Binder überzeugt: Haben das Zeug für's Podium!

Trotz der unglücklichen Rennausgänge glaubt Rene Binder an sich und die Stärke seines Teams: "Punkte waren überall locker möglich" - Vorfreude auf Spielberg

(Motorsport-Total.com) - Für Rene Binder sollte das Jahr 2014 der große Durchbruch in der GP2 werden. Dafür verließ er nach 1,5 Jahren das Lazarus-Team in Richtung Arden, um endlich bei einem Team mit absolutem Topniveau zu fahren, doch nach drei Rennwochenenden muss der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' noch ein durchwachsenes Fazit ziehen. Drei Punkte hat er auf seinem Konto - alle aus dem Saisonauftakt in Bahrain.

Titel-Bild zur News: Rene Binder

Rene Binder muss und will sich in diesem Jahr bei Arden gut in Szene setzen Zoom

Konstant in die Punkte wollte Binder 2014 fahren, doch eine Mischung aus Pech und eigenen Fehlern kostete dem 22-Jährigen bisher größere Erfolgsmomente. In Bahrain kam er im Hauptrennen auf Rang neun ins Ziel. Wenige Zehntelsekunden fehlten auf Felipe Nasr und somit die Pole-Position für den Sprint am Sonntag. Die erste Startreihe hätte es nach Rang sieben am Samstag auch im Barcelona-Sprintrennen sein sollen, doch bei Gelben Flaggen verlangsamte Binder zuvor auf neuen Reifen nicht stark genug. "Das hat uns dann erneut eine erste Startreihe für den Sonntag gekostet, weil ich dann mit meiner Strafe von Rang sieben auf Rang 15 gelandet bin", seufzt er.

Für den Höhepunkt in Monaco rechnete sich Binder dann gute Chancen aus, immerhin kam der Innsbrucker schon im vergangenen Jahr zweimal im Fürstentum in die Punkte. Doch das Highlight des Jahres sollte sich für Binder schnell als Alptraum erweisen. "Es war ein sehr verhextes Wochenende", muss er im Nachhinein eingestehen. Mit Platz 15 im Qualifying war der Arden-Pilot nicht zufrieden, doch im Rennen lag er mit guter Strategie nach seinem Boxenstopp in aussichtsreicher Position knapp hinter Nasr, der am Ende Dritter wurde - bis zum verhängnisvollen Manöver, das die Boliden in Monaco zum Stillstand brachte.

Zweimal Kleinholz in Monaco

In der Loews-Haarnadel drehte Binder ausgerechnet Teamkollege Andre Negrao um und sorgte für einen Stau und den Rennabbruch. Die Rennleitung hatte Binder schnell als Schuldigen ausgemacht und ihn mit einer Strafe belegt, was der 22-Jährige als "sehr hart" empfindet. "Natürlich hat es einen Rennabbruch verursacht, deswegen hat es die ganze Sache noch ein bisschen mehr angeheizt", erklärt er, geht mit der Meinung der Rennleitung aber nicht konform: "Ich sehe das eher als Rennunfall", sagt er.

Doch nicht genug: Kurz vor dem Ende des Rennens drehte Binder in der Hafenschikane auch noch Artjom Markelow um und stopfte seinen Boliden eine Kurve später endgültig in die Barriere. "Der Crash mit Markelow war definitiv mein Fehler", gibt er diesmal zu. "Ich wollte inne überholen, aber an dieser Stelle war es nicht möglich, weil der Platz nicht da war." Für dieses Manöver erhielt der Österreicher die nächste Strafe in Form einer Versetzung in der Startaufstellung für Sonntag. Von Rang 24 war dann aber in Monaco ohne Boxenstopps nichts mehr möglich, das musste auch Binder einsehen: "Ich wollte nicht mehr viel riskieren, nachdem ich am Samstag schon zwei Unfälle verursacht habe."

