• 27.11.2013 16:21

  • von Markus Lüttgens & Stefan Ziegler

Todt verteidigt Formel E: "Wir brauchen Zeit"

Jean Todt hält die Kritik von Sebastian Vettel an der Formel E für verfrüht und appelliert, der Kategorie eine Chance zu geben: "Es wird eine einzigartige Serie sein"

(Motorsport-Total.com) - Noch sind es rund zehn Monate, bis die Formel E in Peking ihr Premierenrennen austragen wird. Und trotzdem erhitzt die neue Rennserie für rein elektrisch angetriebene Formelfahrzeuge bereits die Gemüter. Während viele der neuen Serie aufgeschlossen gegenüberstehen und sich einige bekannte Teams - darunter auch die deutsche Abt-Mannschaft - bereits eingeschrieben habe, sehen andere die FIA-Meisterschaft für Elektroautos überaus kritisch.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Formel E

Für Jean Todt ist die Formel E die Zukunft des Motorsports Zoom

So stellte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone dieser Tage im Interview mit der spanischen Sporttageszeitung 'Marca' die gesamte Serie in Frage. "Ich glaube nicht, dass die Formel E stattfinden wird", sagte der 83-Jährige. Und auch Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kann mit der Formel E nicht viel anfangen. "Ich mag es nicht. Ich denke nicht, dass das die Zukunft ist", hatte der Heppenheimer Ende Oktober gesagt.

Von solch kritischen Äußerungen möchte FIA-Präsident Jean Todt, einer der Hauptinitiatoren der Formel E, nichts wissen. "Ich habe großen Respekt vor Sebastian Vettel, aber seine Meinung sollten wir uns nicht zu sehr zu Herzen nehmen", sagt der Franzose angesprochen auf Vettels Aussage. Todts Meinung nach sei ein Urteil über eine Serie, deren Einsatzfahrzeug gerade erst einmal seinen ersten Shakedown absolviert hat, völlig verfrüht. "Es ist sehr schwierig ein Urteil zu fällen, bevor sie überhaupt begonnen hat. Wir sollten uns daher nicht darum kümmern, was dieser oder jener sagt", sagt der FIA-Präsident.

"Niemand weiß bis jetzt, wie die Formel E sein wird." Jean Todt

"Niemand weiß bis jetzt, wie die Formel E sein wird. Es ist alles völlig neu, daher brauchen wir Zeit, um diese neue Kategorie einzuführen und zu entwickeln", appelliert Todt. Die Einführung der Formel E ist aus seiner Sicht folgerichtig. "Es ist eine Zukunftsvision und umweltfreundlich, was sehr wichtig ist, denn der Motorsport muss der Entwicklung der Gesellschaft folgen. Das geschieht in all unseren Serien. In der Formel 1 führen wir neue Antriebe ein, in der WEC verfügen wir über Hybrid-Technologie. Die Formel E ist ein Teil dieser Entwicklung."


Formel-E-Debüt in Choisy-le-Roi

Deshalb sei auch bewusst die Entscheidung getroffen worden, die Rennen der Formel E nicht auf traditionellen Rennstrecken, sondern auf Stadtkursen inmitten der Metropolen auszutragen. "Ich glaube daran, dass Elektro-Autos gerade in der Stadt die Zukunft sind", sagt Todt. "Deshalb finden die Rennen bewusst in zehn Städten rund um die ganze Welt statt." Auftakt der Formel E ist im September 2014 in Peking, 2015 steht ein Rennen in Berlin auf dem Programm.

"Die Formel E ist eine neue Formelklasse, die ihren ganz eigenen Charakter haben wird." Jean Todt

Todt warnte auch davor, die Formel E als Konkurrenz zur Formel 1 anzusehen. "Die Formel 1 ist die Formel 1, die Königsklasse des Motorsports. Und die Formel E ist die Formel E. Es wäre ein großes Missverständnis, wenn man glauben würde, dass wir beide Serien miteinander vergleichen wollen", so der FIA-Präsident. "Die Formel E ist eine neue Formelklasse, die ihren ganz eigenen Charakter haben wird."

Dafür sorgt schon das Konzept der neuen Serie. "Wir haben einen völlig anderen Kalender, der im September anfängt und im Juni endet. Wir werden zehn völlig neue Teams haben. Jeder Fahrer wird zwei Autos haben", so Todt. Und damit hat die FIA seiner Meinung nach offensichtlich den Puls der Zeit getroffen. "Es gibt großes Interesse von Sponsoren und TV-Stationen. Wir haben mit Sky eine Vereinbarung getroffen, die eine Ausstrahlung der Serie in 80 Ländern ermöglicht."