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Große Pläne bei Abt: "Wurden in jeder Serie Meister"

Das Abt-Team ist mit hohen Zielen in die Formel E gestartet - Der Auftakt ist schon einmal geglückt, doch für Sieger Lucas di Grassi gibt es noch viel Luft nach oben

(Motorsport-Total.com) - Das Abt-Team ist in der Formel E nur mit einem Ziel angetreten: gewinnen - Rennen und am liebsten auch die Meisterschaft. "Wir mögen Herausforderungen, wir mögen es, Meisterschaften zu gewinnen", erklärt Teamboss Hans-Jürgen Abt und berichtet stolz: "In jeder Kategorie, in der wir gestartet sind, wurden wir irgendwann Meister: Fünfmal in der DTM, einmal bei den GT und auch in der Formel 3 und überall."

Titel-Bild zur News: Hans-Jürgen Abt, Lucas di Grassi

Erfolgsduo: Hans-Jürgen Abt und Peking-Sieger Lucas di Grassi Zoom

Die Meisterschaft ist natürlich noch lange nicht in den Händen der Kemptener Truppe, doch zumindest das erste Formel-E-Rennen der Geschichte konnte man für sich entscheiden - wenn auch unter gütiger Mithilfe von Nick Heidfeld (Venturi) und Nicolas Prost (e.dams). Lucas di Grassi fuhr als Sieger über Zielstrich, nachdem er sich schon in der Qualifikation in die vordere Startreihe stellen konnte.

"Das Resultat war extrem positiv", berichtet der Brasilianer gegenüber 'fiaformulae.com', doch er weiß, dass es trotz des frühen Erfolges noch viel zu verbessern gibt. So fiel bei beiden Abt-Fahrzeugen das System am Auto aus, das den Piloten anzeigt, wie viel Energie sie verbrauchen dürfen. Während Teamkollege Daniel Abt 0,2 Kilowattstunden zum Verhängnis wurden, und er von Rang drei auf zehn strafversetzt wurde, ließ es di Grassi etwas lockerer angehen.

Di Grassi sparte Fanboost

Der ehemalige Formel-1-Pilot wollte in seiner Unwissenheit kein Risiko eingehen und verzichtete deswegen sogar auf den Einsatz des ihm zustehenden Fanboosts. "Ich habe so viel Zeit in den sozialen Netzwerken verbracht, damit ich ihn bekomme, und ich muss all meinen Fans danken, die für mich gestimmt haben - und hoffentlich weiter für mich stimmen werden - aber ich konnte ihn nicht benutzen, weil ich nicht wusste, wie viel Energie ich verbraucht hatte. Ich hatte mich daher entschieden, ihn nicht zu nutzen."

Doch di Grassi sparte bei seinem Versuch sogar zu viel und hätte in seinen Stints eigentlich weitaus schneller fahren können. Zusätzliche Zeit hat ihn ein langsamer Boxenstopp gekostet, weil er nicht unter die vorgeschriebene Mindestzeit in der Boxengasse fallen wollte. "Wenn man eine halbe Sekunde drunter ist, bekommt man eine Durchfahrtsstrafe. Es gibt also viel zu verlieren", findet er die Regelung nicht toll. Und so ließ er am Ende auch noch Nick Heidfeld durch, und hatte durch den Systemausfall in der zweiten Rennhälfte einen schweren Stand.

Lucas di Grassi

Bei Abt war der Jubel über den ersten Sieg der Formel-E-Geschichte groß Zoom

Trotz aller Hindernisse fuhr di Grassi schließlich als Premierensieger über die Ziellinie und unterstrich damit, warum ihn das Abt-Team verpflichtet hat. Die Gründe lagen aber schon vorher auf der Hand. Einerseits ist der 30-Jährige im Le-Mans-Team von Audi unterwegs und somit eine bekannte Größe, andererseits war di Grassi federführend in der Entwicklung der Formel-E-Boliden. Er war damals der erste Pilot, den die Formel E als Entwicklungsfahrer verpflichtet hatte, sodass er den Boliden wie kaum ein zweiter Fahrer kennt.

Abt: Keine Bevorzugung für einen Fahrer

"Er passt gut zu unserem Team", nickt Hans-Jürgen Abt zufrieden und unterstreicht die gute Atmosphäre im Team: "Die Beziehung zwischen Lucas und Daniel ist großartig. Sie haben beide viel Respekt voreinander", sagt er. Mit Daniel ist der zweite Pilot Daniel Abt gemeint, seines Zeichens GP2-Pilot und Sohn von Hans-Jürgen Abt. Natürlich kommt bei solchen Familienverhältnissen das Wort Vetternwirtschaft in den Sinn, doch dem steht der Teamchef klar entgegen.

"Daniel kennt sich mit Rennsport und mit Druck aus. Er schlägt sich gut. Am Ende werden ihn die Leute weltweit kennen. Ich bin immer fair, denn wenn er für uns fährt, ist er Rennfahrer. Mich interessiert der Name nicht", betont der Kemptener und stellt klar, dass der 21-jährige Spross auch teamintern keine bevorzugte Behandlung erfährt: "Wir versuchen, beiden Fahrern das gleiche Material und die gleiche Chance zu geben."

Auch di Grassi selbst ist davon überzeugt, dass sein deutscher Teamkollege die Chance auch sportlich verdient hat: "Daniel hat im Qualifying einen außergewöhnlich guten Job gemacht. Das zeigt, dass er den Speed hat", lobt er seinen Stallgefährten, der in der Qualifikation nur 1,5 Zehntelsekunden Rückstand auf ihn hatte und von Rang drei aus ins Rennen ging, bevor auch ihn die ausgefallene Technik einbremste.


Hans-Jürgen Abt im Interview

Der Geschäftsführer von Abt Motorsport erklärt, warum man in der Formel E mitmischt und welche Ziele man hat Weitere Formelsport-Videos

Sollte das Abt-Team diese Probleme in den Griff bekommen, werden sie auch in Malaysia (22. November) wieder neben e.dams zu den größten Favoriten im Feld zählen. Denn sportlich läuft es nach den Siegen von di Grassi und Mattias Ekström in der DTM wieder hervorragend - und auch wirtschaftlich kann die Schmiede zufrieden sein: "Das Unternehmen wächst gut. Wir haben nun 220 Mitarbeiter und senden unsere Teile in 50 Länder. Ich hoffe, dass wir alle zusammen erfolgreich sein werden", sagt Hans-Jürgen Abt. Für die Formel E bedeutet das: "Wir hoffen, dass unsere Fahrer jedes Mal auf dem Podest landen." Und die Meisterschaft darf es auch gerne sein, denn ohne kann Abt ja bekanntlich nicht.