Rene Binder

Monaco war sicherlich nicht das Rennwochenende des Österreichers Zoom

Und so blieb auch in Monaco nur die Einsicht, dass mehr hätte rausspringen können, wenn...ja wenn es nicht so viele Konjunktive geben würde. "Wir hatten in allen Rennen das Potenzial, locker in die Punkte zu fahren. Leider haben wir es in Barcelona und Monte Carlo nicht umgesetzt", fasst es Binder zusammen. Die nächsten Rennen werden zeigen, ob der Österreicher sein Saisonziel doch in die Tat umsetzen kann.

Mit Arden muss noch was gehen...

Die Chancen dürften mit Arden sicherlich vorhanden sein. Das Team weiß, wie man Rennen gewinnt und Podestplätze einfährt. Doch natürlich muss sich auch Binder erst einmal an die Abläufe bei einem renommierten GP2-Rennstall gewöhnen, der ganz anders funktioniert als beispielsweise Lazarus zuvor. "Die Arbeitsweise unterscheidet sich schon in gewissen Bereichen", erklärt er und nennt vor allem die Arbeit mit den Ingenieuren als großen Unterschied. "Es ist mehr und vor allem wird detaillierter vorgegangen - speziell auf der Engineering-Seite."

Die Klasse absprechen möchte er seinem ehemaligen Team, für das Binder 28 Rennen bestritt, aber nicht: "Lazarus ist genau so ein gutes Team, und ich habe viel gelernt", sagt er. Außerdem gebe es bei Arden ebenfalls noch viel zu verbessern. Das Auto ist vor allem im Qualifying noch nicht da, wo Binder es haben möchte. Im Durchschnitt fehlte dem GP2-Piloten rund eine Sekunde auf die Pole-Zeit, selbst ein erfahrener Mann wie Tom Dillmann kam bei seinem Einsatz in Barcelona nicht näher an die Bestzeit heran. "Im Rennen sind wir verhältnismäßig sehr gut, aber im Qualifying müssen wir noch arbeiten und sicherlich das Auto verbessern", so Binder, der sich aber ebenfalls steigern muss: "Es gibt definitiv auch auf meiner Seite noch etwas zu holen."

Sollte eine Steigerung gelingen, dann hält er sein gestecktes Ziel - die regelmäßigen Punkteplatzierungen - durchaus für machbar. Und selbst ein Podium sieht Binder absolut in Reichweite. Denn mit ein wenig mehr Glück hätte man schließlich in Bahrain oder Barcelona aus der ersten Startreihe in das Sprintrennen gehen können. "Und dann kann man im zweiten Rennen auch um das Podium mitfahren", weiß Binder und ist überzeugt: "Das zeigt schon, dass wir das Zeug haben, das ein oder andere Podium in diesem Jahr einzufahren."

Spielberg: Von der Tribüne auf die Strecke

Wer weiß, vielleicht klappt es ja schon beim nächsten Rennwochenende in Spielberg. Eine perfekte Kulisse als das Heimrennen könnte es zumindest nicht geben. Für Binder bedeutet der erste Heimauftritt in der GP2 noch einmal ganz besondere Motivation: "Ich bin noch nie vor so vielen Leuten in Österreich gefahren. Ich bin schon Formel-3-Rennen in Spielberg gefahren, aber da waren bei weitem nicht so viele Zuschauer. Ich freue mich auf jeden Fall total drauf", strahlt er.

"Ich war als kleiner Bub schon beim Zuschauen. Ich glaube da war ich sieben oder acht Jahre alt - da war ich in Spielberg selbst Formel 1 schauen", erinnert er sich. Und nun darf Binder selbst im Rahmen der Königsklasse fahren, während er von zahlreichen Zuschauern angefeuert wird. Die Ziele für das Wochenende hält Binder erst einmal bewusst gering, doch zumindest möchte er sich bei der bisherigen Achillesferse Qualifying eine gute Ausgangsposition schaffen. "Dann ist fast alles offen", sagt er voller Vorfreude, die er noch zumindest drei Wochen in sich tragen darf.


Fotos: Arden, GP2-Serie in Monaco