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Maro Engels Formel-E-Traum: "Um Spitzenplätze mitfahren!"

Maro Engel hat sich vor seinem Debüt in der Formel E bereits ambitionierte Ziele gesteckt, gibt sich aber auch realistisch: "Schwierige Herausforderung"

(Motorsport-Total.com) - Die Formel E hat einen weiteren deutschen Piloten. Maro Engel wird 2016/2017 für Venturi an den Start gehen und in Hongkong sein Debüt in der Formel E feiern. Eigentlich ist Engel seit vielen Jahren aus dem Formelsport raus und derzeit für Mercedes im GT-Sport unterwegs, wo er amtierender GT-Weltcup-Sieger ist und Ende Mai auch die 24 Stunden auf dem Nürburgring gewann. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht der Wahl-Monegasse über seine neue Chance, und was er sich von der Formel E verspricht.

Titel-Bild zur News: Maro Engel

Maro Engel wird 2016/2017 für Venturi in der Formel E starten Zoom

Frage: "Maro, herzlichen Glückwünsch zu deinem Einstieg in die Formel E. Die Verpflichtung kommt für viele sicherlich überraschend, weil man dich durchaus als Quereinsteiger bezeichnen kann. Wie kam der Kontakt mit Venturi zustande?"
Maro Engel: "Venturi hat seinen Hauptsitz in Monaco, wo ich seit vielen Jahren meinen Wohnsitz habe. Man kennt sich in einem so kleinen Ort relativ schnell, von daher habe ich auch immer verfolgt, was Venturi macht. Vor knapp über einem Jahr hatten sie mir die Möglichkeit gegeben, mal 20, 30 Runden zu fahren, um das Formel-E-Fahrzeug kennenzulernen und die Erfahrung zu machen. Das war ein Test, der mir sehr viel Spaß gemacht hat, und der auch sehr gut verlaufen ist."

"Daraufhin haben sie mir am Anfang des Jahres die Möglichkeit angeboten, die Entwicklungsarbeit für das Fahrzeug der dritten Saison durchzuführen - und die Möglichkeit habe ich natürlich sehr gerne angenommen! Ich habe daraufhin den Großteil der Entwicklungsarbeit gemacht, was mir eine tolle Einsicht in die Formel E und deren Technik und Abläufe geboten hat. Und weil das auch wieder sehr gut lief, bin ich sehr glücklich, dass sie mir die Möglichkeit geboten haben, auch die Rennen für sie zu fahren."

Frage: "Eigentlich bist du ja seit fast zehn Jahren aus dem Formelsport raus. Wieso kommt jetzt der Wechsel?"
Engel: "Die Formel E ist für mich eine Serie, die sehr zukunftsträchtig und sehr stark besetzt ist. Neben starken Fahrern und guten Teams kommen auch immer mehr Hersteller, die sich in der Serie engagieren. Insofern ist sie schon eine Meisterschaft, die ich verfolgt habe, und bei der ich schon immer das Gefühl hatte, dass ich gerne dabei wäre. Das kommt nicht zuletzt daher, weil auch auf sehr aufregenden und anspruchsvollen Stadtkursen gefahren wird, was ich schon immer wahnsinnig gerne getan habe."

Frage: "Ist dein Platz für die komplette Saison gesichert oder hängt das noch von gewissen Umständen ab?"
Engel: "Ich kann natürlich nicht in Details gehen, aber der Vertrag ist für die Saison drei in der Formel E!"

Keine Angst vor Herausforderung

Frage: "Dein Vorgänger Jacques Villeneuve war nach drei Rennen schon wieder draußen. Hast du Angst vor der Schwierigkeit der Formel E, wenn selbst ein gestandener Formel-1-Weltmeister nicht zurechtkommt?"
Engel: "Ich schaue nicht unbedingt auf das zurück, was meine Vorgänger gemacht haben, sondern will mich auf meine Arbeit konzentrieren. Ich bin mir natürlich bewusst, dass der Level in der Formel E ziemlich hoch ist - mit Sicherheit fahrerisch vergleichbar mit der DTM oder sogar der Formel 1. Viele der Fahrer kenne ich bereits aus meiner bisherigen Karriere in den Formelserien oder dem GT-Sport, insofern werde ich die Aufgabe mit Sicherheit nicht unterschätzen. Ich freue mich auf die Herausforderung. Das Ziel ist natürlich, diese auch erfolgreich zu gestalten."

