Berger: "Gute Ideen aus allen Serien in ein System packen"

Gerhard Berger hat in seiner Funktion als Vorsitzender der Formelsport-Kommission der FIA konkrete Pläne und will bald Ergebnisse präsentieren

(Motorsport-Total.com) - Seit Dezember bekleidet Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger das Amt des Vorsitzenden der Formelsport-Kommission beim Automobilweltverband FIA. In seiner neuen Rolle wird sich der 210-fache-Grand-Prix-Starter und einstige Teilhaber des Toro-Rosso-Teams künftig verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Konkret schwebt Berger vor, "die FIA-Meisterschaften zwischen Kartsport und Formel 1 zu stärken und auf einige wenige Formeln mit den richtigen Reglements zu konzentrieren", wie er gegenüber 'auto motor und sport' darlegt.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger hat klare Vorstellungen, wie die Formelsport-Szene aussehen soll

Aufgrund der undurchsichtigen Situation mit diversen Nachwuchsformeln unterhalb der Königsklasse ist dieses Ziel nicht einfach zu erreichen. "Es gibt so viele Meisterschaften, dass sich die guten Fahrer und Sponsoren auf mehrere Serien verteilen, statt sich auf jeweils eine zu konzentrieren", kritisiert Berger.

"Es gibt so viele Meisterschaften, dass sich die guten Fahrer und Sponsoren auf mehrere Serien verteilen." Gerhard Berger

"In der Vergangenheit gab es da ein klares Konzept. Wer in Brands Hatch das Formel-Ford-Festival gewonnen hat, stand bereits in den ersten Notizbüchern der Formel 1-Chefs. Danach war der weitere Weg klar: Erst Formel 3, dann Formel 2", erinnert der Österreicher an das übliche Aufstiegsprozedere in den 1980er-Jahren.

Im 21. Jahrhundert stellt sich die Situation freilich anders dar. "Heute gibt es drei gute Leute in der GP2, drei in der Formel 2 und drei in der Renault-Weltserie. Mit der Folge, dass dann in der Formel 3-Euroserie zwölf Autos antreten. Das kann nicht gut genug sein", spricht Berger das Hauptproblem der Nachwuchsklassen an.

Klares Szenario vom Kart bis in die Formel 1 als Ziel

Um diese Situation zu ändern, schwebt dem Präsidenten der Formelsport-Kommission ein konkretes Szenario vor. "Ich möchte die guten Ideen aus allen Serien in ein System von starken FIA-Meisterschaften einbringen", sagt Berger. "Im Prinzip sehe ich einen Stamm, der vom Kart in die Formel 1 münden muss - mit drei Stufen dazwischen: Eine Einsteigerformel, die Formel 3 und die Formel 2."

Um sein Ziel zu erreichen, will Berger zunächst eine Bestandsaufnahme der einzelnen Formel-Rennserien machen. "Das wird einige Zeit dauern", kündigt er an. "Ich will herausfinden, wo die Stärken liegen und wo die Probleme sind. Ich will aber vordergründig nicht auf Konfrontationskurs gehen." Bei diesen Gesprächen werde der für seinen ausgeprägten Geschäftssinn bekannte Tiroler "schnell herausfinden, wer den Nachwuchs fördern will und wer nur ans eigene Geschäft denkt".

Unterm Strich spielt es für Berger keine Rolle, wer gegenwärtig hinter den Meisterschaften steht, welche es in sein zukünftiges System schaffen werden. "Wenn die Meisterschaft gut ist, egal wer sie gerade veranstaltet, kann man sich diese ja zum Vorbild für die entsprechende Alters- und Erfahrungsstufe der Piloten nehmen. Es muss dann aber eine FIA-Meisterschaft sein, die so attraktiv ist, dass alle hinwollen", erklärt der Österreicher.

Zusammenfassend ist für den Präsidenten der Formelsport-Kommission eines klar. "Die Formel-1-Chefs schauen heute nicht mehr auf die kleinen Serien", hält Berger fest und kündigt an, diesen Umstand aus der Welt schaffen zu wollen: "Da liegt für mich der Reiz der Aufgabe. Ich will im Bereich der Nachwuchsförderung den Idealismus mehr in den Vordergrund stellen."

Formel 3 im Fokus

In diesem Zusammenhang will sich Berger zunächst um die Formel 3 kümmern. "Die Formel 3 ist für mich die Schlüsselstelle im Nachwuchssport", sagt er und hält fest, dass die heutigen Formel-1-Stars Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel alle eine Formel-3-Vergangenheit vorweisen können. "Bei Ayrton Senna, Alain Prost, Martin Brundle oder bei mir war das genauso. Die besonders Begabten sind sogar gleich in die Formel 1 gesprungen und haben die Stufe Formel 2 ausgelassen."

"Deshalb werde ich mich auch zuerst um die Formel 3 kümmern", sagt Berger. Sobald diese einwandfrei funktioniert, müsse man analysieren, "welche die ideale Serie drunter und drüber wäre". Derzeit sieht Berger in Bezug auf die Formel-3-Landschaft allerdings noch ein Problem. "Es gibt verschiedene Reglements in den einzelnen Ländern. Es kann nicht sein, dass einige Teams beim Masters in Zandvoort nicht antreten können, weil das Auto vom Reglement her nicht passt", kritisiert er.

"Die Formel 3 ist für mich die Schlüsselstelle im Nachwuchssport." Gerhard Berger

Wie die ideale Formel 3 für ihn genau aussieht, will Berger zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. "Da will ich vorher noch tiefer in die Materie einsteigen. Dazu brauche ich sicher drei, vier Monate. Erst dann bin ich in der Lage zu sagen, wie ich mir das vorstelle", so der Österreicher gegenüber 'auto motor und sport'. Bergers Neffe Lucas Auer bestreitet in diesem Jahr seine erste Saison im Formel-3-Cup.

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