• 21.11.2001 15:08

  • von Fabian Hust

Zanardi: In einem Jahr will er wieder laufen können

Ex-Formel-1-Pilot Alessandro Zanardi blickt weiterhin mit ungebremstem Optimismus in seine Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem ungebremsten Lebensmut verblüfft Alessandro Zanardi immer wieder aufs Neue. Nach seinem schweren Unfall, bei dem er beide Beine verlor, wird der Italiener in Zukunft Prothesen tragen: "Der Gedanke an Prothesen erschreckt mich nicht, im Gegenteil, ich kann es kaum erwarten. Ich möchte wieder laufen lernen", so Zanardi in einem Interview mit dem italienischen Motorsportmagazin 'Autosprint', das die 'motorsport aktuell' in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht hat.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

Alessandro Zanardi sieht seiner Zukunft optimistisch entgegen

Mit seinen künstlichen Beinen, die paradoxerweise wie seine Rennautos, mit denen er früher bis an die 400 km/h durch die Ovals raste, aus Karbon und Titan hergestellt werden, soll er seine Beine "nach einem Jahr Training so bewegen können wie vorher." Zanardi gibt zu, dass er eine bessere Betreuung genießt als viele andere Menschen, die von ihrer Krankenkasse Standard-Prothesen erhalten, mit denen ein natürlicher Gang nicht möglich ist.

Seit dem 15. September 2001, als der 35-Jährige verunglückte, ist nichts mehr so wie früher. Noch immer plagen ihn nachts die Phantomgefühle ? der Körper suggeriert, dass beide Beine noch an Ort und Stelle sind, dabei wiegt Zanardi heute nicht mehr 75 Kilogramm sondern nur noch 58 Kilogramm: "Ich mache nachts das Licht aus und dann kommt es mir vor, als hätte ich noch Beine. Ich habe das Gefühl, als trage ich an meinen Beinen sehr enge Skischuhe. Irgendwann ist die Müdigkeit dann stärker?"

Dass die CART-Serie seinen Unfall nicht näher untersucht, findet Zanardi "richtig". "Es gibt Momente im Leben, da musst du eine Rechnung bezahlen und weißt gar nicht warum. Es war ein Rennunfall, so etwas kann passieren. Ich denke nicht, dass man etwas dagegen tun kann, um solche Unfälle zu vermeiden." Zanardi denkt, dass er einfach nur Pech hatte wie jemand, der im Nebel auf einer Autobahn von hinten angefahren wird: "Das Leben aller von uns hängt an einem seidenen Faden."

So ist es auch nicht verwunderlich, dass er es nicht bereut, in der ChampCar sein Leben riskiert zu haben: "Klar hätte alles auch anders kommen können. Ich könnte heute noch beide Beine haben, aber ich hätte nie diesen Erfolg genießen können, den ich in der ChampCar-Serie erleben durfte. Es gibt eine Redewendung, die sagt: Wer keinen Kopf hat, hat Beine. Bei mir ist es umgekehrt. Wer keine Beine hat, hat einen Kopf."