• 13.05.2002 12:49

Zusammenfassung: Stimmen zur Stallorder

Lesen Sie in einer Zusammenfassung, was der Formel-1-Zirkus zur Stallorder von Ferrari gesagt hat

(Motorsport-Total.com/sid) - Rubens Barrichello (Ferrari/1 GP-Sieg):
"Ich bin traurig über die Pfiffe, es war eine Teamentscheidung. Als sie mich fragten, habe ich es gemacht, ganz einfach. Natürlich hätte ich es lieber gesehen, wenn das Team mich nicht angefunkt hätte. Aber auch so: Es war eines der besten Rennen meiner Karriere, und das hat jeder gesehen. Ich denke, meine Zeit kommt noch."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Ferrari-Rennleiter Jean Todt: "Es war eine schwierige Entscheidung"

Flavio Briatore (Renault-Teamchef):
"Was Ferrari gemacht hat, ist gegen den Sport. Sie manipulieren das Ergebnis, das ist nicht richtig. Ferrari hat die ganze Öffentlichkeit verarscht. Was heute passiert ist, habe ich in der Formel 1 noch nie erlebt. Das ganze Ergebnis ist die reine Manipulation. Der Sport ist wichtiger als Ferrari. Die Formel 1 kommt auch ohne Ferrari aus. Hier und heute wurde die Fans für dumm verkauft, das ist schreckt, das dürfen wir nicht so einfach hinnehmen."

Gerhard Berger (BMW-Motorsport-Direktor): "Das war die absolut falsche Entscheidung von Ferrari. Das Rennen ist klar manipuliert worden, da muss der Automobil-Weltverbandes FIA nun reagieren. Die Siegerehrung war auch ein Witz. Erst geht der Eine auf das Podest, dann der Andere. Entschuldigung, aber wir sind doch nicht im Kasperltheater."

Ross Brawn (Ferrari-Technikchef):
"Die Stallorder war die richtige Entscheidung für das Team. Wir hatten schon immer diese Philosophie, und jeder weiß das. Einige Leute mögen das, andere nicht. Aber das ist uns egal. Die Zuschauer haben doch ein tolles Rennen gesehen. Also was soll die ganze Kritik? Rubens war heute absolut top und hat eine hervorragende Leistung gezeigt. Ich hoffe, dass wir unsere Teamorder in dieser Saison nicht nochmal brauchen."

Christian Danner (Ex-Formel-1-Pilot und RTL-Co-Kommentator):
"Dass die Teamleitung derartige Entscheidungen trifft, ist nicht verboten. Man kann sich aber auf einen Ehrenkodex herausreden. Ich denke, dass Max Mosley jetzt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo anrufen und ihm auf die Finger klopfen wird."

Ron Dennis (McLaren-Teamchef):
"Ich denke, das ist nicht die Art und Weise wie man die Weltmeisterschaft gewinnen sollte."

Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): "Alle Freunde des Motorsports sind enttäuscht worden. Allerdings konzentriere ich mich primär auf unsere Leistung, unsere Strategie war nicht die beste."

Patrick Head (Williams-Technikchef):
"Das war ekelhaft und zynisch, so was habe ich in 27 Jahren Formel 1 noch nicht erlebt. Ein Team wie Ferrari, das so ein überlegenes Auto gebaut hat, hat auch eine Verpflichtung gegenüber der Formel 1 und den Zuschauern - nämlich sicherzustellen, dass es ein Autorennen ist."

Niki Lauda (dreimalige Weltmeister und Jaguar-Teamchef):
"Das war sportlich gesehen natürlich ein beschissenes Resultat. Michael Schumacher hatte eigentlich keine Chance, das Rennen zu gewinnen."

Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams): "Ich hätte auch Platz gemacht. Das ist eine Teamentscheidung. Wenn Barrichello nicht so reagiert hätte, dann hätte er sich nach einem neuen Job umschauen können. Ich frage mich nur, warum Ferrari so nervös ist? Ich bin Zweiter der WM, habe allerdings nach nur sechs Rennen bereits 27 Punkte Rückstand. Die sind pro Runde eine Sekunde schneller als alle anderen, da brauchen die sich wirklich keine Sorgen zu machen."

Michael Schumacher (Ferrari/4x Weltmeister/58 GP-Siege): "Es war wahrscheinlich die falsche Entscheidung. Das ist nicht die Art und Weise, wie ich meinen ersten Österreich-Sieg holen wollte. Ich dachte sogar daran, die Order nicht zu befolgen und bin runter vom Gas, aber Rubens noch mehr. Es tut mir leid um ihn, er ist ein toller Teamkollege und hat das ganze Wochenende einen großartigen Job gemacht. Man kann bei so einer Entscheidung nur verlieren. Ich hätte mir gewünscht, dass der Funkspruch nicht gekommen wäre. Ich habe dieses Rennen genossen - bis auf die letzten 100 Meter. Wir haben wichtige zehn Punkte gewonnen, denn man weiß nie, wie sich die Meisterschaft entwickelt."

Ralf Schumacher (BMW-Williams): "Ich kann die Pfiffe der Fans verstehen, aber das ist halt der Grund, warum Ferrari immer wieder Weltmeister wird: Weil sie beinharte Entscheidungen treffen. Im Hinblick auf die Gesamtwertung war die Entscheidung von Ferrari richtig."

Hans-Joachim Stuck (Ex-Formel-1-Pilot/Premiere): "Ich bin entsetzt, so was Unfaires habe ich noch nie erlebt. Was Ferrari gemacht hat, ist Volksverarschung. Und das alles nur wegen vier Punkten. Damit hat das gesamte Team unheimlich viele Sympathien verloren. Natürlich hat Schumacher die Stallorder befolgen müssen. Er hätte aber sehr viele Sympathien gewinnen können, wenn er Barrichello trotzdem nicht überholt hätte."

Marc Surer (Ex-Formel-1-Pilot/Premiere): "Es ist traurig und peinlich, dass Ferrari so was nötig hat. Letztes Jahr hat man die Entscheidung ja noch nachvollziehen können. Aber in dieser Saison sind weit und breit keine Gegner in Sicht. Deshalb verstehe ich diese Teamorder überhaupt nicht."

Jean Todt (Ferrari-Teamchef): "Manchmal muss man schwierige Entscheidungen treffen, und das war heute ganz klar der Fall. In der Vergangenheit haben wir dreimal in Folge im letzten Rennen die Fahrer-WM verloren, und wir wissen, dass wir starke Gegner haben. Deshalb müssen wir aus jeder Situation das meiste rausholen. Die zusätzlichen Punkte, die Michael heute geholt hat, könnten später in der Saison noch einmal wertvoll werden."

Jacques Villeneuve (Ex-Weltmeister/BAR-Honda):
"Michael sagt allen, dass er mit der Teamorder nicht einverstanden gewesen sei. Aber warum in aller Welt hat er Barrichello überhaupt überholt? Ferrari braucht keine Stallregie, die gewinnen in dieser Saison ohnehin die Weltmeisterschaft."