• 05.07.2010 14:06

Ein Meistermacher im Interview: Frits van Amersfoort

Er kennt den Formel-3-Cup und die Szenerie aus dem Effeff: Teamchef Frits van Amersfoort über die Saison 2010 und aktuelle Tendenzen

(Motorsport-Total.com) - Das Team Van Amersfoort hat im vergangenen Jahr mit Laurens Vanthoor den Titel im Formel-3-Cup geholt, doch schon seit langem zählen die Niederländer zu den Topteams der deutschen Rennserie. Zudem ist Teamchef Frits van Amersfoort ein langjähriges Vorstandsmitglied der Formel-3-Vereinigung. Seine Meinung und sein Hintergrundwissen sind überaus interessant, was im Interview mit dem Motorsport-Enthusiasten deutlich wird.

Titel-Bild zur News: Stef Dusseldorp

Stef Dusseldorp ist die diesjährige Speerspitze von Frits van Amersfoort

Frage: "Frits, wie zufrieden bist du mit den ersten drei Rennwochenenden?"
Frits van Amersfoort: "Wenn ich auf die großen Erfolge im Vorjahr zurückblicke, kann ich derzeit nicht zufrieden sein. Unsere Geschwindigkeit ist zwar in Ordnung, doch die Resultate passen nicht so recht dazu."#w1#

Frage: "In den vergangenen Jahren bist du mit zwei Fahrzeugen an der Start gegangen, diese Saison hast du drei Autos dabei. Wie groß ist der Unterschied für dich und das Team?"
Van Amersfoort: "Drei Fahrer und drei Rennautos verursachen einfach mehr Arbeit und deswegen auch mehr Stress im Team. Wir haben allerdings schon früh - nämlich Ende 2009 - damit angefangen, das Team darauf einzustellen. Deshalb haben wir eher weniger Probleme mit dem Drei-Wagen-Team."

Frage: "Stef Dusseldorf will sich als amtierender Vizemeister den Titel sichern, Daniel Abt ist ein sehr starker Rookie. Wie verträgt sich diese Kombination?"
Van Amersfoort: "Eigentlich ganz gut, es ist sogar eine sehr gute Kombination. Der Rookie kann vom erfahrenen Mann lernen und der erfahrene Mann wird gelegentlich vom Rookie zu mehr Leistung angespornt. Das macht letztendlich beide schnell."

"Mein Team legt sehr großen Wert auf die menschliche Komponente." Frits van Amersfoort

Frage: "Daniel Abt ist bisher im Team seiner Familie an den Start gegangen. Wie gut verlief die Umstellung in ein 'fremdes' Team?"
Van Amersfoort: "Mein Team legt sehr großen Wert auf die menschliche Komponente. Wir bauen auf die Freundschaft zwischen Fahrer und Team. Daniel ist ein Supertyp, den man ganz schnell ins Herz schließt. Er ist talentiert, ehrgeizig, unheimlich schnell und hat viel Humor. Daniel wird diesen Monat sein Abitur machen und hat danach den Kopf frei fürs Rennleben, womit er noch weiter wachsen wird."

Frage: "Lastet auf ihm wegen seines Namens ein höherer Druck als auf anderen Fahrern des Formel-3-Cups?"
Van Amersfoort: "Davon bemerke ich überhaupt nichts. Außerdem wissen alle, dass er derzeit ein Lernjahr absolviert. Zudem kann Daniel sehr gut mit Druck umgehen."

Frage: "Willi Steindl schaffte diese Saison bislang nicht den Durchbruch. Woran liegt das deiner Meinung nach?"
Van Amersfoort: "Willi macht sich das Leben selbst schwer, er hat einen unglaublichen Willen zu gewinnen. Jedes Mal, wenn er zur Rennstrecke kommt, ist er überzeugt, dass es dieses Mal klappen und er gewinnen wird. Wenn dann im Qualifying etwas nicht so läuft wie er sich das wünscht, ist er auch gleich mental zerschlagen. Willi hat dann große Schwierigkeiten, so ein Ereignis abzuschütteln und nach vorne zu schauen."

"Beim Heimspiel ist der Wunsch zu gewinnen vielleicht noch etwas größer." Frits van Amersfoort

Frage: "Die kommenden Läufe des Formel-3-Cups finden im niederländischen Assen statt. Ist dort der Druck für euch größer?"
Van Amersfoort: "Beim Heimspiel ist der Wunsch zu gewinnen vielleicht noch etwas größer. Aber es ist auch nur ein Rennen, wie jedes andere. Assen gibt eigentlich mehr Stress vom Streckenverlauf her, der ist nämlich komplett anders als bei jeder anderen Strecke, die wir besuchen. Der Charakter des Kurses verlangt eine große Umstellung von den Fahrern."

Frage: "Wer sind eure größten Konkurrenten im Kampf um den Titel?"
Van Amersfoort: "Das sind klar Tom Dillman und Kevin Magnussen."

Frage: "Wie fällt für dich der Vergleich des Formel-3-Cups 2009 mit 2010 aus?"
Van Amersfoort: "Beispielsweise durch das Team Motopark Academy ist die Ausgeglichenheit vor allem an der Spitze noch breiter geworden. Hinzu kommt, dass weitere Teams auf den Volkswagen-Motor setzen und somit die Konkurrenz noch größer machen. Unsere Serie ist 2010 sehr viel abwechslungsreicher geworden."

Frage: "Wie beurteilst du die Entwicklung der Formel 3 in Deutschland und Europa?"
Van Amersfoort: "Darüber könnte man ein Buch schreiben! Die komplette Motorsportwelt leidet, wie alles andere auch, unter der Wirtschaftskrise. Die Krise bringt viele Sachen nach oben, die auch früher wenig taugten und ungesund waren. Wir müssen dennoch realisieren, dass junge ehrgeizige Rennfahrer noch immer viel lernen müssen - über Fahrstill, Abstimmung, Datenverarbeitung und noch viel, viel mehr. Und genau dies können sie in der Formel 3 am besten."

"Die neu gegründeten Klassen wie die GP3, aber auch die GP2, haben alle das Problem, dass die Fahrer nicht viel zum Fahren kommen und damit wenig Fahrpraxis erhalten. In der Formel 3 ist dies anders und somit besser. Weiter sollte man auch nicht vergessen, dass die Formel 3 seit Jahren Ingenieure und Mechaniker ausbildet und deren Karriere aufbaut. Nur die recht große technische Freiheit, die wir in der Formel 3 haben, kann so etwas bieten. Es ist aber dennoch unsere Aufgabe, die richtige Balance zwischen Kosten und Nutzen zu finden."

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