• 11.09.2008 14:01

  • von Roman Wittemeier

Wurz über Monza: "Ich liebe es!"

Honda-Testfahrer Alexander Wurz beschreibt eine schnelle Runde um den Highspeed-Kurs "Autodromo Nazionale di Monza"

(Motorsport-Total.com) - Monza steht für rote Fahnen, emotionale Momente und vor allem eines: Vollgas! Rund 70 Prozent einer Runde auf dem traditionsreichen Kurs drücken die Formel-1-Piloten ihren rechten Fuß bis zum Anschlag nach unten. Topspeeds im Bereich von knapp 350 km/h sind in jeder Runde das normale Maß. Die "Curva Grande", die berühmten "Lesmos", die "Parabolica" und alle weiteren Passagen lassen Motorsport-Herzen höher schlagen. Das geht nicht nur Fans so, sondern auch den Piloten selbst.

Titel-Bild zur News: Strecke

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"Monza ist eine ganz besondere Strecke", beschrieb Honda-Edeltester Alexander Wurz. "Die Lage, der Lärm der Tifosi, die alten Streckenteile im Hintergrund, der Name - ich liebe all das!" Seit 1950 wird im altehrwürdigen "Parco di Monza" gefahren. Mit einer Ausnahme (1980) fand dort jährlich der große Preis von Italien statt. Natürlich hat sich der Event im Laufe der Jahre verändert. Konnte man früher als "normaler Tourist" am Donnerstag vor dem Rennen für kleines Geld den normalen Eintritt für den Parkbesuch zahlen, sein Zelt aufschlagen und ein äußerst kostengünstiges Formel-1-Wochenende verleben, so haben Ecclestones Aufpasser auch in Monza heutzutage alles im Griff.#w1#

Eines hat sich trotz Umbauten, modernerer Strukturen und besserer Sicherheitsvorkehrungen nicht verändert: Der Grundcharakter der Strecke. "Es handelt sich um die einzige echte Hochgeschwindigkeitsstrecke im Kalender, und alles geht sehr schnell für die Fahrer", so Wurz. "Man braucht ein paar Runden, um sich an die Strecke zu gewöhnen - auch wenn man das ganze Jahr über dort gefahren ist." Die meisten der aktuellen GP-Piloten konnten ihre Monza-Kenntnisse erst kürzlich bei Testfahrten an gleicher Stelle auffrischen.

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"In Bezug auf den Fahrstil ist Monza eine unglaublich interessante Mischung. Einerseits muss man sehr rau mit dem Wagen umgehen und sehr aggressiv über die Bordsteine fahren. Andererseits muss man wegen des niedrigen Abtriebs sehr vorsichtig mit dem Gaspedal umgehen", sagte der Honda-Testpilot. "In der ersten Kurve ist der richtige Bremspunkt am wichtigsten. Man darf sich nicht verbremsen, was leicht passieren kann, da man mit 340 km/h angeflogen kommt. Und man muss immer über die Bordsteine fahren. Eine saubere Kurvenausfahrt ist wichtig, da die lange Gerade um Curva Grande folgt."

"Vor der zweiten Schikane muss wieder aus hoher Geschwindigkeit abgebremst werden. Der Bremsbereich ist holperig, und man muss sehr aggressiv über die Bordsteine fahren - das macht großen Spaß! Die beiden Lesmo-Kurven, die sehr glatt sind, werden im vierten Gang durchfahren. Die erste Kurve ist leicht erhöht. Der Wagen untersteuert in der Mitte der Kurve und übersteuert am Kurvenausgang. Es ist sehr wichtig, in der zweiten Lesmo-Kurve eine gute Fahrlinie zu finden, da man hier sehr leicht zu schnell oder zu langsam sein kann. Auch die Kurvenausfahrt ist wichtig."

"Dann folgt Ascari eine der besten Kurven in der Formel 1. Das Bremsen ist schwierig, da die Fahrbahn holperig ist und man bei der Einfahrt über den inneren Bordstein springt. Dann wird wieder Gas gegeben und die nächste Rechts-/Links-Kombination mit Vollgas genommen. Wenn man zu rasant fährt, untersteuert der Wagen oder der Abtrieb ist zu stark. Wenn man andererseits nicht schnell genug ist, verliert man zu viel Zeit, wenn die Räder den Bodenkontakt verlieren."

"Dann wird sehr spät in die letzte Kurve, die Parabolica, eingebremst. Die Bremsen werden rund 60 m lang betätigt, und wir schalten vom 7. in den 4. Gang. Der Wagen ist bei der Einfahrt immer sehr unruhig und man muss vor dem Scheitelpunkt wieder Gas geben. An diesem Punkt weiß man nicht, wo man bei der Ausfahrt die weiße Linie berühren wird. Keine leichte Situation!"