• 17.11.2013 23:29

  • von Dominik Sharaf

Zwei Welten bei Lotus: Grosjean spielt Daddy Cool

Der Franzose ist wegen eines besonderen Erlebnisses, dass er mit Austin teilt, überglücklich - Kovalainen mit Technikpech: "Oder der rostige Fahrer?"

(Motorsport-Total.com) - Hat Lotus Kimi Räikkönen am Sonntag in Austin schmerzlich vermisst? Einerseits nein, denn Romain Grosjean holte ich im Stile eines Spitzenpiloten den zweiten Platz. Besser hätte das wohl auch der Finne nicht hinbekommen. Anderseits ja, denn sein Lands- und Ersatzmann wurde den großen Fußstapfen nicht gerecht: Heikki Kovalainen gurkte unter ferner liefen, hatte aber auch arge technische Probleme mit seinem E21. Platz zwei in der Konstrukteurs-WM bringt das auch nicht näher.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean ließ sich von Mark Webber nicht in einen Fehler hetzen Zoom

Grosjean nennt seinen starken Start, mit dem er Mark Webber und Lewis Hamilton passierte, den Schlüssel. Er freut sich besonders darüber, ausgerechnet in Texas auf das Podium geklettert zu sein: "Dieser Ort scheint mir Glück zu bringen, denn ich habe hier erfahren, dass meine Frau schwanger ist", erinnert er sich an die Nachricht im Jahre 2012, dass sein Sohn Sacha auf dem Weg ist. Von der berühmten Vaterschaftssekunde will er aber nichs wissen: "Sie hat mir heute morgen ein Bild von unserem Baby geschickt. Papa zu sein hat für mich im Auto nichts verändert. Außer, dass ich meine Familie noch mehr vermisse."

Der Franzose ist uneingeschränkt zufrieden und streicht heraus, dass Mercedes und Ferrari - die Hauptkonkurrenten um Rang zwei in der Konstrukteurs-WM - derzeit gegen Lotus keine Chance haben, sofern er am Steuer des Schwarz-Goldenen sitzt: "Wir sind 'Best of the Rest' hinter Red Bull und müssen damit sehr glücklich sein. Die günstigste Vorausberechnung sagte, dass ich aus eigener Kraft Vierter werden könnte. Das war eines der besten Rennen der Saison für mich", findet Grosjean. "Wir machen einen großartigen Job. Sehe ich den Abstand zu den anderen, dann sind wir fast eine Klasse für uns."

Fehlerfreier Grosjean beeindruckt

Er selbst arbeite hart an seiner Form, auch mit einem Sportpsychologen: "Hätte ich mein Selbstvertrauen verloren, dann wäre ich kollabiert. Ich habe eine schwierige Zeit hinter mich gebracht", erinnert er sich an die Monate, in der als Bruchpilot verschrieen war und das Formel-1-Aus nach seiner ersten Karriere beim damaligen Renault-Team. "Ich brauchte vielleicht etwas länger als manch anderer Fahrer. Aber jetzt habe ich auch noch die Konstanz." Eric Boullier ist begeistert von der Leistung seiner neuen Speerspitze: "Jedes Wochenende wird er ein bisschen besser. An diesem ist er sein bestes Rennen gefahren."

Besonders beeindruckt hat den Lotus-Teamchef, wie sich Grosjean gegen den anstürmenden Webber verteidigte: "Mark hat es versucht, versucht, versucht und zwei Fehler gemacht. Romain ist kein Patzer unterlaufen, also können wir mit seinem Auftritt zufrieden sein. Wir wussten, dass er schnell sein würde. Wir waren uns aber nicht sicher, was seine Konstanz angeht", so Boullier weiter. In den vergangenen sechs Rennen war Grosjean der erfolgreichste Punktesammler hinter Sebastian Vettel. "Das ist eine Hausnummer", meint der Boss anerkennend.


Fotos: Lotus, Großer Preis der USA


Kovalainen gesteht Defizite ein

Weniger gut war die Stimmung nach dem Rennen bei Kovalainen, der rätselt: "Ich weiß nicht genau, was das Problem war. Der Start nicht, das Auto fühlte sich danach noch gut an. Aber nach den Boxenstopps bekam ich plötzlich Schwierigkeiten", berichtet der Räikkönen-Ersatz und kratzt sich erneut am Kopf: "Keine Ahnung, was genau los war, aber der Abtrieb war weg und wir mussten den Frontflügel tauschen. Dann wurde es wieder besser, aber nicht so gut wie zuvor", so Kovalainen, der fortan mit den Hinterbänklern kämpfte.

Er fordert, bis zum Saisonfinale in Sao Paulo schnell zu reagieren: "Wir müssen herausfinden, ob die Probleme mit dem Auto zu tun haben oder am rostigen Fahrer liegen." Gegen Ende des Rennes musste er auf Extra-PS aus der Rückgewinnung verzichten, will das aber nicht als Entschuldigung gelten lassen: "Uns fehlte mehr als KERS." Boullier sieht die Sache freundlicher: "Es war schwierig. Ihm ist bis zum Qualifying ein gutes Wochenende gelungen und auch ein gutes Resultat für jemanden, der solange keine Rennen gefahren ist", nimmt er Kovalainen in Schutz und bedauert technische Probleme: "Das tut mir leid. Aber er ist jetzt erfahren genug für das Rennen in Brasilien."

"Uns fehlte mehr als KERS." Heikki Kovalainen