Unfälle, Rennabbruch, Chaos: Palmer behält den Durchblick

Jolyon Palmer siegt in einem actiongeladenen Monaco-Rennen der GP2, das von zahlreichen Unfällen geprägt wurde, vor Evans und Nasr - Binder sorgt für Abbruch

(Motorsport-Total.com) - Jolyon Palmer meistert das Chaos im Fürstentum. In einem actiongeladenen Hauptrennen der GP2-Serie in Monaco behält der DAMS-Pilot einen kühlen Kopf und feiert einen abgeklärten Sieg vor Mitch Evans (Russian Time) und Felipe Nasr (Carlin), der nur von Rang 18 aus ins Rennen gegangen war. Mit der Pole-Position und der Schnellsten Rennrunde machte der Brite sein Wochenende bislang perfekt.

Titel-Bild zur News: Jolyon Palmer

Jolyon Palmer hält sich in Monaco aus allen Unfällen raus und holt sich den Sieg Zoom

Hinter dem Trio kamen die beiden Trident-Piloten Johnny Cecotto jun. und Sergio Canamasas ins Ziel. Die restlichen Punkteplatzierungen gingen an Arthur Pic (Campos), Rio Haryanto (Caterham), Stephane Richelmi (DAMS), Adrian Quaife-Hobbs (Rapax) und Tio Ellinas (MP). Frühzeitig verabschieden mussten sich in einem wahren Crash-Festival die deutschsprachigen Piloten: Daniel Abt (Hilmer) schied nach einem Unfall genauso vorzeitig aus wie der Österreicher Rene Binder (Arden), der sogar für eine 40-minütige Unterbrechung sorgte, und der Schweizer Simon Trummer (Rapax).

Dabei kamen alle 26 Fahrer überraschenderweise gesittet durch die erste Kurve, die im vergangenen Jahr noch 13 Opfer forderte. Am Start schob sich Evans auf den Supersoft-Reifen von Rang zwei an Polesetter Palmer vorbei und übernahm die Führung vor dem Briten und dessen Teamkollegen Richelmi. Mit der weicheren Reifenmischung war dies auch zwingend notwendig, um den Vorteil der Pneus nutzen zu können. Doch die Konkurrenten spielten nicht mit: Noch in der ersten Runde rollte Hilmer-Pilot Facu Regalia vor der Tabac-Kurve aus und sorgte für den ersten Einsatz des Safety-Cars.

Schon beim Re-Start war das Leben aus den rotberandeten Reifen von Evans fast ausgehaucht. Absetzen konnte sich der Russian-Time-Pilot nicht mehr, stattdessen machte Palmer immer mehr Druck und konnte in Runde zehn in der St. Devote fast spielend vorbeigehen. Auch Teamkollege Richelmi wollte kurze Zeit später nachziehen, doch die Gelegenheit bekam der Monegasse nicht mehr.


Fotos: GP2-Serie in Monaco, Freitag


Stau in der Haarnadel: Binder sorgt für Abbruch

Im Blickpunkt war dann nämlich die Haarnadel-Kurve am ehemaligen Loews-Hotel. Erst stand Daniel Abt dort im Aus, nachdem sich Caterhams Alexander Rossi inne am Deutschen vorbeischieben wollte und mit dem Hilmer kollidierte - wofür sich der Amerikaner eine Durchfahrtsstrafe einhandelte. Doch während das Auto des Kempteners noch unter lokaler Gelbphase abtransportiert werden konnte, ging beim nächsten Unfall nichts mehr: Rene Binder drehte an jener Stelle ausgerechnet Teamkollege Andre Negrao um - und wenn jemand am ehemaligen Loews-Hotel quersteht, dann ist Stau vorprogrammiert.

Der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als die Rote Flagge zu schwenken und das Rennen erst einmal zu unterbrechen. Auf dem Weg in die Startaufstellung kam es dabei zu kuriosen Szenen, die an das vergangene Jahr erinnerten: Im Tunnel blieben gleich vier Piloten stehen, die anschließend von den Streckenposten angeschoben werden mussten: Stephane Richelmi, Daniel de Jong, Alexander Rossi und Takuya Izawa. Zumindest in diesen Minuten kann die Formel 1 behaupten, lauter als die GP2-Boliden gewesen zu sein.

