• 28.02.2011 16:22

  • von Roman Wittemeier

Das GT1-Spiel: Vier verliert!

Die GT1-Weltmeisterschaft wird zum Opfer des eigenen Regelwerks - Warum müssen es unbedingt vier Fahrzeuge pro Marke sein?

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News:

Herrlicher Sport: Die Leistungsdichte in der GT1-Saison 2010 war perfekt

ich bin einer großer Fan der GT1-Weltmeisterschaft. Ich liebe die schnellen Sportwagen, genieße den wuchtigen Sound der 600-PS-Monster und finde vor allem toll, dass es 2010 überraschend gut gelungen ist, die Fahrzeuge von sechs verschiedenen Herstellern im Rahmen der "Balance of Performance" herrlich unter einen motorsportlichen Hut zu bekommen. Die Rennen waren spannend und abwechslungsreich - großes Tennis.

Warum geht die noch junge Weltmeisterschaft also schon vor Beginn der zweiten Saison fast am Krückstock? Es gibt mehrere Ursachen. Wichtigster Punkt ist allerdings zweifellos das eigene Reglement. Dort steht geschrieben, dass pro Marke genau vier Fahrzeuge am Start sein müssen, verteilt auf zwei Teams mit jeweils zwei Autos. Diese Pflicht wurde unter anderem eingeführt, um die Einstufungen übersichtlicher zu gestalten.

Probleme zeichneten sich schon im vergangenen Jahr ab. Ursprünglich war die neue Serie für Fahrzeuge nach dem neuen FIA-GT1-Reglement geplant. Aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise war allerdings kaum ein Hersteller bereit, einen solch teuren Wagen neu aufzubauen. Man gestattete den Einsatz "alter" Autos, um das Feld überhaupt voll zu bekommen.

Überseerennen: Es braut sich nicht nur in San Luis etwas zusammen Zoom

Eine Corvette fehlte fast die komplette Saison, die mediale Darstellung im deutschsprachigen Raum war unberechenbar und nicht zielgerichtet. Und das bei immerhin sechs von zwölf Teams aus Deutschland! Ich würde mich wundern, wenn überhaupt ein Prozent der deutschen Bevölkerung jemals etwas von der GT1-Weltmeisterschaft gehört hätte. Geschweige denn, dass es mit Michael Bartels sogar einen Landsmann als Weltmeister gibt.

Zyniker sagen in einem solchen Fall: So fällt es eben auch niemandem negativ auf, dass der Champion in Saison Nummer zwei gar nicht mehr antritt. Stimmt wohl, ist aber eher ein Ausdruck eines Trauerspiels. Die Wahrscheinlichkeit, dass Vitaphone mit Weltmeister Bartels 2011 wieder antreten kann, ist in etwa so hoch wie die eines Titelgewinns von HRT in der Formel 1.

Der Sauerländer hat alles versucht, hat bei Maserati vorgesprochen, hat versucht, Teams vom Einsatz zweier MC12 zu überzeugen. Hat alles nichts geholfen. In der Teamhalle in Herborn stehen die grün-schwarzen Flundern - rennbereit. Doch Bartels sind die Hände gebunden, er kann seine "Babys" nur streicheln, sie nicht über die Strecken prügeln. Im Gegensatz zu Bamboo, die für 2011 den Einsatz von Corvettes planen, hat sich der Champion nicht einmal offiziell eingeschrieben.

"Es gibt für mich keinen Grund", sagt der Weltmeister. "Solange keine zwei weiteren Maseratis in Sicht sind, brauche ich keine Nennung abzugeben. Ich dürfte ohnehin nicht starten." Mit dieser Haltung bringt Bartels seine tiefe Enttäuschung zum Ausdruck. Auch er hätte die Nennung in der Hoffnungen auf eine Wende zum Guten abgeben können. Hat er aber nicht, um ganz bewusst ein Signal zu senden.

Genialer Sound, schöne Autos: Ich bin ein bekennender Fan der Serie Zoom

Serienpromoter Stephane Ratel ist nicht zu beneiden. Durch die Matech-Pleite musste der Belgier in aller Kürze seine Landsleute von Marc VDS in die Pflicht nehmen. Das Team wird den Ford GT in der Serie halten. Die nächste Baustelle war Nissan. Enttäuscht von der vergangenen Saison schaute sich Swiss Racing nach anderen Autos um, Sumo Power muss nun für gleich vier Autos geradestehen.

Die GT1-Weltmeisterschaft wird auf diesem Wege künstlich am Leben erhalten. Es kann doch nicht das Ziel der Regeln sein, dass man als Motorsportunternehmer auf dem Papier zwei Teams betreiben muss, um vier Autos einsetzen zu dürfen. Andere, wie Bartels oder Bamboo, sind davon abhängig, dass sich andere Teams finden, die eine ebenso große Liebe zur Maserati oder Corvette pflegen.

Wenn Ratel nicht noch einmal tief in die Promotertasche greift, um mit DKR/SRT den Einsatz von zwei weiteren Corvettes zu stemmen, dann sieht es düster aus. Bamboo könnte den Aufstieg in de GT1-WM dann nicht realisieren. Klar, die per Reglement geforderte Mindestzahl von 16 Autos wäre erreicht. Genau an diesem Punkt wird das GT1-Geschäft aber zum großen Rechenspiel.

Michael Bartels: Der Champion wird 2011 wohl im Starterfeld fehlen Zoom

Die Veranstalter der Überseerennen haben vertraglich den Start von 20 Fahrzeugen zugesichert bekommen. Auf dieser Grundlage finanzieren die Promoter von San Luis und Co. die enormen Reisekosten des GT1-Zirkus. Ratel muss sich nun die Frage stellen: Ist es günstiger, einem Team den Einsatz von zwei Autos 2011 zu finanzieren, oder kommt man billiger dabei weg, wenn man die Südamerika-Tickets selbst kauft und dabei Bonusmeilen anhäuft?

Die GT1 muss 2011 mindestens 20 Fahrzeuge im Feld präsentieren, sonst könnte der WM-Status der Serie die Halbwertszeit einer Jungmöhre im Hasengebiss haben. Die Serie mit ihrem tollen Rennsport muss dieses Jahr überstehen. Eine Saison der Schadenbegrenzung - unter diesem Motto muss man denken. 2012 kommt ein neues Reglement. Bartels wird man dann wieder sehen. Das Design seiner grün-schwarzen Ferrari 458 steht bestimmt schon fest.

Im kommenden Jahr könnte die GT1-WM dann richtig durchstarten. Man öffnet die Serie für Autos, die auf Grundlage der GT3 mit recht wenigen Anpassungen fahren dürften. Dann könnten auch endlich die Kosten sinken. Mal ein kleiner Vergleich: Im ADAC-GT-Masters muss ein Pilot rund 250.000 Euro pro Saison für ein siegverdächtiges Cockpit hinblättern. In der GT1-WM kommt man mit diesem Betrag vielleicht ein Rennen weit...

Audi, Mercedes, BMW und viele weitere Hersteller könnten 2012 den Glanz bringen. Voraussetzung ist allerdings, dass man dieses Jahr überlebt und endlich den Schwachsinn stoppt. Die GT-Kommission der FIA muss handeln. Setzt euch in Paris zusammen und schickt die Vier-Auto-Zwei-Team-Regel in die ewigen Jagdgründe. Nur dann hat die GT1-Weltmeisterschaft eine realistische Chance.

Immer eine Portion Blei im Fuß,

Roman Wittemeier

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