AMG-Diplomat Juncadella: Marciello denkt nicht so über Gounon

Die Beziehung zwischen Daniel Juncadella und Jules Gounon ist auch nach der Hockenheim-Kollision intakt - Er glaubt, dass Raffaele Marciello sich beruhigen wird

(Motorsport-Total.com) - Sie waren gute Freunde und sind es auch weiterhin: Die Mercedes-AMG-Werksfahrer Jules Gounon und Daniel "Dani" Juncadella haben sich nach der Kollision im Samstagsrennen beim ADAC GT Masters auf dem Hockenheimring schnell ausgesprochen. Beide verbindet eine Freundschaft, die auch durch den Rammstoß keine Kratzer bekommen hat.

Titel-Bild zur News: Zwischen Daniel Juncadella und Jules Gounon weiterhin ist alles freundschaftlich

Zwischen Daniel Juncadella und Jules Gounon weiterhin ist alles freundschaftlich Zoom

"Mit Jules ist alles gut. Wir sind wirklich gute Freunde. Ich denke, er akzeptiert, dass er zu viel an einer Stelle riskiert hat, an der es ein wenig zu gefährlich war", so der 31-Jährige gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Wir haben darüber gesprochen. Es ist kein Problem. Das war nicht meine Meisterschaft, ich habe einfach nur versucht, sie für 'Lello' [Raffaele Marciello] nach Hause zu bringen."

Gounon erwies sich im Stint als der schnellere Fahrer. "Ich habe das allein schon wegen unserem Erfolgsgewicht vom Sachsenring erwartet", sagt Juncadella. "Ich hätte es ihm nicht allzu schwer gemacht, auch wenn ich ihn nicht ziehen gelassen hätte."

"Ich war mir sicher, ich wäre dann als Zweiter ins Ziel gekommen. Und das hätte gereicht. Aber er hat sich eine Kurve ausgesucht, wo es zu riskant war. Er war einfach ein wenig ungeduldig und hätte vielleicht noch ein paar Runden warten sollen. In der Haarnadel oder woanders hätte er mich dann überholt. Wir haben darüber gesprochen und alles ist gut."


Fotos: ADAC GT Masters: Hockenheim 2022


Ob es nicht cleverer gewesen wäre, Gounon einfach fahren zu lassen und Platz zwei und damit den Titel abzusichern? "Ich wollte schon ein bisschen gegen ihn kämpfen. Das macht immer Spaß mit Jules. Er ist ein guter Freund. Ich habe mich für ein paar Runden verteidigt, und dann habe ich genau in dieser Runde erkannt, dass sich das noch ein wenig ziehen könnte."

Dani, der Diplomat

Juncadellas Teamkollege Raffaele Marciello war weniger begeistert. In der Pressekonferenz nach dem Rennen bezeichnete er Gounon indirekt als falschen Freund. Außerdem würde er ihm in einer ähnlichen Situation nicht mehr helfen. Pikant: Gounon, Juncadella und Marciello haben 2022 gemeinsam den Endurance-Titel in der GT-World-Challenge (GTWC) Europe geholt.

Juncadella, der sich mit Gounon und Marciello beim Finale der Interkontinentalen GT-Challenge (IGTC) in Abu Dhabi im Dezember durchaus das Auto wieder teilen könnte, sieht die Sache deutlich entspannter. Er gibt sich ganz als diplomatischer Vermittler.

"Ich verstehe den Frust von 'Lello'. Ich hatte mich genauso gefühlt. Ich wäre wohl ein wenig ruhiger geblieben und hätte versucht, mir auf die Zähne zu beißen. Wir wissen ja, dass er da manchmal ein wenig impulsiv ist", beschwichtigt der ehemalige DTM-Pilot.


ADAC GT Masters Hockenheim 2022: Highlights R1

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"Wir drei bilden eine gute Truppe. Manchmal ist es schwer, in der Hitze des Gefechts die Worte richtig zu wählen. Da sind viele Emotionen dabei. Ich bin mir sicher, dass er nicht wirklich so über Jules denkt. Denn wir haben darüber gesprochen. Das ist einfach die Hitze des Gefechts, und manchmal ist einfach, aus diesen Worten die falschen Schlüsse zu ziehen. Aber ich denke, zwischen uns ist alles gut."

ZVO vs. Landgraf: Juncadella zieht den Vergleich

Juncadella fuhr im Laufe der Saison zunächst für ZVO als Mentor von Jan Marschalkowski, wechselte aber ab dem Lausitzring an die Seite von Marciello bei Landgraf. Ob er einen Unterschied in der Arbeitsweise festgestellt hat? Er verneint: "Ich sehe keine großen Unterschiede. Die Arbeit ist sehr ähnlich."

Viel mehr sei es für ihn selbst ein Lernprozess gewesen, da im ADAC GT Masters keine Reifenwärmer verwendet werden dürfen: "Vor allem im Qualifying in diesem Jahr hatte ich viele Schwierigkeiten damit, die Reifen ohne Heizdecken richtig ans Arbeiten zu kriegen. Das war mein größtes Problem. In den Rennen war alles gut."

Das zu üben, sei alles andere als einfach: "Wir haben nicht viele Tests und ich konnte [wegen der IMSA-Überschneidung am Nürburgring] auch nicht die gesamte Saison fahren. Daher war es gut für mich, mit zwei Teams zu arbeiten."

Vom neuen Team von Philipp Zakowski zeigt er sich beeindruckt: "ZVO hat schon im ersten Jahr gezeigt, dass sie sehr professionell sind. Die haben wirklich Potenzial für die Zukunft."