Rene Binder

Rene Binder sorgte unfreiwillig für viel Action im Fürstentum Zoom

Nach einer Unterbrechung von fast 40 (!) Minuten ging das Feld wieder auf die Reise - zunächst die Piloten mit einer Runde Rückstand, die von der Blockade aufgehalten wurden und sich zurückrunden durften, bevor das Safety-Car die Fahrer in der richtigen Reihenfolge um den Kurs nahm. Palmer konnte in Folge dem zweitplatzierten Evans davonfahren, obwohl dieser durch den Abbruch ebenfalls auf die härtere Reifenmischung wechseln konnte.

Nasr-Coup und Coletti-Show

Doch der Vorsprung schmolz schnell wieder auf null, als das Safety-Car zum zweiten Mal auf die Piste geschickt wurde. Julian Leal tat es Teamkollege Nasr am Donnerstag gleich und versenkte seinen Carlin am Ausgang der Nouvelle-Schikane in der Streckenbegrenzung. Die Neutralisation nutzen fast alle Piloten, um ihren Pflichtboxenstopp abzuleisten, der während der Roten Flagge nicht gewertet wird - einzig Stoffel Vandoorne (ART) und Simon Trummer blieben noch auf der Strecke - bei nur noch 16 zu fahrenden Runden eine gewagte Strategie.

Von der Safety-Car-Phase profitiert hatten hingegen jene Piloten, die ihren Stopp schon früh im Rennen absolviert hatten und nun in ausgangsreicher Position lagen - so unter anderem Felipe Nasr, der hinter Vandoorne, Palmer, Trummer und Evans plötzlich in aussichtsreicher Position für einen Podestplatz lag. Doch für die Action nach dem Re-Start sorgten besonders die Fahrer auf Supersoft-Reifen - alle Spitzenfahrzeuge, die gerade gestoppt hatten.

Besonders Stefano Coletti (Racing Engineering) bot den heimischen Zuschauern eine spektakuläre Show. In der letzten Kurve vor Start und Ziel kochte er sehenswert erst Nasr und eine Runde später Evans ab und lag bereits auf Rang vier, doch beim dritten Mal ging die Aktion schief: Simon Trummer spielte im Gegensatz zu seinen Kollegen zuvor nicht mit, und krachte beim Abwehrversuch mit Coletti zusammen. Für den Monegassen, der im Vorjahr noch das Sprintrennen gewinnen konnte, war das Rennen elf Runden vor dem Ende gelaufen.

Palmer mit perfektem Wochenende

Die Rennleitung verzichtete allerdings auf einen erneuten Einsatz des Safety-Cars - genau wie beim letzten Unfall des Tages: Rene Binder versuchte erneut optimistisch am Russian-Time-Boliden von Artjom Markelow vorbeizugehen, doch der junge Russe knallte ihm nach dem Tunnel die Tür zu. Während Markelow die Schikane blockierte (was dazu führte, dass alle Piloten abkürzen durften), versenkte Binder seinen Arden eine Kurve weiter endgültig in der Barriere.

Bei all dem Chaos behielt Palmer am Ende den besten Überblick und siegte mit 0,4 Sekunden Vorsprung vor Evans und Nasr, der durch seinen frühen Boxenstopp von Rang 18 noch auf das Podest kam. Vandoorne fiel nach seinem fälligen Boxenstopp noch bis auf Rang 14 zurück. Mit seinem Sieg und den Bonuspunkten für die Schnellste Rennrunde und die Pole-Position baute Palmer seinen Vorsprung in der Meisterschaft erneut enorm aus, und geht morgen zwei Positionen hinter seinem schärfsten Verfolger Nasr ins Sprintrennen.

Felipe Nasr

Felipe Nasr ist nach seiner geglückten Strategie erster Verfolger von Palmer Zoom

Um 16:10 Uhr gehen die Ampeln zum kürzeren der beiden GP2-Rennen in Monaco auf Grün. Auf der Pole-Position wird dann der heute achtplatzierte Stephane Richelmi stehen, der Rio Haryanto, Arthur Pic und Sergio Canamasas hinter sich um den Kurs führen wird. Für die deutschsprachigen Piloten wird es auf dem überholfeindlichen Kurs nach dem heutigen Debakel natürlich schwer: Von den Rängen 19 (Binder), 20 (Trummer) und 25 (Abt) ist ohne Pflichtboxenstopp wohl nur wenig möglich.

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