Kimi Räikkönen

Finnland

Porträt

(Stand: Februar 2021) Als der 21-jährige Kimi Räikkönen 2001 direkt aus der Formel Renault zu Sauber in die Formel 1 kam, hatte er gerade mal gut 20 Autorennen auf dem Buckel und wurde von Experten als Sicherheitsrisiko eingestuft. Dennoch war das Talent des Finnen sofort offensichtlich und es brachte ihn weit: Der WM-Titel 2007 mit Ferrari war das Highlight seiner Karriere. Nach einem Ausflug ins Rallye-Geschäft, einem Comeback bei Lotus und einer Rückkehr nach Maranello ging Räikkönen 2019 einen Schritt zurück und startete wieder für das Sauber-Team, das inzwischen Alfa Romeo heißt. Auch 2021 verbringt Räikkönen bei diesem Traditionsrennstall.

Schon in seinen ersten Formel-1-Rennen bei Sauber hielt Räikkönen mit dem zu jenem Zeitpunkt deutlich erfahreneren Nick Heidfeld gut mit. Gleich bei seinem Debüt in Australien 2001 fuhr er in die Punkteränge. Dass er Ende der Saison anstelle des Deutschen von McLaren verpflichtet wurde, kam nicht überraschend. Der frühe Transfer wurde aber von Teamchef Peter Sauber rückblickend kritisiert, weil ihm Ron Dennis den WM-Titel versprochen und Räikkönens Entwicklung verpfuscht haben soll.

Der "Iceman", wie er von seinem ehemaligen Teamchef getauft wurde, hatte bei den damaligen "Silberpfeilen" David Coulthard vom Speed her im Griff und etablierte sich rasch als klare Nummer eins. In seinem zweiten McLaren-Jahr gewann er seinen ersten Grand Prix, schrammte aber in der Endabrechnung knapp am WM-Titel vorbei. An seinem außergewöhnlichen Talent bestand spätestens zu diesem Zeitpunkt kein Zweifel mehr. Auch 2005 wäre er beinahe Weltmeister geworden, hätte die Technik nicht zu oft versagt. 2006 war er vom Material her unterlegen.

Der Wechsel zu Ferrari als Nachfolger von Michael Schumacher zur Saison 2007 entpuppte sich als richtiger Schachzug: Räikkönen gewann den Auftakt-Grand-Prix in Australien in souveräner Manier, erlebte anschließend ein Jahr voller Höhen und Tiefen und sicherte sich mit einem Traumfinish in einem dramatischen Finale in Brasilien einen Punkt vor Lewis Hamilton sowie Fernando Alonso seinen ersten WM-Titel. Damit gelang es ihm auf Anhieb, das Erbe seines in Italien bewunderten Vorgängers Schumacher anzutreten. Die große Liebe der Tifosi wurde der kühle Finne aber nie.

2008 wurde er als WM-Dritter von seinem Teamkollegen Felipe Massa in den Schatten gestellt, 2009 konnte er ebenfalls nicht überzeugen und wirkte zunehmend demotiviert. Weil Ferrari mit der Idee liebäugelte, Alonso und dessen Sponsor Santander für sich zu gewinnen, wurde Räikkönen Ende 2009 trotz eines bestehenden Vertrags gefeuert. 2010 und 2011 fuhr er "hauptberuflich" in der Rallye-WM, über einen fünften Platz bei der Türkei-Rallye 2010 kam er aber nie hinaus. Außerdem probierte er während seiner Formel-1-Pause auch NASCAR- und Sportwagen-Rennen aus.

Bereits 2011 wollte ihn Renault in die Formel 1 zurückholen, erst 2012 klappte es aber mit dem Comeback - beim gleichen Team, auch wenn es inzwischen in Lotus umbenannt worden war. Zuvor waren auch Verhandlungen zwischen Räikkönen und Williams gescheitert. Höhepunkte der Partnerschaft waren Siege in Abu Dhabi 2012 und Australien 2013 sowie die Plätze drei und fünf in der WM-Gesamtwertung zum Jahresende. Räikkönen kehrte Lotus Ende 2013 aber den Rücken, weil die finanziell angeschlagene Truppe mit den Gehaltszahlungen deutlich in Rückstand geraten war.

