• 21.12.2013 15:09

  • von Norman Fischer & Roman Wittemeier

Di Grassi: "Die Serie hat unfassbares Potenzial"

Lucas di Grassi, der die Formel E von Anfang an begleitet hat, findet die Elektroserie super und freut sich schon auf die interessanten Entwicklungsmöglichkeiten

(Motorsport-Total.com) - Wenn es jemanden gibt, der sich mit der Materie Formel E auskennt, dann ist es Lucas di Grassi. Der ehemalige Formel-1-Pilot war schon frühzeitig in die Entwicklung der neuen Elektroserie involviert und konnte einige Dinge nach seinen Wünschen gestalten. Natürlich war auch er es, der die erste offizielle Ausfahrt des neuen Boliden in Choisy-le-Roi vornehmen durfte. Doch mittlerweile ist der Brasilianer von seinen Testaktivitäten zurückgetreten, weil er in der Debütsaison selbst am Start stehen will.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Lucas di Grassi war von Anfang an an der Entwicklung der Formel E beteiligt Zoom

Denn di Grassi ist zu 100 Prozent von der Formel E überzeugt: "Ich finde die Serie super, sie hat unfassbar viel Potenzial", schwärmt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Was der 29-Jährige damit besonders ansprechen will, ist das technische Entwicklungspotenzial, das es in der Form in keiner anderen Rennserie weltweit gibt. Lediglich im ersten Jahr ist der Einsatz des Spark-Einheitsautos vorgeschrieben - und das hat auch seinen Grund: "Das ist wie beim Ei und der Henne. Hast du kein Auto, dann kannst du keine Serie machen. Hast du keine Serie, dann baut niemand ein Auto."

Deswegen entschieden sich die Serienorganisatoren für das Spark-Einheitsauto, doch schon ab Saison zwei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: "Ab dem zweiten Jahr ist die Entwicklung in Sachen Antrieb freigegeben. Wenn einer eine tolle neue Technologie für Energiespeicher hat, dann kann er theoretisch vier E-Motoren einbauen, die jeweils 300 PS leisten - an jedes Rad einen", beschreibt di Grassi eine Möglichkeit.

"Und ein solcher Motor wiegt nach aktuellem Stand gerade einmal 16 Kilogramm. Dann gäbe es also womöglich einen Allradantrieb und noch viel mehr: über Vektorisierung ließe sich die Kraft optimal verteilen. Wahnsinn!", schwärmt der ehemalige Virgin-Pilot. Der noch relativ unbekannte Elektrobereich im Rennsport besitzt also noch viel Luft nach oben. "Das finde ich extrem spannend", so di Grassi.


Fotos: Formel-E-Debüt in Choisy-le-Roi


Umso mehr freut es ihn, dass er schon seit der Geburtsstunde der Formel E an Bord war. "Ich glaube, dass ich die vierte Person überhaupt war, die im Formel-E-Programm einen festen Vertrag bekommen hat. Ich war früh dabei", grinst er. Was anfänglich viele für eine Schnapsidee gehalten haben, hat sich mittlerweile zu einem seriösen Projekt entwickelt. Große Namen und Hersteller engagieren sich in der Formel E - neben Teams wie Abt Audi oder Andretti tragen auch McLaren oder Williams mit ihrer Technologie zum Erarbeiten eines guten Rufes bei.

Doch das soll nur der Anfang sein. "Das Interesse von Herstellern und auch anderen Firmen ist sehr groß", weiß di Grassi. Besonders die Entwicklungsmöglichkeiten ab Saison zwei reizen viele Teams, wie zum Beispiel Drayson, die schon Erfahrung mit der Entwicklung eines elektrischen Le-Mans-Prototypen gemacht haben. Damit aber nicht ein Team mit seiner Entwicklung den anderen um die Ohren fährt, hat man sich bei der Formel E etwas ausgedacht.


Formel-E-Debüt in Choisy-le-Roi

"Natürlich werden Hersteller womöglich viel Geld für weitere Entwicklungen ausgeben", glaubt der Brasilianer, "aber man hat es ähnlich gemacht wie in der LMP2-Klasse in Le Mans. Die Hersteller sind gezwungen, die Autos zu einem festen Preis an Kunden abzugeben. Da überlegt es sich natürlich jeder zweimal, ob er viel mehr ausgibt, als er mit dem Verkauf der Fahrzeuge letztlich einnehmen kann." Ob das Konzept nachhaltig funktioniert, kann also frühestens in zwei Jahren gesagt werden...