Danica Patrick: Nimmt der NASCAR-Flirt an Fahrt auf?
Die jüngsten Wirren um die Zukunft von IndyCar-Chef Tony George werden auch von Danica Patrick genau verfolgt - viel Lob für die neue Titelkandidatin
(Motorsport-Total.com) - Die Silly Season ist nun auch in den USA eingeläutet, und die Hauptperson im Transferkarussell 2009 heißt eindeutig Danica Patrick. Der Andretti/Green-Vertrag der 27-jährigen Rennamazone läuft zum Saisonende aus. An Alternativen besteht sicherlich kein Mangel, obwohl konkrete Angebote zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht offiziell verlautet wurden.

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Titelkandidatin Danica Patrick will in der Zukunft in einer stabilen Serie fahren
Natürlich ist AGR dabei die erste Anlaufstelle Patricks, aber Mitbesitzer Michael Andretti sieht sich wachsender Konkurrenz ausgesetzt. Der Grund sind die Spekulationen um die zukünftige Rolle von IndyCar-Chef Tony George. Auch das IndyCar-Aushängeschild Patrick beobachtet die jüngsten Turbulenzen mit einem wachsamen Auge, woran sie am Milwaukee-Wochenende keinerlei Zweifel ließ.#w1#
"Das ist schon eine sehr interessante Frage", äußerte Patrick bei 'SI.com' über die Gerüchte rund um den Familienstreit im Hause Hulman-George, der ungeahnte Konsequenzen haben könnte. "Was man in seiner Serie sehen will, sind Stabilität und ein Aufschwung. Ich habe keine Ahnung, wo das gerade zu finden ist. Scheinbar gibt es widersprüchliche Antworten und Ideen darüber, was gerade wirklich passiert."
Peng. Eine klarere Kritik Patricks an ihrer bisherigen sportlichen Heimat war in den vergangenen Jahren nicht zu vernehmen. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die IMG-Group in ihrem Auftrag den neuen Vertrag verhandeln wird, der eine wesentliche Komponente berücksichtigen soll.
Ungewohnt harte Kritik

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Danica Patrick und Michael Andretti: Wird die Zusammenarbeit fortgeführt? Zoom
"Was ich möchte, sind Strukturen und Stabilität in der Serie, für die ich Rennen fahre. Ob Tony George nun geht oder nicht: Die Frage ist, ob es in der Serie eine Stabilität gibt, egal was passiert. Wenn das der Fall ist, dann wird das meine Entscheidung nicht allzu sehr beeinflussen. Aber ich muss schon alles mit einbeziehen."
Im Klartext: Die 27-Jährige will bei ihrem nächsten Vertrag sicherstellen, dass sie mittel- und langfristig keine bösen Überraschungen erfährt. Und eines ist ebenfalls glasklar: Genau diese Anforderungen würde Patrick bei den Honigtöpfen der NASCAR finden können, die wiederum ihre Lobeshymnen bereits am Charlotte-Wochenende Ende Mai vom Stapel ließen.
Das Pikante an der aktuellen Situation ist, dass die IndyCar-Saison 2009 für Danica Patrick bislang so gut läuft wie noch nie zuvor. Mit nur 22 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Scott Dixon (Ganassi) belegt sie in der Gesamtwertung einen ausgezeichneten vierten Platz.
"Bis auf Rennen eins sind wir immer in die Top 5 gefahren", weiß die AGR-Pilotin. "Und ich unterstelle einfach einmal, dass dies eigentlich auch eine Top-5-Platzierung geworden wäre." In St. Petersburg wurde sie unverschuldet von Raphael Matos (Luczo Dragon Racing) abgeräumt. Mit den 30 Punkten für einen fünften Platz - statt 12 Zählern für ihren Ausfall - läge Patrick gleichauf mit Ryan Briscoe (Penske) und Dario Franchitti (Ganassi) auf Gesamtplatz zwei.
Patrick-Fan Castroneves

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Viermal in den Top 5: Danica Patrick wird als Titelkonkurrentin wahrgenommen Zoom
"Wir mischen im Titelrennen mit", sagte eine selbstbewusste Rennamazone nach Milwaukee nicht ohne Grund. So sieht es auch die Konkurrenz. "Sie kann definitiv ein Faktor sein", meinte etwa IndyCar-Titelverteidiger Dixon. "Speziell weil wir noch einige Ovale auf dem Kalender stehen haben. In dieser Saison können sechs, sieben oder acht Fahrer den Titel holen, und sie ist einer davon."
Auch für Indy-500-Sieger Helio Castroneves ist Patrick zu beachten: "Ich habe schon immer klar zum Ausdruck gebracht, dass Danica eine gute Fahrerin ist. Wenn sie nun in den Top 5 der Gesamtwertung steht, dann gibt es keine Frage darüber, dass sie einen fantastischen Job macht und es auch verdient. Sie fährt sehr gut und alle in den Top 5 sind Titelkandidaten."
Es wäre schon ein wahres Horror-Szenario für die Serie, wenn Danica Patrick erst den IndyCar-Titel 2009 holen würde, und sich anschließend in Richtung NASCAR verabschieden würde. Doch so weit ist es natürlich noch keineswegs, auch wenn die Unruhe rund um die Person Tony George im gesamten IndyCar-Lager nicht zu verheimlichen ist.
"Natürlich macht dies in Indianapolis die Runde", erklärte etwa IRL-Finanzchef Terry Angstadt. "Das will ich gar nicht erst herunterspielen. Aber unser Aufschwung ist intakt, das wird uns nicht eine Minute aufhalten können. Für unser Produkt gibt es eine Menge Möglichkeiten. So etwas hat keinen Einfluss." Danica Patrick wird genau zugehört haben.