Doch bei Ferrari lief 2014 fast alles schief. Besonders für Räikkönen, der gegenüber Teamkollege Alonso den Kürzeren zog und nicht ein einziges Mal das Podium besuchte. In der Saison 2015 an der Seite Sebastian Vettels lief es kaum besser, schließlich war der Deutsche meist der Schnellere und landete drei Grand-Prix-Siege. So oft besuchte Räikkönen das Podium und schloss das Jahr als Gesamtvierter ab. Rücktritts- und Rauswurfgerüchte machten die Runde, doch die Scuderia zog die Option auf ihren bis heute jüngsten Weltmeister.

Klar besser in Form lieferte er sich 2016 mit Vettel ein Duell auf Augenhöhe und verdiente sich die nächste Vertragsverlängerung. Im Jahr darauf geriet der sieglose Räikkönen wieder ins Hintertreffen, bekam jedoch abermals einen neuen Kontrakt. Sein lange ersehnter Grand-Prix-Erfolg in den USA und das Ende einer jahrelangen Durstrecke kamen zu spät, um eine glücklose und teils verkorkste Saison 2018 zu retten. Räikkönen wurde von Ferrari degradiert, um bei Sauber/Alfa Romeo sein Gnadenbrot zu erhalten.

Ende 2013 unterzog sich Räikkönen einer Rückenoperation und verpasste die abschließenden zwei Grands Prix. Die Symptome hatten ihn lange Zeit geplagt. Auch sonst war Räikkönens Karriere nicht immer schmerzfrei: Als Kind hatte er einen Fahrradunfall, bei dem er so heftig auf den Lenker geknallt war, dass eines seiner Stimmbänder irreparabel geschädigt wurde. Deshalb die charakteristische Fistelstimme.

Am Rande des Monaco-Grand-Prix fiel er einmal betrunken von einem Boot, in einer Diskothek auf Ibiza kämpfte er einen aufblasbaren Delfin zur Belustigung der Gäste ambitioniert nieder und in einem Londoner Nachtklub kam er ein paar hübschen Mädchen so nahe, dass es einen handfesten Ehekrach gab. In finnischen Zeitungen tauchten außerdem Fotos beim Schneemobilritt im plüschigen Gorillakostüm auf - samt Bierflasche in der Hand.

Mit der im Jahre 2004 angetrauten Jenni Dahlman, einer ehemaligen Miss Skandinavien, war 2013 offiziell Schluss. Mittlerweile hat Räikkönen eine neue Liebe gefunden: Minttu Virtanen. Im Januar 2015 erblickte der gemeinsame Sohn Robin das Licht der Welt, im Dezember wurden Hochzeitspläne bekannt und im Mai 2016 folgte Tochter Rianna. In seiner Freizeit unterstützt Räikkönen den Eishockey-Klub Espoo Blues, fährt Snowboard oder Snowmobil.

Mit einer Gage von 28 Millionen Euro pro Jahr war der Finne phasenweise bestverdienender Formel-1-Pilot. Zudem versüßte ihm Ferrari den zwischenzeitlichen Abschied aus der Formel 1 mit 17 Millionen Euro Abfindung - unter der Bedingung, dass er 2010 nicht Formel 1 fährt. Räikkönen ist nicht nur unter Journalisten für seine einsilbigen und ehrlichen Antworten bekannt, die längst Kultstatus genießen. Ob er eine Preisverleihung an Michael Schumacher verfolgt habe, wollte Martin Brundle einst vor laufender TV-Kamera wissen: "I was having a shit", antwortete Räikkönen.