Zonta: "Fehler kann man sich keine leisten"
Toyota-Testfahrer Ricardo Zonta spricht über seine Arbeit als Test- und Ersatzfahrer im Toyota-Team
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ricardo, wie gefällt dir deine neue Rolle am Freitag?"
Ricardo Zonta: "Ich genieße sie. Das Schönste ist für mich die Tatsache, dass ich die Möglichkeit habe, auf allen verschiedenen Strecken zu fahren, viele davon sind großartige Plätze, um mit einem Rennwagen zu fahren. Es ist eine interessante Aufgabe, da ich dem Team helfe, besonders wenn es darum geht, die Reifen und die Setups auszusuchen. Zudem kann ich Gas geben und mein Potenzial unter Beweis stellen."

© Toyota
Ricardo Zonta macht es Spaß, auf den verschiedenen Strecken zu fahren
Frage: "Wie sehr unterscheidet sich dein Programm am Freitag von jenem der Einsatzpiloten Olivier Panis und Cristiano da Matta?"
Zonta: "Alle drei Fahrer legen mit dem gleichen Basis-Setup los. Aber mir stehen mehr Reifensätze zur Verfügung als ihnen, denn ich fahre nur freitags, ich kann also die Reifen besser vergleichen. Aufgrund der Ein-Motoren-Regel kommt die Tatsache hinzu, dass ich mehr Runden fahre, um die Zuverlässigkeit zu überprüfen. Da ich mehr Runden fahre, habe ich mehr Möglichkeiten, das Auto zu verbessern und Dinge zu finden, die auch den Einsatzfahrern helfen. Am Ende des Tages sehen wir die Ergebnisse und am Samstag suchen wir uns die besten Dinge für das Rennauto zusammen."#w1#
Frage: "In wiefern sind die Freitage stressiger als die normalen Testtage außerhalb von Rennwochenenden?"
Zonta: "Bei den Testfahrten haben wir natürlich viele Stunden, um Dinge auszuprobieren, am Freitag haben wir nur zwei Stunden auf der Strecke. Die Freitagssessions sind genauso wichtig wie normale Testtage. An einem normalen Test arbeiten wir auch an der Reifenwahl und begeben uns auf die Suche nach den richtigen Dingen für ein Rennwochenende. Aber am Freitag hat man bereits die richtigen Teile und man muss nur die Rosinen herauspicken."
Frage: "Ist der Druck dabei noch größer, keinen Fehler zu machen?"
Zonta: "Sogar bei einem normalen Test kann man es sich nicht leisten, einen Fehler zu machen. Aber man hat dann zumindest die Chance, weiter testen zu können. Freitags sind meine Ergebnisse und Aussagen für das Team jedoch sehr wichtig. Wenn ich die Möglichkeit verliere, ihnen meine Aussagen über den Verlauf der Tests zu liefern, dann macht das Team einen Schritt zurück. Der Druck ist nicht nur da, weil man keine Fehler machen kann, es geht auch darum, auf längeren Runs konstant zu fahren und so weiter."
Frage: "Was machst du, wenn der Freitag vorüber ist?"
Zonta: "Bis zum Qualifying bin ich auf Standby, um einen Einsatzfahrer zu ersetzen, falls es ein Problem geben sollte. Nach dem Qualifying kann ich generell gehen, je nachdem, welche PR-Verpflichtungen ich danach habe."
Frage: "Welche weiteren Verpflichtungen hast du an einem Rennwochenende?"
Zonta: "Ich muss an allen technischen Besprechungen teilnehmen. Es gibt pro Tag im Allgemeinen drei oder vier Meetings, als dritter Fahrer muss man bei allen dabei sein. Ich war letztes Jahr ebenfalls bei allen Rennen vor Ort und bei allen Meetings dabei, aber ich musste nicht auf die Strecke gehen."
Frage: "War deine Rolle auf einer neuen Strecke wie Bahrain besonders wichtig?"
Zonta: "In Bahrain gab es keinen großen Unterschied bei den Reifen, die wir verwendeten. Aber wir konnten auf Basis der Runden, die ich gedreht habe, eine gute Reifenwahl in Bezug auf längere Rundenabschnitte und für das Rennen fällen. Das hat den beiden Einsatzfahrern auch geholfen, am Samstag ein gutes Qualifying zu haben. Ich denke also, dass jeder im Team realisiert hat, dass meine Leistung für uns nützlich ist."
Frage: "Wie findest du Bahrain als Strecke?"
Zonta: "Der 'Bahrain International Circuit' war nett, aber es war sehr rutschig, der Asphalt ähnelt jenem in Österreich. Das beste an Bahrain war die Tatsache, dass es rauf und runter geht und es viele Richtungswechsel hat, was ein Genuss war. Der Kurs hat nicht wirklich herausfordernde Kurven, aber es passiert einem leicht ein Fehler und es ist auch ein ziemlich technisch anspruchsvoller Kurs. Alle sind immer sehr aufgeregt, auf einem neuen Kurs zu fahren, aber ich finde es immer noch aufregender auf eine Strecke wie Malaysia oder Brasilien zu gehen, die für einen Fahrer viel anspruchsvoller ist."
Frage: "Du musst auch zu jedem Test gehen. Wie ermüdend ist es, bei allen Rennen und allen Tests dabei zu sein?"
Zonta: "Das Hauptproblem ist das Reisen und der Jetlag. Besonders zu Beginn des Jahres ist das bei den Überseerennen ziemlich übel. Im letzten Monat fuhr ich am Freitag beim Australien-Grand-Prix in Melbourne, blieb bis zum Qualifying und reiste am Sonntagmorgen ab, kam am Dienstag in Europa an, wo ich mit den Tests begann. Wir testen generell vier Tage in der Woche, was ziemlich viel ist, aber es wird nun deutlich lockerer sein, da der Jetlag bei der Europa-Saison nicht mehr das Problem ist."
Frage: "Hast du eine Ahnung, wie viele Tage des Jahres du von zu Hause weg bist?"
Zonta: "Ich nehme es einfach so, wie es kommt und gebe mein bestes, zähle sie erst gar nicht! Zu Beginn der Saison habe ich meine Wohnung in Monte Carlo im Schnitt rund zwei Tage in der Woche gesehen - normalerweise am Samstag und Sonntag. Aber während der Testpausen im August und November werde ich mehr Freizeit haben. Dann kehre ich in meine Heimat nach Brasilien zurück."

