Leimer: "Im Moment ist Bird der größte Konkurrent"

Fabio Leimer sieht in Sam Bird den ärgsten Rivalen um den GP2-Titel und glaubt, dass sich in Monza schon ein oder zwei Fahrer aus dem Fünfkampf verabschieden

(Motorsport-Total.com) - Noch drei Rennwochenenden sind in der GP2 zu absolvieren, und der Meisterschaftskampf könnte spannender nicht sein: Fünf Fahrer liegen innerhalb eines Rennsieges. Und während die Verfolger gerade zu Höchstform auflaufen, sitzen die beiden Meisterschaftsführenden in einem kleinen Leistungsloch. Dadurch kann auch der Schweizer Fabio Leimer wieder vom Titel träumen. Der Racing Engineering-Pilot lag zwischenzeitlich fast aussichtlos zurück, hat sich aber mit Konstanz wieder auf sieben Punkte herangearbeitet. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erzählt er, wie er seine Chancen auf den Titel einschätzt und wer sein größter Konkurrent ist.

Titel-Bild zur News: Fabio Leimer

Fabio Leimer: Volle Konzentration auf den Titelkampf in der GP2-Serie Zoom

Frage: "Bei den letzten sechs Rennen bist du auf den Plätzen vier, drei, vier, drei, vier und fünf ins Ziel gekommen. Klingt ziemlich konstant."
Leimer: "Unser Ziel war es natürlich, die Punkte wieder gutzumachen, die ich verloren habe. Ich denke, das haben wir einigermaßen sehr gut geschafft. Jetzt bin ich wieder dran. Unser Ziel war für die letzten paar Rennen nicht zu viel Risiko einzugehen, aber immer konstant in die Punkte zu fahren. So konnten wir die Punkte wieder einholen, weil Coletti und Nasr auch ein wenig geschwächelt haben. Das muss man ausnutzen. Ich denke, das haben wir sehr gut gemacht. Mein Ziel ist in den letzten Rennen jetzt noch ganz klar zu gewinnen - immer nur Vierter, Dritter, Vierter, Fünfter und so ist zwar schön, aber von den Punkten her bin ich wieder nah dran und jetzt kann ich auch wieder attackieren."

Frage: "Ist deine Konstanz am Ende vielleicht der Schlüssel zum Titel?"
Leimer: "Ja, ich denke in der Meisterschaft ist es immer sehr wichtig, dass man sehr konstant ist. Aber über eine gesamte Saison hat jeder Fahrer mal ein Hoch und ein Tief. Ich denke, der Schlüssel ist, dass man möglichst schnell aus dem Tief wieder herausfindet. Ich hatte es in Barcelona und Monaco, kam da aber sehr schnell wieder raus - im Gegensatz zu Stefano Coletti. Er ist schon seit sehr vielen Rennen in einem Tief und kommt da nicht raus. Das muss ich natürlich jetzt ausnutzen. Aber der Schlüssel zum Erfolg ist, dass wenn man mal ein oder zwei schlechte Rennwochenenden hat, man sich schnell wieder konzentrieren kann und wieder das Bestmögliche rausholt. Ich denke, das ist mir sehr gut gelungen."

"Jetzt muss ich schauen, dass ich in den letzten drei Rennwochenenden vielleicht noch ein oder zwei Rennen gewinnen kann. Damit könnte ich dann auch beweisen, dass ich die Möglichkeit habe, auch Rennen zu gewinnen, wenn ich den Meistertitel gewinnen würde. Coletti hat bis jetzt nur Sprintrennen gewonnen und Nasr hat in diesem Jahr noch kein einziges Rennen gewonnen. Ich denke, es ist sicherlich nicht schlecht, wenn man die Meisterschaft gewinnt, dass man auch noch beweisen kann, dass man auch noch Rennen gewinnen kann. Das ist sicher wichtig, um dann eventuell in die Formel 1 zu kommen."


