• 28.11.2013 17:13

  • von Christian Schrader

Gutierrez: "Ich bin nicht von der Formel 1 abhängig"

Der Mexikaner, noch ohne Cockpit für 2014, berichtet von seiner Rookie-Saison, magischen Momenten sowie der "Achterbahnfahrt" als Grand-Prix-Pilot

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2013 wurde mit der Zielflagge beim Großen Preis von Brasilien abgewinkt. Zeit also für den diesjährigen Sauber-Piloten Esteban Gutierrez, eine Bilanz für seine erste Saison in der Königsklasse des Motorsports zu ziehen.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Noch ohne Cockpit, aber mit sich im Einklang: Esteban Gutierrez Zoom

"Mein erstes Jahr in der Formel 1 war extrem intensiv", berichtet er 'Formula1.com'. "Das Interessanteste war die Herausforderung, dass ich als Rookie gestartet bin, nicht nur auf der Strecke, sondern auch mit der gesamten Situation um das Team. Es gab so viele Spekulationen über das Team und seine finanzielle Situation - all das, in Kombination mit dem 'Geschäft' Formel 1, war ziemlich hart", bilanziert Gutierrez.

"Es war aber auch positiv für meine Entwicklung, als Person und als Fahrer", merkt er an. "Das schätze ich am meisten, da es dich als Person stärker macht. Wenn du es schaffst, eine schwierige Situation zu meistern - und dabei noch deine Fähigkeiten verbesserst -, dann ist das ziemlich cool." Auch Teamkollege Nico Hülkenberg war von Anfang an ein Maßstab für die eigene Leistung, betont Gutierrez.

Hülkenberg als Referenz

"Es war natürlich großartig, Nico in meiner Rookie-Saison als Referenz zu haben. Wir sind sehr gut miteinander ausgekommen. Er ist einer der besten Qualifyier und einer der besten Fahrer im Feld", adelt er den Deutschen. "Wenn ich dann mal auf seinem Level war - und manchmal sogar vorne -, hat mir das eine Menge Selbstvertrauen gegeben." Im Qualifying-Duell mit seinem erfahreneren Teamkollegen zog Gutierrez (1:18) aber deutlich den Kürzeren.

Mit dem siebten Platz beim Großen Preis von Japan sammelte Gutierrez seine ersten, aber auch einzigen Punkte in seiner Premieren-Saison. Dennoch betont er: "Es ist einer dieser magischen Momente und es war nicht nur ein Punkt, sondern gleich deren sechs!" Damit schloss der Mexikaner die Saison auf Platz 16 der Fahrerwertung ab - und war damit bester Neueinsteiger. Kaufen kann sich der Mann aus Monterrey mit Wohnsitz in Paris davon aber - bisher - nichts.

"Wenn du in der Formel 1 bist, musst du akzeptieren, dass eine ziemlich unbeständige Situation für die meisten Fahrer herrscht." Esteban Gutierrez

Für das Jahr 2014 hat Gutierrez noch keinen Vertrag für ein Formel-1-Cockpit in der Tasche. Wie sehr spuken derlei Gedanken durch seinen Kopf? "Gut, wenn du in der Formel 1 bist, musst du akzeptieren, dass eine ziemlich unbeständige Situation für die meisten Fahrer herrscht", analysiert er realistisch."Vielleicht hast du Stabilität für die ersten drei Monate - und der Rest ist eine Achterbahnfahrt. Das ist aber etwas, an das du dich gewöhnst. Man sollte nicht das, was um dich herum passiert, mit der Leistung vermischen", weiß er nach einem Jahr in der Königsklasse.


Fotos: Esteban Gutierrez, Großer Preis von Brasilien


Die Formel 1 ist nicht alles...

"Das Entscheidende ist, dass ich große Ziele in der Formel 1 habe und diese erreichen will. Ich glaube, dass ich mit meinen Renn-Performances ab Singapur bewiesen habe, dass ich das Niveau für die Formel 1 besitze", gibt sich Gutierrez kämpferisch und nicht gewillt, seinen Platz in der Formel 1 anderen zu überlassen. "Ich bin also zuversichtlich für meine Zukunft. Gott wird die Dinge dorthin platzieren, wo sie hingehören."

"Das Leben ist mehr als nur die Formel 1", philosophiert Gutierrez. Für einen Fahrer sei die die höchste Motorsportklasse "natürlich sehr wichtig", in diesem Zusammenhang betont der 22-Jährige aber auch die Wichtigkeit eines Rückzugsortes und einem Leben im Gleichgewicht. "Du hast deine Familie und deine Freunde - du hast ein Leben und du musst großen Wert auf all die Dinge legen, die dir die Möglichkeit geben zu sagen: 'Ich bin nicht komplett von der Formel 1 abhängig.'"

"Mein Leben würde nicht zusammenbrechen, wenn es mit der Formel 1 nicht klappt." Esteban Gutierrez

"Mein Leben würde nicht zusammenbrechen, wenn es mit der Formel 1 nicht klappt", versichert er, "aber wenn man einmal hier ist, dann musst du alles daran setzen." Dass er dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen will, beweist Gutierrez mit seinem Trainingsprogramm, bei dem Fahrradfahren an erster Stelle steht. "Das wird mich auf die nächste Saison vorbereiten", so Gutierrez abschließend.