Yamashina-Interview: Ein Jahr als Toyota-Teamchef

(Motorsport-Total.com) - Am 1. Juli 2007, am Renntag in Magny-Cours, hat Tadashi Yamashina im Zuge einer regulären Personalrochade den Posten des Toyota-Teamchefs von Tsutomu Tomita übernommen. Seither haben Jarno Trulli, Timo Glock und Ralf Schumacher 21 Punkte für die Japaner gesammelt. Im Interview zieht Yamashina, der übrigens am kommenden Wochenende beim Grand Prix von Frankreich nicht persönlich anwesend sein kann, eine Zwischenbilanz.

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Tadashi Yamashina hat am 1. Juli 2007 bei Toyota das Ruder übernommen

Frage: "Herr Yamashina, zum Großen Preis von Frankreich können Sie nun auf ein Jahr als Vorsitzender und Teamchef zurückblicken. Wie ist es gewesen?"
Tadashi Yamashina: "Ich habe es sehr genossen, und ganz besonders habe ich genossen, all die Mitarbeiter des Teams und die verschiedenen Kulturen kennen zu lernen, die im Team vertreten sind. Ich weiß, dass die Leistung und das Teamwork bei allen Kollegen besser und besser werden."#w1#

Spaß an der Arbeit

"Jeder Einzelne ist stark motiviert und eine der größten Aufgaben für mich ist, alle Mitarbeiter des Teams zu ermutigen - nicht nur im Rennteam, sondern auch die Mitarbeiter daheim im Werk, in den einzelnen Abteilungen. Ich möchte allen Mut machen und dieser Job macht mir wirklich sehr viel Spaß."

Frage: "Ist Ihre Rolle exklusiv auf die Formel 1 begrenzt?"
Yamashina: "Der Hauptteil meiner Tätigkeit liegt in der Formel 1 - ich würde sagen, dass sich 90 Prozent meiner Zeit darauf konzentrieren. Ich muss mich aber auch um den japanischen Motorsport mit Super GT, Formel Nippon und Formel 3 kümmern. Um NASCAR in den Vereinigten Staaten kümmert sich Toyota Racing Development USA."

Frage: "Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Ove Andersson gestorben ist?"
Yamashina: "Das war eine sehr traurige Nachricht. Ove war bei Toyota der erste Teamchef und hat mit Toyota eine Menge erreicht, im Rallyesport, in Le Mans und beim Aufbau des Formel-1-Teams. Die Nachricht von seinem Unfall war ein großer Schock und es versteht sich, dass alle im Team sehr traurig sind."

Frage: "Hat sich das Team über das vergangene Jahr verändert?"
Yamashina: "Ich glaube, das Team hat sich geändert und ist besser geworden. Aus technischer Sicht haben alle im Werk und im Rennteam zu mehr Leistung und Zuverlässigkeit beigetragen - das geht ja auch klar aus den Resultaten hervor. Wenn wir uns ein Ziel setzen, bemühen sich alle Ingenieure und Mitarbeiter im Team nach besten Kräften, dieses auch zu realisieren. Jeder leistet einen Beitrag und ich bin stolz auf die Anstrengungen, die unternommen werden, weil wir auch die Resultate sehen."

Frage: "Genießen Sie die Formel 1 als eine Herausforderung?"
Yamashina: "Die Herausforderung, in der Formel 1 zu konkurrieren, genieße ich sehr. Dieser Job ist ganz anders als meine vorherige Auslandstätigkeit am Toyota Technical Centre USA, weil die Resultate so unmittelbar sind."

"Wir haben alle zwei Wochen ein Rennen und nach jedem Rennen steht man vor den Konsequenzen - wenn ein Rennen nicht gut gelaufen ist, haben wir die Enttäuschung und müssen etwas unternehmen. Bei einem Straßenauto dauert die Entwicklung Jahre, das ist also eine große Veränderung für mich. Zum Glück machen mir die Herausforderungen Spaß, denen wir uns jeden Tag stellen müssen."

Optimistischer Blick in die Zukunft

Frage: "Blicken Sie zuversichtlich in die Zukunft des Teams?"
Yamashina: "Natürlich bin ich zuversichtlich, was die Zukunft des Teams angeht. Mein Ziel ist, dass jeder zu einer besseren Leistung beiträgt und dass unsere Leistung ständig besser wird. Jeder Mitarbeiter des Teams muss sich immer wieder fragen, wie er in seiner Rolle zu einer besseren Leistung beitragen kann, egal in welcher Position er tätig ist."

"Dies zu erreichen ist meine Aufgabe, und nach einem Jahr in dieser Position bin ich zuversichtlich, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Wenn die Richtung stimmt, dann kann ich sehen, wie alle im Team mit großer Entschiedenheit gemeinsam arbeiten."

Frage: "Was sind Ihre Ziele für 2008?"
Yamashina: "Wir träumen stets vom mittleren Platz auf dem Podest und werden niemals aufgeben, aber wenn man sich die Performance des Wagens ansieht, sieht man auch eine Lücke zu Ferrari, McLaren und BMW. Mein Ziel für das laufende Jahr ist daher, diese Lücke weiter zu schließen, Rennen in den Top 6 zu beenden und um einen Platz auf dem Podest zu kämpfen."

Frage: "Warum werden Sie beim Grand Prix von Frankreich nicht anwesend sein?"
Yamashina: "Ich muss an einem Aktionärstreffen bei Toyota Motor Corporation teilnehmen. Tatsächlich gab es hierüber schon eine lange Diskussion, weil ich wirklich, wirklich in Frankreich dabei sein wollte. Mir wurde aber gesagt, dass ich am Wochenende nach Japan kommen soll, damit ich beim Aktionärstreffen zugegen bin."

"Es handelt sich um ein reguläres Meeting, das dieses Mal nun leider mit dem Grand Prix zusammenfällt. Es ist schade, dass ich das Rennen verpasse, aber ich werde mir alles aus Magny-Cours im Fernsehen anschauen. Ich unterstütze das Team aus der Ferne und rufe die Leute im Team regelmäßig an, um zu erfahren, wie die Dinge laufen."