Fotos: Fabio Leimer, GP2-Serie in Belgien


Frage: "Hast du eine Erklärung, warum Coletti in den letzten sechs Rennen fünfmal keine Punkte holen konnte? Ist das Druck, oder woher kommt das?"
Leimer: "Keine Ahnung, das ist schwer zu sagen. Das sind viele Sachen. Es ist mental, weil je näher man dem Ende der Meisterschaft kommt, umso mehr fängt man automatisch an zu schauen auf welchem Rang man ist oder wie viele Punkte man hat. Es kann sein, dass man sich vielleicht zu sehr damit befasst und die Nervosität kommt. Dann hat man ein oder zwei schlechte Rennen - und somit wieder eine negative Einstellung. Es ist schwer zu sagen."

"Er ist im Moment wirklich in einem Tief. Ich habe nichts dagegen, ich muss das natürlich jetzt ausnutzen. Er hatte sehr viele Punkte Vorsprung, und alle haben gedacht, dass es sehr schwer werden wird, die Punkte aufzuholen - aber ich habe es geschafft. Ich denke, jetzt ist alles möglich. Jetzt kann ich auch wirklich wieder attackieren. Es sind nur noch sieben Punkte auf den ersten Platz, die ganze Meisterschaft ist sehr offen."

Frage: "Du hast ja nicht nur Coletti als Gegner, sondern mit Nasr, Bird und Calado auch noch drei andere, die alle innerhalb eines Rennsieges liegen. Hat man bei so einem Fünfkampf eine andere Herangehensweise als bei einem Zweikampf?"
Leimer: "Nein, ich denke nicht. Monza könnte eine Schlüsselstelle sein, weil sich da vielleicht ein oder zwei Fahrer verabschieden. Wenn sie ein schlechtes Rennen haben und die anderen viele Punkte holen, dann wird es schon langsam schwer, das wieder aufzuholen. Ich denke, Monza wird sicherlich ein sehr wichtiges Rennen für die ersten fünf Fahrer, um da möglichst viele Punkte zu holen, um dann ein wenig Polster für Singapur und Abu Dhabi zu haben."

Sam Bird

Der Brite Sam Bird ist für Leimer aktuell die größte Gefahr im Titelkampf Zoom

"Im Moment würde ich Sam Bird als größten Gegner einschätzen, denn er hat bis jetzt drei (Haupt-)rennen gewonnen - und ich zwei. Nasr ist sehr konstant, aber im Moment auch nicht der schnellste Fahrer. Und bei Coletti ist die Frage, wie lange es dauert, bis er wieder aus dem Tief herauskommt. Wie gesagt, im Moment wird Sam Bird der größte Konkurrent sein - und eventuell Calado, aber das ist schwer einzuschätzen, weil die (ART; Anm.) immer noch ein paar Probleme haben. Monza wird sicherlich ein sehr interessantes Wochenende. Vielleicht werden es dann nur noch zwei oder drei sein, die um den Titel fahren - und der Rest verabschiedet sich."

Frage: "Nach Monza kommen noch Singapur und Abu Dhabi: Spricht das Restprogramm eher für oder gegen dich?"
Leimer: "Auf den Strecken, die jetzt kommen, bin ich eigentlich sehr, sehr stark. Wir haben in diesem Jahr ein paar Probleme mit dem Rennspeed in Europa, weil die Temperaturen nicht so hoch sind wie in Malaysia und in Bahrain. Wir müssen jetzt schauen, dass wir in Monza noch etwas herausfinden. Wir arbeiten sehr hart daran, dass ich da noch ein wenig schneller bin. Aber Singapur und Abu Dhabi kommen mir dann wieder eher entgegen, weil es wirklich sehr heiß sein wird. Ich denke, da werden wir wieder sehr stark im Rennen sein. Aber in Monza müssen wir schauen, dass wir noch etwas rausfinden, und da auch noch sehr viele Punkte herausfahren - oder vielleicht gewinnen - können."