, wenn man sieht, wie gut dastehende Teams ihre Entscheidungen treffen. Sie setzen auf Jungs, die ihre Chance schon bekommen haben. Jungs, von denen man weiß, was man bekommt. Aber wie willst du den Sport weiter entwickeln, wenn du nur auf Leute aus der Vergangenheit setzt? Speziell wenn du einen wie Jacques Villeneuve bekannt gibst und die Medien sich darauf stürzen."

Ganassi mit Trendwende?

Natürlich sorgte das Indy-Comeback des mittlerweile 42-jährigen Kanadiers für weltweite Schlagzeilen, weil der Name Villeneuve ganz einfach ein weltweites Renommee besitzt. Doch was kann ein Youngster aus dieser schwierigen Situation lernen? "Ich habe mit Leuten wie Oriol Servia oder Alex Tagliani gesprochen", erzählt Daly. "Auch mit Ganassi-Renndirektor Mike Hull. Man hat mir geraten, mich einfach an jedem Renn-Wochenende sehen zu lassen. Oriol steckte ja immer wieder in meiner Situation und er sagte: Bleib dran, mach einfach so weiter."

Sage Karam

Sage Karam steht mittlerweile im Ganassi-Förderkader Zoom

Apropos Ganassi: Dort ist in den vergangenen Wochen und Monaten ein neuer Trend zumindest zu erahnen. In der NASCAR verpflichtete Ganassi das Supertalent Kyle Larson als Montoya-Nachfolger und verkündete in Las Vegas das Nationwide-Engagement von Dylan Kwasniewski. Zwei NASCAR-Youngster, die bei den StockCars ihren Weg machen werden, wenn sie entsprechend gefördert werden. Bei den IndyCars hat Ganassi IndyLights-Champion Sage Karam in der Hinterhand.

Auch der gerade 19 Jahre alt gewordene Karam ist im Besitz eines Driver-Development-Vertrags bei Chip Ganassi. Er kam erstmals Ende Januar beim 24 Stundenrennen von Daytona zum Einsatz und saß am vergangenen Wochenende in Sebring in einem USCC-Boliden. Beide Male erntete Karam gute Kritiken. Ganassi wäre eines dieser Teams, die es sich leisten könnten, auch bei den IndyCars in junge US-Talente zu investieren. Gute Aussichten also für Karam, aber was ist mit Daly? Und kommt da irgendwann vielleicht noch mehr nach?