Frage: "Warum hat sich Venturi gerade für dich entschieden? Welche Vorzüge bringst du mit?"
Engel: "Ich kann nur auf das eingehen, was ich bisher mit dem Team gemacht habe, und dort gab es eine sehr, sehr positive Zusammenarbeit. Ich habe mich bei den Tests sehr wohl gefühlt, und die Performance war ebenfalls sehr gut. Dass sie das in den Tests gesehen haben, war sicherlich mit ausschlaggebend. Natürlich müssen wir das nun in den Rennen bestätigen."

Stephane Sarrazin

Der Deutsche wird an der Seite von Stephane Sarrazin antreten Zoom

Frage: "War die Umgewöhnung im Vergleich zu deinen sonstigen Aktivitäten groß?"
Engel: "Natürlich ist es eine Umstellung, aber das ist es für jeden Formel-E-Fahrer, der noch andere Verpflichtungen hat. Vom AMG GT3 ist es sicherlich eine große Umstellung, die aber bislang sehr gut gelaufen ist. Wie überall im Motorsport ist Erfahrung natürlich sehr wichtig, und dementsprechend werden die nächsten Tests und die ersten Rennen weiterhin sehr wichtig sein, um noch mehr über das Fahrzeug zu lernen und diese Erfahrung dann umzusetzen."

Frage: "Ein Großteil der Fahrer ist parallel in der Langstrecken-WM unterwegs, und auch für dich ist die Formel E kein Vollzeitengagement. Wie sieht dein Programm abseits der Serie aus?"
Engel: "Ich bin Mercedes AMG sehr dankbar dafür, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, diese Chance bei Venturi wahrzunehmen. Ich freue mich auf die Herausforderung und freue mich darauf, diese zwei Programme mit meiner vollen Aufmerksamkeit zu begleiten. Aktuell sieht es sehr gut aus, was den Kalender betrifft. Es gibt keine Überschneidungen, von daher kann ich beides mit voller Kraft angehen."

Punkte das Ziel, mehr wird gerne mitgenommen

Frage: "Was können die deutschen Fans von Maro Engel erwarten? Gibt es schon konkrete Ziele?"
Engel: "Ich denke, dass es verkehrt wäre, eine Platzierung herauszugeben. Wie überall im Motorsport ist es so, dass die Teams ihre Autos in der Pause weiterentwickelt haben. Wir haben bei Venturi wirklich gute Arbeit geleistet. Die Ingenieure sind sehr engagiert und haben ein neues Getriebe entwickelt. Mit Sicherheit machen wir einen guten Sprung voran, aber bevor wir nicht wirklich sehen, wo wir alle stehen, ist eine Prognose sehr schwierig. Wir wollen erfolgreich sein und natürlich auch um die Spitzenplätze und Siege fahren, ob das aber zu Saisonbeginn realistisch ist, wird sich erst zeigen."

"Wir müssen das Ganze ruhig angehen und weiter gut arbeiten. In Donington stehen noch wichtige Testfahrten für uns an, und für mich ist entscheidend, dass ich mich an das Auto und die Prozesse weiter gewöhnen kann und bestmöglich vorbereitet nach Hongkong reisen kann. Trotzdem ist mir bewusst, dass es eine neue Herausforderung wird. Mein persönliches Ziel ist es, so oft wie möglich in die Punkte zu fahren und dabei möglichst viele Punkte zu holen. Wenn mehr möglich ist, würde ich das natürlich auch mitnehmen."

Frage: "Gibt es ein Rennen, auf das du dich besonders freust?"
Engel: "Ich freue mich wahnsinnig darauf, dass ich in dieser Saison zwei Heimrennen in der Formel E haben werde! Zum einen wird Berlin als Deutscher natürlich ein ganz besonderer ePrix sein, zum anderen wäre da Monaco als meine Wahlheimat, in der ich schon lange lebe. Auf diese beiden Rennen freue ich mich ganz besonders. Aber man kann natürlich nicht sagen, dass Rennen wie Hongkong, New York oder Montreal dem in irgendeiner Weise nachstehen würden. Es gibt wahnsinnig viele tolle Rennen in super Städten, von daher wird die Saison voller Highlights sein!"


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Frage: "Möchtest du den deutschen Fans noch etwas mitteilen?"
Engel: "Drückt mir die Daumen und votet beim Fanboost kräftig für mich! Ich hoffe, dass ihr die Formel E zahlreich verfolgt, mir und dem Team die Daumen drückt, und dann spätestens in Berlin zahlreich vor Ort seid, um uns zu unterstützen. In der Zwischenzeit könnt ihr natürlich immer gerne für uns voten!"